Späte Sühne - Island-Krimi
Bedingungen. Mein Vater blieb zeit seines Lebens in Amt und Würden. Er ist seit vielen Jahren tot. Ich habe mich seit damals im Ausland aufgehalten und bin jetzt zum ersten Mal wieder in Island. Meine Laufbahn ist insofern ungewöhnlich, als ich immer im Außendienst war. Ich durfte auch sehr viel länger als üblich an den einzelnen Dienstorten bleiben, und ich habe mich nie um einen Botschafterposten beworben. Von diesem Arrangement wissen viele im Außenministerium, aber niemand kennt die genauen Hintergründe. Es kam sogar das Gerücht auf, ich könne wegen einer Lungenkrankheit das isländische Klima nicht vertragen. Ich habe nichts unternommen, um es aus der Welt zu schaffen. Einige werden entsandt, weil Bedarf für sie besteht, heißt es. Andere, weil ihre Anwesenheit im Heimatland nicht erwünscht ist.
Vor dem Gesetz ist mein Vergehen verjährt, doch meine Gefängniswächter hier werden eine Strafe für mich festsetzen. Ich hoffe, sie werden gnädiger mit mir verfahren als ich mit der bezaubernden Sunna, die sie so sehr liebten.«
Als Arngrímur geendet hatte, rauschte es im Lautsprecher. Anscheinend wurde das Mikrofon versetzt. Schließlich erklang die schwache, zittrige Stimme von Magnús: »Mein Name ist Magnús Magnússon. Ich war Polizeiwachtmeister in Hvolsvöllur, als 1975 der Hof in Sandgil niederbrannte. Ich bestätige hiermit die Richtigkeit der Aussage von Arngrímur in Bezug auf die Ereignisse, bei denen ich Zeuge war. Wahrscheinlich ist meine aktenkundige Aussage über dieses Unglück unpräzise.«
Man hörte ein Knacken, als die Aufnahme unterbrochen wurde, doch dann wurde das Gerät noch einmal in Gang gesetzt, Magnús’ Stimme klang ungewöhnlich schrill, als er hinzufügte: »Ich gestehe, dass ich die Unwahrheit gesagt habe, als ich meine Aussage über den Brand in Sandgil zu Protokoll gab.«
Mit dieser kurzen Erklärung endete die Aufnahme.
»Wo sind die beiden?«, fragte der Polizeipräsident schockiert.
Birkir zeigte ihm das Foto von dem Zettel, das Anna gemacht hatte. »Ich vermute, dass das eine Art Wegbeschreibung zu diesem Ort ist«, sagte er. »Wir sind dabei, es zu entschlüsseln.«
Das Bild wurde vergrößert und an die Tafel gehängt. Die Mitglieder des Einsatzkommandos starrten darauf und äußerten zahlreiche Theorien. GPS -Schnittpunkte, das Logo des Fernsehsenders Skjár 1, Seiten in einem Buch, Telefonnummern. Eine Bankverbindung.
Anna klopfte Birkir auf die Schulter.
»Guten Morgen«, sagte sie.
»Vielen Dank für das Foto«, sagte er.
»Keine Ursache«, entgegnete sie. »Ich habe noch mehr Neuigkeiten für dich.«
»Lass hören.«
»Ich habe die Proben aus Berlin im Labor untersuchen lassen. Die Ergebnisse sind da.«
»Und?«
»Auf dem Tisch lagen Münzen bei den Gipsstückchen. Die wurden wahrscheinlich dazu benutzt, um den Boden des Leuchters aufzudrücken und das Messer herauszuholen.«
»Ja?«
»Sie waren klebrig.«
»Das heißt?«
»An einer Münze pappten unter anderem Sonnenblumenkerne. Die habe ich untersuchen lassen, und es wurden Stoffe gefunden, die in geothermalem Salzwasser vorkommen. Kiesel, Mineralien und Algen.«
»Was lässt sich daraus schließen?«, fragte Birkir.
»Es handelt sich um eine Hautcreme, die in der Blauen Lagune hergestellt wird, Mineral Intensive Cream . Hat einer der Verdächtigen Hautprobleme?«
10:10
Gunnar versuchte, unauffällig zu verschwinden, nachdem er Arngrímurs Geständnis gehört hatte. Natürlich war es kaum möglich, sich auf zwei Krücken unauffällig zu bewegen, aber zumindest sagte er niemandem, was er vorhatte.
Draußen wartete ein Taxi auf ihn.
»Bankastræti«, sagte Gunnar, als er es geschafft hatte, sich auf den Vordersitz zu zwängen. Dann nannte er die Adresse eines Cafés. Er wusste, dass dort jeden Morgen ein Tisch für Emil Edilon, der nie etwas dem Zufall überließ, reserviert war. Er lud sich also kurzerhand mit ein, denn er brauchte dringend ein zweites Frühstück.
Der Schriftsteller saß an einem Tisch für zwei, doch der Kellner hatte den zweiten Stuhl entfernt, damit der Dichter Platz und Muße zum Kaffeetrinken und Nachdenken hatte. Zehn Minuten nach zehn humpelte Gunnar auf seinen Krücken zur Tür herein. Gleich bei der Tür angelte er sich einen freien Stuhl an einem Tisch für vier Personen. Zwei junge Frauen protestierten lautstark und erklärten, dass sie noch jemanden erwarteten, aber sie verstummten auf der Stelle, als sie aufblickten und Gunnars Gesicht
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