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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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genommen. Damit war ihre Aufgabe in Berlin beendet, sie würde am nächsten Tag über Kopenhagen nach Island zurückfliegen.
    Der Botschafter und seine Frau waren nach Hause gefahren, und auch die Botschaftsangehörigen hatten Feierabend gemacht. Nur noch Arngrímur war im Haus.
    Birkir sah sich noch einmal gründlich im Konferenzraum um, in dem das Essen und die Party stattgefunden hatten. Wenn dort nichts Verdächtiges zutage kam, gab es keinen Grund, den Raum zusätzlich noch von Mitarbeitern des deutschen Erkennungsdienstes untersuchen zu lassen. Birkir kroch auf allen vieren herum, um nach Blutspuren oder etwas anderem zu suchen, was der Mörder aus der oberen Etage mit nach unten gebracht haben konnte, doch ohne Erfolg. In dem fast leeren Rotweinkarton unter dem Tisch fand er allerdings den Gästeausweis des Sonnendichters. Unter einem der Stühle lag der Karton einer Cognacflasche, und als er hineinguckte, steckte ein einzelner Damenschuh darin.
    Zum Schluss lieh Birkir sich Annas Kamera aus und fotografierte das Zimmer systematisch. Danach ließ er Arngrímur wissen, dass die Aufräumarbeiten beginnen konnten. Der hatte eine spezielle Putzfirma engagiert, die dafür sorgen würde, dass die Botschaft am nächsten Morgen tadellos sauber war und für den Publikumsverkehr geöffnet werden konnte.
    Anna gab grünes Licht für die Reinigung der dritten Etage. Außerdem musste ein Klempner bestellt werden. Die Leute vom Erkennungsdienst hatten den Siphon am Waschbecken auf der Toilette entfernt und den Inhalt in einen Plastikbehälter mit Schraubdeckel fließen lassen. Es war rötlich gefärbtes Wasser, was darauf hindeutete, dass jemand sich dort Blut abgewaschen hatte. Die Leute vom Erkennungsdienst durften das Waschbecken aber nicht selber wieder in Ordnung bringen, das musste ein Sanitärfachmann erledigen. Arngrímur schrieb »Defekt« auf ein weißes Blatt und klebte es an die Tür zur Toilette. Das hatte Zeit.
    Obwohl Gunnar nach seinem Gespräch mit der Frau des Botschafters drei belegte Brote verputzt hatte, war er schon wieder hungrig. »Jetzt gehen wir essen«, sagte er zu Anna und Birkir, als sie ihr Gepäck holten.
    Arngrímur fragte, ob sie irgendwelche besonderen Wünsche hätten. Ohne die anderen zu fragen, antwortete Gunnar: »Wiener Schnitzel im Mövenpick Restaurant im Europa-Center.«
    Arngrímur lächelte. »Keine schlechte Wahl«, sagte er. »Da ist auch die Küche so spät noch offen, dort seid ihr gut bedient. Euer Hotel liegt auf dem Weg, ihr könnt also erst euer Gepäck einstellen.«
    Arngrímur bestellte ein Taxi und begleitete sie nach draußen. Zu Anna sagte er: »Der Botschaftsfahrer holt dich morgen früh am Hotel ab und bringt dich zum Flughafen.«
    Das Taxi traf ein, und der Fahrer verstaute das Gepäck im Kofferraum. Gunnar setzte sich auf den Beifahrersitz und nannte dem Fahrer den Namen des Hotels. Die Fahrt dorthin dauerte vier Minuten, und als das Taxi vor dem Eingang hielt, kam ein uniformierter Portier mit einem Handwagen heraus.
    Gunnar stieg aus und wechselte ein paar Worte mit dem Portier, der nickte. Dann lud er das Gepäck, das Gunnar aus dem Kofferraum holte, auf seinen Handwagen.
    »Europa-Center, Mövenpick«, sagte Gunnar zum Taxifahrer, nachdem er wieder zugestiegen war. Anschließend wandte er sich an Anna und Birkir und sagte ihnen, dass der Portier das Gepäck erst einmal auf sein Zimmer bringen würde.
    Nach nicht einmal zehn Minuten hielt das Taxi erneut. Birkir bezahlte. Als sie ausstiegen, waren sie mitten ins Großstadtleben eingetaucht. Sie befanden sich auf einem großen Platz zwischen großzügigen Alleen mit lebhaftem Verkehr. Es waren aber keineswegs die vielen Autos, auf die sich ihre Aufmerksamkeit richtete, sondern die Ruine der alten Kirche mitten auf dem Platz. Das zerbombte Monument beschwor die Erinnerung an eine andere Wirklichkeit herauf, eine ewige Mahnung an die schlimmsten Jahre dieser bedeutenden Stadt. Neben der Kirche ragte ein moderner fünfeckiger Turm auf, der nicht ganz so hoch wie die Ruine war, und auf der anderen Seite befand sich ein niedriges, oktagonales Gebäude im gleichen Stil. Die Fenster waren aus bläulichem Glas und von innen erleuchtet.
    »Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche«, sagte Gunnar ehrfürchtig. »Und daneben der Glockenturm und die Kapelle.«
    »Ich habe diese Gebäude auf Fotos gesehen«, sagte Anna und zündete sich eine Zigarette an. »Sehr eindrucksvoll.«
    Birkir nickte. »Man spürt, dass diese Stadt von

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