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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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Ergebnisse produziert. Mit anderen Worten: Das Problem liegt im ausführenden Programm. Aber um das zu beweisen, müssen wir es mit dem Quellcode vergleichen.«
    »Falls es überhaupt eine Manipulation gibt, Euer Ehren«, schaltete sich Sarah Jensen ein, »was die Verteidigung erst noch beweisen muss.«
    »Wir haben bereits statistische Abweichungen aufgedeckt, die geradezu nach einer Manipulation schreien, und das nicht nur für diesen Prozess und diesen Bezirk, sondern für eine ganze Reihe. Die Verteidigung ist der Ansicht, dass dieser Anfangsverdacht mehr als ausreicht, um eine richterliche Anordnung zur Herausgabe des Quellcodes zu rechtfertigen.«
    Die Richterin warf Kenney einen fragenden Blick zu, um herauszufinden, ob er dem noch etwas hinzuzufügen hatte. Der Anwalt schüttelte den Kopf. Er hatte seinen Standpunkt hinreichend klargemacht.
    »Ich gedenke diese richterliche Anordnung zu bewilligen.«
    Kenneys Frust war nicht zu übersehen. Er würde noch vor Tagesablauf Berufung einlegen, das stand fest. Aber bis dahin hatte Ellen Wagner das gute Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
    Sie wandte sich an Andi. »Möchten Sie den Quellcode schriftlich oder elektronisch übermittelt haben?«
    »Elektronisch reicht völlig.«
    »Gut. LegalSoft wird hiermit dazu aufgefordert, der Verteidigung bis Dienstag früh zehn Uhr in elektronischer Form eine Kopie des Quellcodes zukommen zu lassen.«

    Freitag, 21. August 2009 – 12.30 Uhr
    »Die Verhandlungen fanden nicht nur in Abwesenheit der Geschworenen statt, sondern auch in Abwesenheit der Presse.«
    Martine Yins Nachfolgerin – eine Blondine Mitte zwanzig – berichtete über die neuesten Ereignisse bei Gericht. Sie war kurzfristig von ihren Pflichten als Wetterfee freigestellt worden und betrachtete ihre neue Aufgabe als einmalige Aufstiegschance. Aber sie war noch nicht wirklich firm in der neuen Materie. Den Prozess hatte sie zwar im Fernsehen verfolgt, doch von den Feinheiten des Strafrechts hatte sie wenig Ahnung. Daher stand ihr Martine, die sichergehen wollte, dass die Berichte auch in Zukunft korrekt und klar verständlich blieben, beratend zur Seite.
    »Der genaue Inhalt dieser Streitgespräche ist daher unbekannt, aber wir können bestätigen, dass im Büro der Richterin neben Elias Claymores Verteidigern und der Staatsanwaltschaft eine dritte Partei anwesend war. Dabei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den Rechtsbeistand von LegalSoft, der Softwarefirma, die das Bezirksgericht von Alameda County und viele andere kalifornische Gerichte mit Verwaltungssoftware ausstattet, unter anderem mit einem Programm zur Auswahl von Geschworenen.
    Direkt zu Beginn des Prozesses – am ersten Verhandlungstag – hatte die zweite Verteidigerin Andromeda Phoenix Einspruch gegen den gesamten Kandidatenpool erhoben, aus dem die Geschworenen ausgewählt werden sollten, mit der Begründung, Afroamerikaner seien darin unterrepräsentiert. Mrs Phoenix’ Einspruch wurde zunächst abgewiesen, aber das Thema könnte in einem Berufungsverfahren wieder aufgegriffen werden.«
    Mit der Fernbedienung in der linken Hand stellte Gene Vance den Ton des Fernsehers aus, bevor sie mit der rechten nach dem Telefon griff.
    »Hallo, ich würde gern einen Flug nach San Francisco buchen … ja, für heute Nachmittag.«

Freitag, 21. August 2009 – 14.50 Uhr
    Am Nachmittag brachte die Staatsanwaltschaft mit einem letzten Zeugen ihre Beweisführung zum Abschluss. Sie hatte Bethels herzzerreißende Aussage präsentiert, auch wenn deren Wirkung von Andis Kreuzverhör nachteilig beeinflusst worden war. Sie hatte die Ärztin in den Zeugenstand gerufen, die Bethel untersucht hatte, damit sie die auf eine Vergewaltigung hindeutenden Verletzungen bestätigte. All dies untermauerte Bethels Behauptung, vergewaltigt worden zu sein. Um auch ihre Identifizierung des Täters zu stützen, hatte sich die Staatsanwaltschaft allerdings auf Victor Alvarez verlassen. Und den hatte die Verteidigung zu dem Eingeständnis gezwungen, dass die statistische Wahrscheinlichkeit, die für Claymore als Vergewaltiger sprach, nicht ganz so groß war, wie es die Anklagevertretung gerne gesehen hätte.
    Daher befragte Nick Sinclair von der Staatsanwaltschaft Alameda jetzt den Augenzeugen Albert Carter, um den Geschworenen zu beweisen, dass sich Elias Claymore tatsächlich am Tatort aufgehalten hatte. Die Verteidigung sollte ruhig jedes einzelne Beweiselement der Anklage anfechten, aber die

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