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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Geschichte durchdrungen ist«, sagte er. »Schade, dass wir im Dienst sind. Ich wäre gern ein paar Tage länger hiergeblieben, um mich umzusehen.«
    »Ich habe Hunger«, erklärte Gunnar. Seine Blicke wanderten zum Europa-Center auf der anderen Seite hinüber, einem sehr viel weniger interessanten Gebäude. Das Mövenpick befand sich im ersten Stock dieses seelenlosen Kastens.
    Der Kellner ließ sich nichts anmerken, als Gunnar eine doppelte Portion Wiener Schnitzel und zwei große Bier bestellte. Birkir und Anna entschieden sich für Hähnchenbrust und Wasser.
    Nachdem sie bestellt hatten, fragte Birkir: »Was wissen wir nach diesem Tag über den Mord?«
    »Wir haben einen hochinteressanten Handabdruck vom Schreibtisch«, antwortete Anna. »Und es ist ziemlich wahrscheinlich, dass die Mordwaffe in einem hohlen Kerzenleuchter in die Botschaft eingeschleust wurde. Wenn das nachzuweisen ist, sind wir einen großen Schritt weitergekommen. Ansonsten hat die Tatortanalyse keine besonderen Hinweise ergeben. Der Tathergang kann aber möglicherweise rekonstruiert werden, wenn wir Zeugenaussagen bekommen.«
    »Der deutsche Kommissar und ich haben versucht, mit dem Messer durch die Eingangsschleuse aus dem Felleshus in den Innenhof zu kommen. Der Metalldetektor hat sofort reagiert, und die innere Tür öffnete sich nicht. Der Sicherheitsbeauftragte sagte aber, dass es am Sonntag möglicherweise etwas anders war. Da war der gesamte innere Bereich geschlossen, und der Botschafter hat die Gäste mit seiner Chipkarte eingelassen. Sonntags ist auch kein Wachposten an der Tür, und der Botschafter konnte sie öffnen, auch wenn der Metalldetektor sich gemeldet hätte. Es ist nicht laut und verstummt auch gleich wieder, wenn die Tür mit einer Karte geöffnet wird. Der Sicherheitsbeauftragte am Eingang kümmert sich nicht darum, und eine solche Abweichung wird auch nicht elektronisch registriert.«
    »Ich gehe nicht davon aus, dass der Botschafter auf die Idee gekommen wäre, seine Gäste zu durchsuchen, selbst wenn da irgendetwas gesummt hätte. Die Möglichkeit müssen wir offenhalten«, sagte Birkir.
    »Es hat sich außerdem herausgestellt, dass der Mörder vermutlich Rechtshänder ist«, sagte Gunnar. »Dadurch können wir wohl eventuelle Linkshänder in der Gruppe ausschließen. Die Frau des Botschafters ist Linkshänderin, zumindest hat sie ihre Kaffeetasse in der linken Hand gehalten.«
    »Der Botschafter ist Rechtshänder«, sagte Birkir.
    »Er ist also noch im Spiel«, sagte Gunnar. »Wir müssen die Aufnahmen der Sicherheitskameras genauer unter die Lupe nehmen, vor allem die Sequenz, wo die Gäste in der Nacht die Botschaft verlassen. Und außerdem müssen wir noch sechs Zeugen vernehmen und ihnen Finger- und Handabdrücke abnehmen.«
    Birkir nickte und sagte: »Am meisten irritieren mich diese Aussagen, dass Anton erst am Sonntagmittag beschlossen hat, in die Botschaft zu gehen. Der Täter hat also nur ganz wenig Zeit gehabt, sich eine Waffe zu beschaffen, und das passt absolut nicht zu der Theorie, dass sich das Messer in dem Kerzenleuchter befunden hat.«
    »Wie kann man das unter einen Hut bringen?«, fragte Gunnar.
    »Meiner Meinung nach war der Mord nicht geplant«, sagte Birkir. »Meiner Meinung nach hat sich das Messer zu einem anderen Zweck dort befunden, kam aber auf einmal gut zustatten, als der Mörder befand, dass Anton lange genug gelebt hatte.«
    »Glaubst du, dass der Mörder ein anderes Opfer im Visier hatte?«, fragte Gunnar.
    »Ja. Möglicherweise hat er ihn aber auch mit jemandem verwechselt.«
    »Und wer hätte dann das Opfer sein sollen?«, fragte Gunnar.
    »Vielleicht der Botschafter«, antwortete Birkir. »Es passierte ja alles in seinem Büro. Anton und er haben auch eine ziemlich ähnliche Figur.«
    »Dann ist der Botschafter möglicherweise in Gefahr. Und der Grund dafür?«
    »Der Mann ist umstritten. Vielleicht weiß er etwas, was für jemand anderen hoch peinlich ist. Irgendjemand hat erwähnt, dass er an seinen Memoiren schreibt.«
    »Müssen wir den Mann dann nicht warnen?«, fragte Gunnar.
    »Ich rufe nachher noch diesen Sigmundur aus dem Ministerium an und werde ihm vorschlagen, dass der Botschafter in seiner Residenz bleibt, bis er nach Island fliegt«, sagte Birkir.
    »Wenn das Messer tatsächlich in dem Kerzenleuchter versteckt war, steht der Künstler natürlich zuoberst auf der Liste der Verdächtigen«, sagte Gunnar. »Sollen wir ihn in Island verhaften lassen?«
    »Nein, wir tun

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