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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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denkbar, dass das Messer hier drin versteckt war?«, fragte sie Gunnar und Konráð. »Platz ist genug.«
    »Aber wozu denn, zum Kuckuck?«, fragte Konráð.
    »Zu der Tat, die damit verübt wurde«, sagte Anna.
    »Ja, aber es konnte doch niemand im Voraus wissen, dass Anton in Berlin sein würde«, wandte Konráð ein.
    »Anscheinend muss es aber jemand gewusst haben«, sagte Gunnar.
    Anna zeigte ihnen die Münzen und die Gipsbröckchen, die der Mann vom Erkennungsdienst eingesammelt hatte, und erklärte ihnen, wo sie sie gefunden hatte. »Derjenige, der diese Münzen hier auf dem Tisch aufgestapelt hat, konnte den Boden des Leuchters durchstoßen, indem er ihn hochhob und auf die Münzen niedergehen ließ.«
    »Helgi wird eine Erklärung dafür haben«, sagte Konráð. »Als wir hier am Tisch saßen, waren da nur die beiden Kerzenleuchter.«
    »Die nehmen wir mit nach Island«, sagte Gunnar. »Helgi ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Weg dorthin, und wir werden mit ihm reden, wenn wir wieder zurück sind.«
    »Die Verpackung ist unten im Keller«, entgegnete Konráð achselzuckend. »Das war eine spezialangefertigte Kiste, die wir für die Rücksendung aufbewahrt haben.«
    17:55
    Nachdem der Botschaftsfahrer Birkir vor dem Hotel abgesetzt hatte, war er zur Residenz des Botschafters gefahren, um dessen Frau abzuholen und sie zur Botschaft zu bringen.
    Arngrímur brachte sie zu Gunnar. Der Botschafter war ins Felleshus gegangen, nachdem das Gespräch zwischen ihm und Birkir beendet war. »Frau Hulda Björnsson«, sagte er feierlich.
    Gunnar stand auf. »Mein Name ist Gunnar«, sagte er.
    Die Frau maß ihn einen Augenblick von Kopf bis Fuß und ging dann lächelnd auf ihn zu.
    »Aha, ein waschechter isländischer Kriminalbeamter, wie reizend«, sagte die Frau und streckte ihre Hand aus.
    Sie war von kleiner Statur, genau wie ihr Mann, und sah ihm sogar ein wenig ähnlich, zumindest was die Figur betraf. Nur ihr Alter hielt Gunnar davon ab, auf den fünften oder sechsten Monat zu tippen.
    »Willst du mich verhören, Schätzchen?«, fragte sie, nachdem sie Gunnar die Hand gegeben hatte.
    Um Menschen, die größer waren als sie selbst, in die Augen blicken zu können, hatte sie es sich zur Angewohnheit gemacht, ganz dicht an ihr Gegenüber heranzutreten und den Kopf so weit wie möglich in den Nacken zu legen. Ihr rundliches kleines, auf jugendliche Frische geschminktes Gesicht war umrahmt von einer blonden Dauerwelle.
    »Ich muss von dir hören, was du über den Sonntagabend zu sagen hast«, entgegnete Gunnar, dessen Kinn im kräftigen Doppelkinn verschwand, als er seinen Kopf nach unten beugte, um der Frau ins Gesicht sehen zu können.
    »Schätzchen, wie soll ich mich denn an so was erinnern können. Man trifft ja so viele Leute, und man vergisst das alles gleich wieder.«
    Gunnar bekam einen steifen Hals von dieser Haltung, deswegen trat er vorsichtig ein paar Schritte zurück und ließ sich auf den Stuhl fallen.
    »Bitte, nimm Platz«, sagte er und deutete auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tischs.
    Die Frau setzte sich und wandte sich an Botschaftsrat Arngrímur. »Mein lieber Arngrímur, lass mir bitte einen Caffè Latte bringen, und dem Polizisten dort auch.«
    Sie wandte sich wieder Gunnar zu. »Du trinkst doch einen Latte, oder nicht, Schätzchen?«
    Gunnar spürte, dass es zwecklos war, das Angebot auszuschlagen. Sie würde keine Ruhe geben, bis er etwas akzeptiert hatte. Er sah Arngrímur an, zuckte mit den Achseln und sagte: »Vielleicht auch zwei, drei belegte Brote dazu.«
    Arngrímur nickte. »Ich rufe sofort in der Cafeteria an und bitte jemanden, uns Kaffee und belegte Brote zu bringen.«
    »Gut«, sagte Hulda. »Und ich und der Polizist dürfen auf keinen Fall gestört werden.«
    Arngrímur ließ sich nicht das Geringste anmerken, was er von dieser Bemerkung hielt. Er verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    »Manchmal finde ich, dass er sich unnötig viel in alles einmischt«, flüsterte Hulda.
    Gunnar schaltete das Diktafon ein und sagte müde: »Berlin, isländische Botschaft, Dienstag, dreizehnter Oktober. Gunnar Maríuson spricht mit Frau Hulda Björnsson.«
    »Schätzchen, du brauchst doch nicht so förmlich zu sein«, erklärte Hulda mit einer abwehrenden Handbewegung.
    »Du bist mit Botschafter Konrað Björnsson verheiratet, nicht wahr?«, fragte Gunnar.
    »O ja, seit meinem achtzehnten Lebensjahr. Damit muss man sich wohl abfinden.«
    »Erzähl mir vom Sonntag. Warst

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