Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
Vom Netzwerk:
nach ihr verlangt, er wollte reden. Wie du mir, so ich dir, dachte sie. Sie ließ ihn in den Verhörraum bringen, dann aß sie einen Apfel und eine Mohrrübe. Als sie fertig war, wusch sie sich sorgfältig die Hände. Danach rief sie Anders an und sagte, dass sie heute sehr spät nach Hause kommen würde. Schließlich holte sie Anette Hultin aus ihrem Büro, und sie gingen gemeinsam in den Raum, in dem Dohuk bereits auf seinem Stuhl saß und wartete. Die beiden Frauen nahmen ihm gegenüber Platz. Nyström faltete die Hände in ihrem Schoß, Hultin setzte sich mit geradem Rücken auf ihren Stuhl.
    »Was hast du uns nun zu sagen?«, fragte Nyström. Sie sah in Dohuks dunkle Augen. Er hatte jetzt einen Bartschatten im Gesicht. Den hatte er heute Nachmittag noch nicht gehabt, dachte sie. Dohuk räusperte sich, bevor er zu sprechen begann. Seine Stimme war heiser, aber er sprach ein sehr gutes, akzentfreies Schwedisch.
    »Ich habe einen Cousin. Er heißt Karim Sahid. Er hat vor einigen Jahren Asyl beantragt. Er durfte eine Zeit lang in Schweden bleiben, dann sollte er zurückkehren in unser Land. Doch alles ist zerstört. Alles, was er einmal hatte, ist weg. Seine Familie, seine Brüder, alle sind gestorben. Die Tischlerei, die er einmal hatte, gibt es nicht mehr. Das Haus, in dem er gelebt hat, ist eine Ruine. Was soll er dort? Sterben? Wie seine Ziegen? Wie seine Brüder?«
    Dohuk rieb an seiner Wange, dann fuhr er fort.
    »Karim wollte leben. Als seine Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen war, ist er aus Södertälje abgehauen und hat sich versteckt. Unter anderem hier, bei mir und meiner Familie, in Växjö.«
    »Und am letzten Samstag ist er mit deinem Taxi gefahren?«, fragte Nyström.
    »Es war ein Notfall. Ich war krank, ich hatte hohes Fieber. Aber ich brauchte die Schicht, ich brauchte das Geld. Samstage sind die besten Tage, man kann dreimal so viel verdienen wie an normalen Wochentagen. Da hat sich Karim angeboten. Er kann gut Auto fahren, niemand hätte etwas gemerkt. Er spricht genug Schwedisch, und mit dem Navigationsgerät ist das Fahren kinderleicht.«
    »Aber es ist etwas passiert?«
    »Ja, am Abend, als er diese Fahrt raus nach Ramnåsa hatte. Plötzlich funktionierte das Navigationsgerät nicht mehr, und Karim hat sich verfahren. Er hatte keine Karte im Auto, er wusste nicht, wo er war.«
    »Und deshalb hat er dich angerufen.«
    »Ja. Ich habe ihm dann den Weg am Telefon erklärt. Es hat alles etwas gedauert. Schließlich ging das Navi wieder, es war nur ein Wackelkontakt mit der Stromversorgung. Aber so kam die Verspätung zustande.«
    Es ergab alles Sinn, was Melin Dohuk erzählte.
    »Dein Cousin, Karim, wo ist er jetzt?«, fragte Hultin.
    »Jetzt ist er in Sicherheit«, sagte Dohuk mit Bestimmtheit. »Ihr werdet ihn nicht finden.«
    »Hast du deshalb bis jetzt geschwiegen? Damit Karim fliehen konnte?«, fragte Nyström.
    Dohuk antwortete nicht. Aber das war auch nicht nötig.
    »Das wird für dich nicht ohne Konsequenzen bleiben, das ist dir doch wohl klar!« Hultin war aufgebracht. »Zum einen hast du eine wichtige polizeiliche Ermittlung blockiert, zum anderen hast du einen von den Behörden gesuchten Ausländer versteckt und ihm zur Flucht verholfen! Ganz zu schweigen von der Taxigeschichte: Fahren ohne Lizenz, ohne Arbeitserlaubnis, womöglich ohne Führerschein!«
    »Anette, bitte!«, sagte Nyström. Es klang eine Spur schärfer, als sie es beabsichtigt hatte.
    »Ist doch wahr!«, entgegnete Hultin. »Wenn er ...«
    »Karim hat etwas gesehen«, sagte Dohuk leise. Beide Frauen sahen ihn überrascht an.
    »An dem Abend, auf dem Weg, als er diese Bauern abholen sollte.«
    »Was hat er denn gesehen?«, fragte Nyström.
    »Auf dem Waldweg zu dem Haus der Bauern ist ihm ein Auto entgegengekommen. Da, wo der ermordete Alte gewohnt hat. Einer dieser orange-blauen Mietwagen.«
    »Ein Auto von Bonnet? Das könnte uns wirklich helfen. Konnte er den Fahrer erkennen? Wie sah der Mann aus?«, fragte Hultin.
    Jetzt sah Dohuk erstaunt aus. Erst sah er Hultin an, dann Nyström.
    »Es war kein Mann. Es war eine Frau, die den Wagen gefahren hat.«
    16
    Er klappte den weißen Laptop der Ärztin zu und schob ihn zurück unter das Bett. Nun wusste er, was er zu tun hatte.
    M. stand für Maria.
    Heilige Mutter Gottes, bitte für uns Sünder.
    Jetzt und in der Stunde unseres Todes.
    Amen.
    Er stand auf und ging aus dem Zimmer. Dann kam er noch einmal zurück. Er öffnete nacheinander die Schubladen der Kommode unter dem

Weitere Kostenlose Bücher