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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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Ein Schachspiel, das bei der Unfallfahrt auf dem Armaturenbrett gelegen habe, konnte auch das Rätsel mit den verkohlten Schachfiguren am Unfallort klären. Der Fall Schachmann war gelöst.
    Schmunzelnd übertrug Delgado per Mausklick die Informationen in ein passendes Formular. Wenn er schon einmal dabei war, konnte er die Sache gleich zu Ende bringen. Der Typ würde wohl kaum um ein saftiges Bußgeld herumkommen, plus die Entsorgung des Autowracks verstand sich, Verträumtheit hin oder her. Als er die Personalien des Mannes eingab, stockte Delgado. Diesen Namen kannte er.
    11
    Was Ingrid Nyström irritierte, war nicht der Umstand, dass Melin Dohuk schwieg. Schweigende Verdächtige hatte sie bereits bei unzähligen Vernehmungen und Verhören erlebt, und sie wusste, dass es dafür viele Gründe geben konnte: Wut, Trotz, die Angst, sich zu verraten, die Furcht vor dem Unaussprechlichen. Manchmal fanden die Menschen auch einfach die Worte nicht, die sie benötigten. Doch bei Melin Dohuk schien etwas anders zu sein. Er erinnerte sie an einen Taucher, der unter Wasser die Luft anhält und dabei die Zeit misst. Dohuk war in sein Schweigen abgetaucht, und es schien Nyström, als schaue er dabei auf eine innere Uhr. Es schien ihr, als wüsste Dohuk genau, was er sagen wollte, aber aus irgendeinem Grund wartete er auf den richtigen Zeitpunkt.
    Sie spürte, wie Lars Knutsson neben ihr unruhig wurde. Sie saßen jetzt schon mehr als zwanzig Minuten in dem überheizten Wohnzimmer im fünften Stock des farblosen Wohnblocks in Araby, und alle Fragen prallten an Dohukab wie ein Squashball an einer Wand. Lasse schnaufte. Sie musste zugeben, dass er sie mit seinem Ermittlungsergebnis überrascht hatte, so viel Eigeninitiative hatte sie ihm nicht zugetraut, vor allem nicht auf einem so technischen Gebiet wie Mobilfunkquadrantenauswertung. Denn dass er sich mit solchen Dingen im Allgemeinen etwas schwertat, war kein Geheimnis. Umso erfreuter war sie über seinen Erfolg gewesen. Er hatte sich offensichtlich eine Menge Gedanken gemacht, um seine Scharte mit den Fußabdrücken auszuwetzen. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Team funktionierte, trotz der Pannen, trotz der Rückschläge und trotz der Menschen, die diese seltsame Ermittlung blockierten. Sie dachte an ihren Chef Erik Edman, an den Beamten Dr. Iverus aus Stockholm, an Hildegard Hedingks und an Jan-Åke Bingström, der sie bedroht und tätlich angegriffen hatte. Sie dachte an Henrik Larsson. Wer warst du, fragte sie sich, dass dein Tod so viele Menschen in Bewegung bringt? Dann dachte sie an Stina Forss, die Polizistin aus Deutschland. Forss war gerade erst zwei Wochen bei ihnen und hatte sich dennoch in den Fall verbissen wie ein Kampfhund. Jetzt war sie in Israel, auf eigene Faust, ja, auf eigene Rechnung, riskierte ein Disziplinarverfahren, sogar den Ausschluss aus ihrem Anpassungslehrgang, und das alles, um im Staub der Vergangenheit nach einem Puzzlestückchen zu suchen. Was treibt diese Frau, fragte sie sich, was treibt diese Forss eigentlich an?
    Sie betrachtete wieder den Mann, der ihr gegenüber auf der anderen Seite des Tisches saß. Melin Dohuk, der vor siebenundvierzig Jahren in einem Vorort von Bagdad auf die Welt gekommen war, Medizin studiert und bis zum Beginn des zweiten Golfkriegs im Irak als Arzt gearbeitet hatte. Jetzt lebte er seit vielen Jahren in einer kleinen Wohnung in einer kleinen Stadt in Schweden und hatte nur noch mit Ärzten zu schaffen, wenn er krank war oder sie in seinem Taxi umherfuhr. Was hatte Melin Dohuk mit dem Mord an Henrik Larsson zu tun? Gab es eine Verbindung zwischen den beiden Männern? Etwas, das womöglich bis in den Nahen Osten zurückreichte? Warum hatte Dohuk die Unwahrheit gesagt? Wer war in seinem Taxi gefahren? Und warum? Was verbarg der Mann, der in sein Schweigen abgetaucht war? Sie sah Dohuk ein letztes Mal an. Seine Frau, die neben ihm auf dem Sofa saß. Die zwei Kinder, die sie vorwurfsvoll anblickten. Die Häkeldecke auf dem Fernseher. Das Bild von Bagdad in dem goldenen Kunststoffrahmen.
    »Wir nehmen dich mit ins Präsidium«, sagte sie schließlich.
    12
    Forss konnte Nyström nicht ans Telefon bekommen. Unruhig ging sie durch die Außenanlagen der Gedenkstätte. Ich werde dem Ort nicht mehr gerecht, dachte sie flüchtig. Die Skulpturen, die Mahnmale, die Gärten der Erinnerung: Das alles nahm sie nur noch aus den Augenwinkeln war. Schließlich versuchte sie es bei Delgado.
    »Stina, bist du es? Aus Israel? Wie ist das

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