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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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übertragen.«
    »Bestimmt hat er den Mercedes gestohlen, um seinen alten Pontiac zu ersetzen.«
    »Wir prüfen besser die Fahrzeugnummer, dann sehen wir ja, wem er gehört.«
    Sie gingen zu dem Mercedes hinüber, der gerade an einen Abschleppwagen gehängt wurde.
    »Halt, wir müssen den Wagen erst überprüfen«, rief der jüngere Polizist.
    Die Männer vom Abschleppdienst traten beiseite, während die beiden Beamten die Fahrertür öffneten und am Armaturenbrett nach der Plakette mit der Nummer suchten. Dann sagte der jüngere Polizist in sein Funkgerät: »Wir brauchen den Besitzer des Fahrzeugs mit der Nummer 4DB-NG-7-0-JX-9K-234-299.«
    Dieses Mal meldete sich die Zentrale sogar noch schneller zurück.
    »Das Fahrzeug ist bei der kalifornischen Kraftfahrzeugbehörde registriert, ein Mercedes. Der Besitzer heißt Elias Claymore.«
    »Alles klar, danke«, sagte der Polizist und lächelte triumphierend.

Donnerstag, 20. August 2009 – 12.10 Uhr
    Martine befand sich in der Notaufnahme für Vergewaltigungsopfer der Polizeiwache an der Frank H. Ogawa Plaza. Im Gegensatz zu Bethel Newton waren von ihr keine vaginalen oder oralen Abstriche genommen worden und auch keine Fingernagelproben. Aber man hatte ihre Verletzungen fotografiert und per Klebeband Fasern von ihrer Kleidung entnommen, um nach Faserübereinstimmungen mit Louis Mannings Kleidung zu suchen.
    Die Opferbetreuerin, die sich um sie kümmerte, hatte sie gewarnt, dass Manning vermutlich versuchen würde, auf Einvernehmlichkeit zu plädieren, auch wenn Martines Version des Vorfalls durch ihre Verletzungen gestützt wurde. Es herrschte eine gedrückte Stimmung, als wollte man sie bereits darauf vorbereiten, dass Mannings Verteidiger ihren Ruf in Frage stellen würden.
    Das erinnerte Martine an einen ganz speziellen Strafverteidiger. Sie bat um Erlaubnis, einen Anruf zu tätigen, und zog ihr Handy aus der Tasche. Statt wie erwartet bei Alex’ Mailbox zu landen, weil er sein Telefon im Gerichtssaal ausgeschaltet hatte, erreichte sie ihn persönlich.
    »Martine, wo steckst du?«
    »Auf der Polizeiwache an der Ogawa Plaza.«
    »Warum? Was ist passiert?«
    »Ich wurde angegriffen.«
    »Was?«
    »Jemand hat versucht, mich zu vergewaltigen.«
    »Verdammte Scheiße! Wer?«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt. Ich habe ihm Pfefferspray ins Gesicht gesprüht, und die Polizei hat ihn verhaftet.«
    »Wie geht es dir?«
    »Ein bisschen durcheinander, aber unverletzt.«
    »Gott sei Dank!«
    »Ich wollte dich nur informieren. Mir geht’s gut. Mach dir keine Sorgen.«
    »Ich komme sofort auf die Wache.«
    »Brauchst du nicht. Ich bin hier wahrscheinlich sowieso in einer halben Stunde fertig.«
    »Ich bitte die Richterin um eine Unterbrechung.«
    »Wie gesagt, das brauchst du wirklich nicht.«
    »Will ich aber.«
    Sie biss genervt die Zähne zusammen, aber dann amüsierte sie Alex’ Reaktion doch ein wenig. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein Sturkopf bist?«
    »Nur meine Mutter.«
    Martine konnte nicht anders, sie musste lächeln. »Also gut, dann tu, was du nicht lassen kannst. Ich bin wie gesagt noch mindestens eine halbe Stunde hier.«

Donnerstag, 20. August 2009 – 12.15 Uhr
    »Habe ich Sie richtig verstanden, Mr Sedaka? Sie wollen, dass ich die Sitzung unterbreche, damit Sie Ihre Freundin besuchen können?«
    Richterin Wagners Tonfall war weniger verärgert als herablassend, ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass sie Alex’ Antrag für ungerechtfertigt hielt. Er konnte es ihr nicht verübeln.
    »Sie ist nicht meine Freundin, Euer Ehren, sondern eine befreundete Reporterin. Und es geht ihr gar nicht gut.«
    »Aber Sie haben doch gerade selbst gesagt, dass es sich nur um versuchte Vergewaltigung handelt und sie nicht einmal ins Krankenhaus musste.«
    »Ja, aber sie steht wahrscheinlich unter Schock und wird erst später realisieren, was passiert ist.«
    »Dann trösten Sie sie eben später. Im Moment haben wir hier einen Fall zu verhandeln.«
    »Euer Ehren, wenn ich gezwungen bin, unter diesen Umständen ein Kreuzverhör durchzuführen, könnte das meine Leistung beeinflussen.«
    »Sie werden hoffentlich zu vermeiden wissen, dass Ihrem Mandanten Nachteile aus Ihrer Sorge um Ihre Freundin erwachsen – Verzeihung, Ihre ›befreundete Reporterin‹.«
    »Natürlich werde ich mein Bestes geben. Aber ich bin aufrichtig in Sorge um Miss Yin, und das könnte meine Leistung schmälern. Und selbst wenn nicht, könnte mein Mandant das hinterher behaupten. Er

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