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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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sagte der Alte.
    Beide lachten.
    »Ich habe mal gegen die gespielt, Handball. Ich war ganz ordentlich, ein Kreisläufer. Aber gegen die Füchse haben wir verloren, glaube ich. Ewigkeiten ist das her.«
    Hinter der Brille waren seine Augen riesig.
    »Seit dem Krieg spiele ich nicht mehr Handball.«
    »Sondern Schach.«
    »Genau«, sagte er. »Kluges, hübsches Köpfchen. Aber deutschen Sport, den finde ich immer noch gut, besonders Fußball. Den Fußball hier, den kannst du vergessen.«
    »Für welche Mannschaft bist du denn?«
    »Ich habe noch immer die Raute im Herzen.«
    »Werder oder HSV?«
    »Die blau-schwarze natürlich!«
    »Also HSV«, sagte Forss. Fast hätte sie »HIV« gesagt, aus Gewohnheit. Das hatte sie von Sebastian übernommen. Der war Werder-Fan.
    »Richtig, mein Mädchen, Hamburger Sportverein, die wahre Nummer eins im Norden. Immer gewesen.«
    »Ach, nee«, sagte Forss. »Und wann habt ihr, bitte schön, den letzten Titel geholt?«
    »Muss mit Magath gewesen sein«, sagte der Alte.
    »Richtig, mit Magath. Vor etwa hundert Jahren also. Magath ist jetzt Schalker.«
    »Wirklich?«, fragte der alte Mann. Er sah richtig erschrocken aus. »Knappe?«
    »Ohne Scheiß«, sagte Forss. »Und vorher war er Wolfsburger und davor bei den Bayern und davor in Stuttgart. Und noch früher sogar mal in Bremen, das ging aber in die Hose.«
    »Der Felix Magath?«
    »Ja, der Felix Magath. Du bekommst hier nicht mehr allzu viel aus Deutschland mit, oder?«
    »Nein. Das ist vergangen. Lange her.« Die Stimme des Mannes hatte ihre heisere Heiterkeit verloren. Aber die wachen Augen hinter der riesigen Brille funkelten Forss immer noch an.
    »Mein Cousin war Stürmer beim HSV, weißt du? Ein richtiger Strafraumwühler. Lange vor dem Krieg war das, bevor alles losging. Gestorben ist er in Treblinka.«
    »Das tut mir leid«, sagte Forss.
    »Das muss dir nicht leidtun«, sagte der Alte. »Ist ja nicht deine Schuld.«
    Forss schluckte. Sie dachte an Großvater Friedrich. Sein offenes Lachen, das Akkordeonspiel, der Garten voller Obstbäume. Nein, schuld war sie nicht. Aber dennoch hatte sie etwas geerbt. Verantwortung.
    »Ich bin übrigens Günther«, sagte der Alte und hielt ihr seine Hand entgegen.
    »Stina«, sagte sie und schüttelte die rissige Hand.
    »Angenehm. Und was, wenn ich fragen darf, treibt dich nach Jerusalem?«
    »Das«, sagte Forss, »ist eine wirklich lange Geschichte.«
    18
    Maria war viele Stunden Richtung Süden gefahren. Sie hatte den Schutz der Dämmerung abgewartet, jetzt stand sie vor dem frischen Grab. Die Erde war aufgeworfen und feucht, zum Teil gefroren. Später Frost, dachte sie, dabei ist doch bald Frühling.
    Sie dachte an den Tag zurück, der ihr Leben verändert hatte, einen sonnigen Samstag im letzten Herbst. Da hatte sie den Film zum ersten Mal gesehen, ein lustiges YouTube-Video, wie es sich Freunde zuschicken. Sie hatte geschmunzelt über den alten Mann, der in dieser lustigen Sprache über Schmetterlinge und ihr Paarungsverhalten dozierte, während sich im Hintergrund eine Persiflage auf den 11. September abspielte. Und dann war sie erstarrt. Der Name ihres Vaters. Ihr Vater, der doch tot war, seit sie denken konnte. Wie konnte das sein? Es musste sich um einen Zufall handeln, jeder konnte so heißen. Theoretisch.
    Der Film war wie eine Infektion. Sie hatte in den Wochen danach an die hundert Stunden im Internet verbracht, Briefe geschrieben, Telefonate geführt, Love gebeten, ihr schwedische Zeitungsartikel zu übersetzen. Schließlich hatte sie sogar ein internationales Büro engagiert, das Nachforschungen anstellte. Simone war von Anfang an skeptisch gewesen. »Lass es ruhen, Maria, Vergangenes ist vergangen.«
    Sie hatte Simones Rat ignoriert. Die Nachforschungen waren alle zu demselben Ergebnis gekommen. Ihr Vater war tot, 1948 in Jerusalem gestorben. Doch der Mann aus dem Film stammte ebenfalls aus England, war 1949 nach Schweden eingereist. Davor war er Soldat in Palästina. Simone hatte gesagt: »Zufall.«
    Daran hatte sie nicht glauben können. Das war im Januar gewesen. Sie hatte ihn angerufen, mehrmals. Sein Englisch war schlecht gewesen, aber was hieß das schon bei einem Lügner. Sie hatte gesagt: »Ich komme nach Schweden.«
    »Ja«, hatte er gesagt, »komm nach Schweden.«

DIENSTAG
    1
    Der Mann an der Rezeption des Hotels hatte ihr geraten, vier Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. Forss hatte das für Blödsinn gehalten. Sie hatte lange geduscht und beim Frühstück

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