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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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es mir einfach nicht gesagt.«
    »Wäre Anton ohne dich mit dem Botschafter in ein Restaurant gegangen?«
    »Nein. Er hätte mich angerufen, und ich wäre ihnen gefolgt. Mein Handy ist immer an, auch wenn ich frei habe. Einige von den besseren Restaurants hier in der Stadt sind daran gewöhnt, dass Gäste mit Bodyguards kommen. Da gibt es sogar Extratische für unsereins, von wo aus man alles im Blick hat. Die Oberkellner sind dafür zuständig, das scheint ziemlich lukrativ für sie zu sein.«
    »Trägst du bei deiner Arbeit Waffen?«
    »Das ist Berufsgeheimnis. Ich besitze allerdings diverse Waffenscheine.«
    »Hatte Anton Familie in Island?«
    »Nein. Seine Eltern sind tot, er hat keine Geschwister, und über seine restlichen Anverwandten sprach er immer sehr schlecht. Es gibt ein Testament.«
    »Erbst du etwas?«
    »Nein«, antwortete Búi grinsend. »Anton hat mir unmissverständlich klargemacht, dass ich keinen Cent bekommen würde, sollte er abkratzen. Er sagte, meine Aufmerksamkeit könnte nachlassen, wenn ich mir Hoffnung auf eine Erbschaft machte.«
    »Hatte er recht damit?«
    »Man kann nie wissen.«
    »Weißt du, wer die Erben sind?«
    Búi zuckte mit den Achseln. »Er hat manchmal darüber gesprochen, dass sein Besitz an Waisenkinder in Indonesien gehen sollte.«
    »Was für eine schöne Geste von ihm«, bemerkte Birkir in abschätzigem Ton.
    Búi lächelte schwach. »Ja, man kann sagen, dass Anton ein Kinderfreund war.«
    »Wir wissen, dass Anton pädophil war. Wie ist er an diese Kinder herangekommen?«
    Birkir stellte diese Frage so beiläufig, als handele es sich um eine ganz normale Fortsetzung der bereits gestellten Fragen, und einen Augenblick lang hatte es den Anschein, als sei Búi bereit, darauf zu antworten, doch dann sog er scharf die Luft ein.
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte er.
    »Du kannst auspacken, der Mann ist tot. Du bist ihm keine Loyalität mehr schuldig.«
    Búi schwieg.
    »Sind die Interessen bei dir vielleicht ähnlich gelagert?«, fragte Birkir. »Müssen wir uns dahinterklemmen?«
    »Ich kaufe nur erwachsene Frauen, die wissen, was Sache ist«, erklärte Búi. »Prostitution ist ein legales Gewerbe in Berlin.«
    »Das kann sein«, entgegnete Birkir und fragte dann: »Ist es denkbar, dass Antons sexuelle Präferenzen etwas mit seinem Tod zu tun haben?«
    Búi schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Dieses Gespräch ist beendet.«
    Er stand auf, ging in das angrenzende Zimmer, machte die Tür hinter sich zu und schloss ab.
    17:15
    Die Mitarbeiter des deutschen Erkennungsdienstes nahmen unverzüglich ihre Arbeit im dritten Stock der isländischen Botschaft auf. Man hatte vereinbart, sich auf diesen Bereich zu konzentrieren, den Flur, die Toilette und das Büro des Botschafters, ebenso wie den Treppenaufgang zum zweiten Stock und die Aufzugkabine. Spurensicherungspulver wurde auf sämtliche Stellen gepinselt, die von jemandem hätten berührt werden können, dunkles Pulver auf helle Flächen und helles Pulver auf dunkle Flächen. Jeder Fingerabdruck wurde fotografiert und anschließend mit durchsichtiger Klebefolie abgezogen und auf einem Stück Pappe befestigt. Sämtliche Flächen wurden mit einer Speziallampe auf mögliche Blutflecke hin untersucht. Fußböden und Mobiliar wurden systematisch abgesaugt, wobei sich alles lose Material in den Filtern sammelte, die sorgfältig in Schachteln verpackt und beschriftet wurden.
    Der Botschafter hatte bestätigt, dass sämtliche Gäste im Lauf des Abends und der Nacht irgendwann einmal oben in seinem Büro gewesen waren, also würden ihre Fingerabdrücke nur in eingeschränktem Maße Beweiskraft haben. Es war jedoch denkbar, dass man von ihrer Position und Beschaffenheit her Rückschlüsse auf den Gang der Ereignisse ziehen konnte. Die meisten Abdrücke stammten aber vermutlich von Botschaftsangehörigen oder anderen Besuchern, so dass es schwierig werden konnte, ein Gesamtbild zu erstellen. Auf jeden Fall ging es darum, den Tatort jetzt mit aller Gründlichkeit zu untersuchen, zu einem späteren Zeitpunkt würde das nicht mehr möglich sein. Es galt abzuwarten, ob sich daraus verwertbare Indizien ergeben würden.
    Anna hatte nicht viel zu tun. Sie beobachtete die Deutschen bei ihrer Arbeit, setzte ihre Initialen unter sämtliche beschrifteten Proben und ging in regelmäßigen Abständen nach draußen, um zu rauchen.
    Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf das Büro des Botschafters. Der ausladende

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