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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und lieber bei Anton bleiben wollte. Ich könnte mir nicht vorstellen, auf einem Schiff zu fahren, und damit kam ich durch. Wir beiden sahen also den Erwachsenen und den vier Jungen hinterher, als sie auf dem Jeep zum Handelsort fuhren.
    Anton hat mich zwei Wochen lang jeden Tag vergewaltigt. Als die anderen zurückkamen, war ich schwer krank, was sie nicht weiter verwunderlich fanden, denn ich hatte ja vorgegeben, dass ich mich nicht wohlfühlte, bevor sie losfuhren. Ich konnte nichts bei mir behalten und trocknete innerlich aus. Anton hatte mir so detailliert geschildert, was mir bevorstünde, falls ich die Wahrheit sagen würde, dass ich die Sprache verlor. Ich wurde ins Bezirkskrankenhaus eingeliefert, wo man versuchte, mir Nahrung und Flüssigkeit zuzuführen. Das gelang mit der Zeit, doch dann stellte sich heraus, dass ich meinen Stuhlgang nicht kontrollieren konnte. Das wurde mit Darmkrämpfen erklärt, angeblich würde sich das wieder geben. Ich wurde auf den Hof zurückgeschickt. In Wirklichkeit aber hatte Anton mir beide Ringmuskeln im After zerstört, die den Stuhl regulieren. Der äußere Afterschließmuskel, musculus sphincter ani externus, ist willkürlich beeinflussbar, der innere aber nicht. Beide sind sehr wichtig, um den Darm richtig entleeren zu können, aber infolge der Verletzungen, die er durch sein gewaltsames Vorgehen verursacht hatte, waren sie bei mir nur noch sehr eingeschränkt funktionsfähig. Das hatte zur Folge, dass ich mir bei der geringsten Anstrengung in die Hose machte. Ich schämte mich so für diesen Zustand, dass ich mir die größte Mühe gab, ihn geheim zu halten. Ich drehte mir Windeln aus Toilettenpapier, die das meiste absorbierten, aber ich hatte immer Probleme, wenn ich meine Notdurft verrichten musste. Die damit verbundenen Verunreinigungen verursachten mir ständig Schmerzen im Afterbereich, die ich mit Eutersalbe zu lindern versuchte. Von der gab es ja glücklicherweise genug im Kuhstall. Während ich im Krankenhaus lag, hatte Anton gekündigt und sich aus dem Staub gemacht, ihn brauchte ich also nicht mehr zu fürchten. Doch jetzt verbündeten sich die anderen Jungen gegen mich, heutzutage würde man es Mobbing nennen. Sie zogen mich ständig damit auf, dass ich nach Scheiße stinken würde. Ich hörte auf zu essen und hoffte, dass meine Hose dadurch sauber bleiben würde. Ich nahm rapide ab und kam wegen Unterernährung ein weiteres Mal ins Krankenhaus.
    Die Leute auf dem Hof hatten allmählich genug von mir und meinem Zustand. Man wusste sich keinen anderen Rat, als mich in ein Heim für geistig Behinderte einzuweisen. Angeblich hatte ich auch über einen längeren Zeitraum hinweg weder geistig noch körperlich Fortschritte gemacht. Ich passte so gesehen tatsächlich nicht schlecht in dieses Heim, denn auch einige andere Insassen hatten gelinde gesagt ungewöhnliche Toilettengewohnheiten. Ich war auf jeden Fall nicht der Einzige, der nach Kot roch. Ich blieb drei Jahre dort und versuchte, mich gut einzufügen. Ich musste keine anstrengenden Arbeiten verrichten, worüber ich sehr froh war. Ich saß den ganzen Tag am Fenster, schwieg, sah nach draußen und wartete darauf, dass es wieder Zeit war, zur Toilette zu gehen.
    In einem Herbst musste ich noch einmal ins Krankenhaus. Die Wunden am After, die nicht heilen wollten, hatten sich entzündet, und ich bekam hohes Fieber. Antibiotika konnten das zwar kurieren, doch bei der Gelegenheit stellte der Arzt endlich fest, dass da etwas nicht in Ordnung war. Einfache Untersuchungen ergaben, dass die Schließmuskeln nicht funktionsfähig waren. Der Arzt am Bezirkskrankenhaus konnte nicht viel tun, aber er hatte zumindest die Idee, die Verunreinigungen mit einem Pfropfen zu unterbinden, bis ich zu einem Spezialisten nach Reykjavík geschickt werden konnte. Ich bekam Tampons, wie sie Frauen bei der Menstruation verwenden, und musste zwischen den Toilettengängen immer einen in den Enddarm stecken. Das hatte zumindest den Erfolg, dass die Wunden heilten. Aber aus meinem Besuch beim Spezialisten wurde vorerst nichts. Der Arzt war ein viel beschäftigter Mann und hatte mich wahrscheinlich bald wieder vergessen. Ich selber war natürlich nicht in der Lage, darauf zu bestehen, dass ich weiterbehandelt würde, und es war unklar, wer sonst irgendwelche Verantwortung für mein körperliches Wohlbefinden hatte.
    Eine Zeit lang durfte ich dann bei diesen guten Menschen auf dem Hof in Sandgil leben, doch nach einem überaus tragischen

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