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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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wollte, schwieg er jedoch.
    »Hören wir uns erst einmal an, was Magnús dazu zu sagen hat«, erklärte er schließlich nach längerem Überlegen.
    Magnús’ Landcruiser stand im Dunkeln in der Auffahrt zur Garage neben dem Haus.
    »Komm mit«, sagte Birkir zu Dóra. »Du solltest bei dieser Besprechung unbedingt dabei sein.«
    Sie gingen hinauf zum Haus, in dem nirgendwo Licht war. Niemand kam zur Tür, als Birkir die Klingel betätigte, und sie hörten keinerlei Lebenszeichen von drinnen.
    »Sie müssen hier sein«, sagte Birkir. Er wählte ein weiteres Mal Magnús’ Handynummer, doch jetzt meldete sich nur die elektronische Stimme mit der Standardmitteilung, dass das Handy entweder abgeschaltet sei oder sich außerhalb des Netzbereichs befinde. Daraufhin rief er Gunnar an. Bei ihm klingelte es lange, und schließlich meldete sich die Voicemail.
    »Was für einen Klingelton hat Gunnar?«, fragte Dóra.
    »Er ändert ihn doch dauernd«, antwortete Birkir. »Zuletzt war es eine Schiedsrichterpfeife.«
    »Ich hab das Gefühl, als hätte ich die gerade eben gehört«, sagte Dóra. »Ruf noch mal die Nummer an.«
    Birkir tat das, und Dóra deutete in Richtung der Auffahrt. Sie gingen dem schwachen Geräusch nach und bogen um die Ecke des Hauses, wo das Auto stand. Das Trillern der Pfeife wurde lauter, je mehr sie sich dem Landcruiser näherten.
    »Da sitzt jemand rechts vorne«, sagte Dóra.
    Birkir öffnete die Tür zum Beifahrersitz, wo Gunnar schwer keuchend mit beiden Händen an einem starken Klebeband zerrte, mit dem jemand ihn am Hals an der Kopfstütze festgebunden hatte. Gunnar versuchte, mit seinen klobigen Fingern das Klebeband zu lockern, um Luft zu bekommen. Sein Telefon klingelte immer noch, es lag auf dem Boden hinter seinem Sitz.
    »Ich hab eine Schere dabei«, erklärte Dóra ruhig und schob Birkir zur Seite. Sie holte eine zierliche Nagelschere aus ihrer Tasche und nahm das Klebeband vorsichtig in Angriff. Als sie es zerschnitten hatte, riss Gunnar es sich vom Hals, sank nach vorn und blies wie ein Wal.
    »Wo ist Magnús?«, fragte Birkir.
    »Die … die haben ihn sich geschnappt«, ächzte Gunnar.
    Birkir griff zum Telefon, um einen Krankenwagen zu rufen.
    »Welche die?«, fragte Birkir, als er die Bestätigung erhalten hatte, dass der Wagen unterwegs sei.
    »Ich … ich … weiß es nicht.«
    »Hast du Verletzungen am Hals?«, fragte Birkir.
    »Weiß nicht … Es tut weh beim Atmen«, sagte Gunnar.
    Nach einiger Zeit wurden seine Atemzüge ruhiger.
    »Es geht schon etwas besser«, sagte er. »Aber da ist irgendwie immer noch so ein Kloß im Hals.«
    »Du musst zum Arzt.«
    Gunnars Kopf sank auf die Brust. »Verdammt, hab ich Schiss gehabt«, flüsterte er. »Ich dachte, die würden mich strangulieren.«
    »Was ist passiert?«, fragte Birkir.
    »Nachdem Magnús hier vorgefahren war, haben sie auf beiden Seiten die hinteren Türen aufgerissen, nach den Gurten gegriffen und sie straff angezogen.«
    »Waren es viele?«
    »Ich hab nur drei gesehen.«
    »Habt ihr versucht, euch zu wehren?«
    Gunnar fiel das Sprechen schwer. Er flüsterte: »Ich konnte mich wegen der Schmerzen im Rücken und in der Brust nicht rühren, deswegen fiel ich sofort aus, und sie hatten ein leichtes Spiel, mich mit dem Klebeband an die Kopfstütze zu binden. Magnús hat sich nach Kräften gewehrt. Ich glaube, er hat zum Schluss das Bewusstsein verloren, weil sie so fest an dem Gurt gezogen haben, der ihm die Kehle abschnürte. Und dann haben sie ihm Hände und Füße mit diesem Klebeband umwickelt. Er war schlaff wie ein Sandsack, als sie ihn aus dem Auto gezerrt haben.«
    »Hast du ihre Gesichter gesehen?«
    »Die hatten Strickmützen auf und irgendwelche Tücher vor dem Gesicht. Ich konnte eigentlich gar nichts erkennen.«
    »Hältst du es für möglich, dass es der Sonnendichter und Lúðvík gewesen sein könnten?«
    »Keine Ahnung, aber einer von ihnen war mindestens so groß wie der Dichter. Wieso denkst du, dass sie es waren?«
    »Sie sind der Meinung, dass Magnús damals im Zusammenhang mit dem Brand in Sandgil eine falsche Aussage zu Protokoll gegeben hat, ebenso wie Arngrímur Ingason. Sie haben vermutlich vor, von den beiden ein Geständnis zu erzwingen, dass Arngrímur die Schuld an dem Brand trug.«
    Gunnar sah Birkir an. »Mann, da eröffnet sich ja eine ganz neue Dimension in diesem Fall«, sagte er. »Du musst dich sofort mit dem Polizeipräsidenten in Verbindung setzen.«
    20:30
    Im Polizeihauptgebäude an der

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