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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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Deck 7 lächelte ebenfalls. Tippte etwas in ihren Computer.
    »Erwischt! Da habe ich sie.«
    Der Drucker hinter ihrem Tresen brummte, spie einen neuen Pappschlüssel aus. Sie reichte ihm den Pappstreifen, auf dem auch die Kabinennummer stand.
    »Bitte schön, Herr Lindgren. Und eine angenehme Reise noch. Und sagen Sie Ihrer Schwester, sie soll sich nicht grämen. Schlüssel verlieren, so etwas passiert hier andauernd.«
    Walter legte sich auf das schmale Bett in seiner Einzelkabine und spielte ein bekanntes Schachproblem des echten Bo Lindgren durch. Die gefalteten Papierfiguren stellte er auf seinen Bauch. Das ging hervorragend, wenn man karierte Hemden trug. Bo Lindgrens Aufgabe stammte aus einer Ausgabe von Tidskrift för Schack von 1959, ein Task mit sechsfacher Unterverwandlung in Springer oder Turm. Wenn er sich richtig erinnerte, gab es zwei Lösungsvarianten.
    c7–c8S+ Tb8xc8

    Ziffern und Buchstaben, ein Leben lang.
    Die Waffe lag neben ihm. Durch die metallenen Wände des großen Schiffs hörte er die Motoren wälzen, Tausende von Pferdestärken. Es klang wie das Klopfen eines riesigen Herzens. Ich liege hier verborgen wie im Schoß einer Mutter, dachte er. Den Gedanken an seine eigene Mutter verdrängte er. Eine entscheidende Nacht lag vor ihm.
    b7xc8S+ Kb6–a6
    Nun ist die Dame gefesselt.
    Tg5–g6+ Sh4xg6
    Matt.
    Er stellte den Wecker seiner Casio-Armbanduhr auf zwei Uhr morgens. Dann schloss er die Augen.
    12
    Als der Anruf kam, stand Nyström am Terminal 2 des Flughafens Stockholm-Arlanda und wartete auf den Beginn des Boardings für den Spätflug nach Växjö. Sie war müde und unruhig. Von dem überteuerten Kaffee, den sie an der Flughafenbar getrunken hatte, hatte sie Sodbrennen bekommen. Vielleicht lag es auch an ihrer Nervosität. Mit ihr in der Halle vor dem Gate warteten eine Handvoll ausgelaugt wirkender Geschäftsleute. Einen meinte sie entfernt zu kennen, konnte aber die Energie nicht aufbringen, ihn anzusprechen. Zum Glück schien es dem Mann, der krampfhaft in eine andere Richtung blickte, ebenso zu gehen. Sie war dankbar, als ihr Handy zu vibrieren begann.
    Es war Delgado. Er klang sehr aufgeregt. Sie verstand sofort, dass etwas Entscheidendes passiert war.
    »Wir haben sie, beide.«
    »Beide? Wo?«
    »Göteborg. Das heißt, da waren sie. Jetzt sind sie auf der Fähre nach Deutschland, die vor drei Stunden abgelegt hat. Ankunft in Kiel gegen neun Uhr morgens.«
    »Beide? Wie habt ihr ...«
    »Eine Streife. Der Mietwagen von Bonnet stand auf dem Parkplatz des Terminals. Die Kollegen haben schnell geschaltet. Beide haben unter falschem Namen eingecheckt. Aber halt dich fest: unter demselben Namen, Lindgren. Es fiel uns gleich auf, sie standen in der Passagierliste untereinander. Bo und Love. Die Tickets wurden jeweils mit ihren eigenen, echten Kreditkarten bezahlt. Und die Frau vom Schalter der Fährgesellschaft konnte beide auf Fotos identifizieren. Wir haben sie, Ingrid!«
    »Lindgren. Sie gehören also zusammen?«
    »Danach sieht es aus.«
    »Gut.«
    »Die Frage ist, wie es weitergeht. Sollen wir einen Hubschrauber bereitstellen?«
    Nyström dachte nach. Lindgren und Lindgren. Walter Hedingks und Maria Alya-Fadia. Ein merkwürdiges Paar, eine seltsame Interessengemeinschaft. Aber wenigstens schien keine Gefahr im Verzug zu sein, dass sie sich gegenseitig an die Gurgel wollten. Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war ein weiterer Toter oder eine weitere Tote.
    »Nein«, entschied sie. »Keinen Hubschrauber. Ich will keinen hollywoodreifen Actioneinsatz auf der Ostsee. Wir empfangen sie in Kiel.«

MITTWOCH
    1
    Auf einmal war der Mann mit der Waffe da, er stand vor Maria, hielt ihr die Waffe vor das Gesicht. Sie wusste nicht, wie er in die Kabine gekommen war, aber das spielte auch keine Rolle. Nichts spielte mehr eine Rolle, so schien es. Von der Angstfigur aus ihren Fieberträumen war nicht mehr viel übrig, er war ein kleiner Mann in einem karierten Hemd. Bis hin zu seiner unmodischen Brille sah er aus wie ein Verwaltungsbeamter. Das Einzige, was ihm Macht verlieh, war die Waffe, ein altes Ungetüm, dasselbe klobige Gerät, das er schon in der Nacht im Glashaus ihres Vaters auf sie abgefeuert hatte. Was Maria außer der Waffe Angst machte, war das Glänzen seiner Augen, entweder hatte er Fieber, oder in ihm glühte etwas anderes, Manisches. Sein Englisch war schaurig, dennoch konnte sie ihn verstehen, auch wenn sie nicht begriff, was er von ihr wollte. Schachrätsel? Was für

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