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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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auf der Dreizehnten Straße zu gelangen.
    Aber als er dort ankam, vergaß er in seiner Hast die grundlegendste Verkehrsregel: nach links und rechts zu sehen. Eine Sekunde später knallte ein Streifenwagen, den die Sicherheitsleute des Parkhauses alarmiert hatten, in die linke Seite des aquamarinfarbenen Mercedes und schleuderte ihn herum.

Donnerstag, 20. August 2009 – 11.50 Uhr
    »Auch wenn ein Opfer seinen Angreifer gekratzt hat, findet man in der Nagelprobe normalerweise eine große Menge DNA vom Opfer und nur wenig DNA vom Täter. Das ist natürlich ein Problem«, erklärte Alvarez.
    »Und lässt sich dieses Problem durch die Methode lösen, die Sie vorhin beschrieben haben? Indem man den Haupt- und den Nebenspender ermittelt?«
    Am Anwaltstisch war Alex inzwischen aufgefallen, dass Martine nicht im Pressebereich saß. Er war zwar neugierig, warum sie der Sitzung ferngeblieben war, konzentrierte sich aber wieder auf Alvarez’ Zeugenaussage.
    »Leider ist das oft nicht möglich, weil die schiere Menge an Opfer-DNA die Täter-DNA sozusagen erdrückt. Und wenn man diesen Umstand zu umgehen versucht, indem man das Nachweisgerät auf eine hochsensible Stufe stellt, erhält man eine Menge ›Hintergrundgeräusche‹, wie wir es nennen.«
    »Wie lösen Sie dieses Problem also?«
    »Wir beziehen die so genannte Y-STR mit ein. Das ist die DNA des Y-Chromosoms. Beim menschlichen Genom haben wir dreiundzwanzig Chromosomenpaare, und eins davon ist entweder ein XX-Paar, dann handelt es sich um eine Frau, oder ein XY-Paar beim Mann. Das Y-Chromosom ist also spezifisch männlich. Wir schauen uns siebzehn sorgfältig ausgewählte Marker auf dem Y-Chromosom an und suchen nach Tandem Repeats von zwei bis fünf Sequenzen.«
    Er drückte auf die Fernbedienung, und auf den Bildschirmen erschien der DNA-Strang eines Y-Chromosoms, auf dem mit Pfeilen verschiedene Stellen markiert waren.
    »Und wie bestimmen Sie, wie viele Short Tandem Repeats sich an diesen Positionen befinden?«
    »Zunächst zerschneiden wir die DNA mithilfe eines ähnlichen Verfahrens, wie wir es auch für die autosomale DNA verwendet haben.«
    »Wenn Sie zerschneiden sagen, meinen Sie dann wie mit einer Schere?«
    »Gewissermaßen, ja. Sie können sich das wie eine chemische Schere vorstellen.« Das war das Stichwort für die nächste Animation auf dem Bildschirm. »Die DNA wird in eine Lösung gegeben, zusammen mit Enzymen, die die DNA an bestimmten Stellen kurz vor und nach den Sequenzen, nach denen wir suchen, abschneiden. Dann spülen wir den Rest der DNA mit chemischen Lösungen ab.«
    Parallel zu Alvarez’ Erläuterungen war dieser Vorgang in der Animation zu sehen. Alex bemerkte das Lächeln auf den Gesichtern der Geschworenen.
    »Gut«, sagte Sarah. »Das erklärt, wie Sie die DNA in die passenden Fragmente zerteilen. Aber wie finden Sie anschließend heraus, welche Sequenzen sich in der Mischung befinden?«
    »Zunächst muss man sich Folgendes vergegenwärtigen: Je mehr Wiederholungen eine Sequenz aufweist, desto schwerer ist das Fragment. Und je schwerer das Fragment ist, desto langsamer bewegt es sich.«
    »Und inwiefern lässt sich das ausnutzen?«
    Alvarez drückte auf den Knopf, um die nächste Animation zu starten.
    »Wir fügen der DNA-Mischung verschiedene Farbstoffe bei, die sich dann, je nach Farbe, an bestimmte Fragmente heften. Dadurch können wir später zwischen den Fragmenten unterscheiden. Dann geben wir die Fragmente in ein dünnes Metallrohr und setzen es unter Strom. Dadurch bewegen sie sich in dem Rohr, wobei sich die leichteren Fragmente wie gesagt schneller bewegen als die schweren. Per Laser bestimmen wir, in welcher Reihenfolge die Fragmente am anderen Ende des Rohrs ankommen und in welcher Menge. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Ankunftszeit des Fragments verrät uns seine Länge, da die leichteren, also auch kürzeren Fragmente zuerst ankommen und die schwereren, ergo längeren, zuletzt. Die Farbe des Lichts verrät uns, um welches Fragment es sich handelt, sprich von welcher Position auf der DNA-Sequenz es stammt. Und zuletzt verrät uns die Helligkeit beziehungsweise Intensität des Lichts noch, wie viel von dem Fragment vorhanden ist. Mit anderen Worten: Sie verrät uns die Menge. Der Computer erstellt dann ein Protokoll, auf dem die Länge der Sequenzen an jeder markierten Position vermerkt ist. Die Menge findet keine Erwähnung, aber der Computer ignoriert alles unter dem vorher festgelegten Schwellenwert.«
    Sarah übernahm

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