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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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einer? Der wohnte ja schon ewig hier?«
    Keine Antwort.
    Holger starrte noch konzentrierter aus dem Fenster.
    Gudrun sah auf einen Fleck auf dem Boden.
    Das Ehepaar Erlandsson schwieg ein großes Loch in die Luft.
    Ganz leise klopfte der Regen gegen das Küchenfenster.
    Holger begann zu brummeln. Sein Blick wanderte vom Waldweg über die Einfahrt, am Ende sah er Knutsson an.
    »Also, dieser Frost. Wir kannten ihn kaum. Es ist doch ein ganzes Stück von hier bis dahin. Ich glaube nicht, dass man sagen kann, dass wir Nachbarn waren. Ein Kilometer. Ich meine, man kommt da selten vorbei. Außerdem ... er warja auch ... war ja auch so einer.«
    »So einer?«
    »So ein Ausländer«, sagte Gudrun schnell.
    7
    »Die haben da ganz ordentliche Lampen bei Veteranen «, sagte Göran Lindholm.
    »Diese aufgeblasene Kuh, die soll ihre Dinger mal besser unter Kontrolle halten. Das war nicht zum Aushalten, wie die mit ihren Ballons da rumgewedelt hat!«
    Lindholm wurde rot. »Ich meinte eigentlich die Deckenlampe, Anette.«
    »Jaja, schon gut.« Hultin bremste. Sie waren im Gavottvägen angekommen. Hier wohnte Marianne Wettergreen, die Pflegekraft von Veteranen , die sich regelmäßig um Frost gekümmert hatte. Marianne war Anfang sechzig, und ihre nassen, hochgesteckten Haare und ein gestreifter Bademantel, der ihr bis an die Knöchel reichte, deuteten darauf hin, dass sie gerade eine Dusche oder ein Bad genommen hatte. Dennoch bot sie den beiden Kriminalbeamten einen Tee an. Das war höflich von ihr, fand Lindholm. Hultin legte ihr Anliegen dar. Im Gegensatz zu ihrer Chefin Mona Wedén schien Marianne Wettergreen die Nachricht von Frosts Tod sichtlich zu erschüttern. Die kleine Frau, die gerade den Tee aufgegossen hatte, stützte sich mit beiden Händen am Küchentisch ab. Dann setzte sie sich hin. Schließlich begann sie zu sprechen.
    »Balthasar war doch ein guter Mensch. Ein guter Mensch. Er ... Ich kann mir nicht vorstellen, warum ihm irgendjemand etwas hätte antun sollen. Ein Gewaltverbrechen, ein Mord ...? Wer sollte so etwas tun? Und warum? Er war doch so ... wie soll ich sagen?«
    Sie sah die beiden Kriminalbeamten an, als wüssten sie die Antwort.
    »Er war doch so gütig.«
    Sie sah unsicher zu den Polizisten auf. Dann sprach sie weiter.
    »Genau. Er war ein gütiger Mensch. Ich habe mich dort draußen bei ihm sehr wohlgefühlt, wisst ihr? Ich meine, ich habe beruflich sehr viel mit alten Menschen zu tun. Und viele sind ... Wie soll ich es sagen? Viele leben in ihrer Welt, einer vergangenen Welt. Sie leben von Erinnerungen, von Bildern von früher. Und sie verstehen nicht, dass heute die Dinge anders sind, dass sich alles ändert. Das macht einige von ihnen traurig, manche auch sehr zornig. Aber Balthasar Frost? Er war ganz anders. Offen war er, interessiert und gütig. Er hat sich nach Dingen erkundigt. Gefragt, wie es mir und meinen Kindern und Enkeln geht. Manchmal hat er mir etwas zugesteckt, einen Fünfzigkronenschein oder seine Rabattmarken vom ICA. Obwohl das eigentlich nicht erlaubt ist, dass wir Pfleger, also wir Agenten, meine ich, also, dass wir so etwas annehmen, wisst ihr?«
    Wettergreen trank von ihrem Tee. Ihr Gesicht war rot vom Bad, wirkte aber trotzdem blutleer. Nichts an der kleinen, zerbrechlichen Frau konnte Lindholm mit dem Ausdruck Agent in Einklang bringen.
    »Wie lange arbeitest du schon mit ihm?«, fragte Hultin.
    »Das müssen bereits einige Jahre sein, fünf oder sechs vielleicht. Seitdem er bei Veteranen ist. Dabei hätte er es eigentlich gar nicht nötig, so viel Geld für einen privaten Pflegedienst zu bezahlen. Er hätte Anrecht auf Hilfe von der Kommune. Und außerdem ist er selbst ja noch sehr agil. Manchmal habe ich schon gedacht, dass er einfach die Gesellschaft gemocht hat, wisst ihr, das Reden und das Gefühl, dass jemand bei ihm ist, da draußen im Wald.«
    Sie lächelte, als habe sie eine schöne Erinnerung gestreift.
    »Das klingt, als habe er vielleicht vor etwas Angst gehabt.«
    »Balthasar? Angst?« Wettergreen lachte auf. Ihr Lachen klang hell, mädchenhaft. »Nie im Leben. Balthasar war niemand, der Angst hatte. Nicht vor dem Tod, nicht vor dem Teufel. Trotz seiner netten Art war er ein sehr starker Mann. Auf mich wirkte er wie jemand, der schon sehr viel gesehen hat in seinem Leben. Dinge, die wir hier nicht zu sehen bekommen.«
    »Wir hier? Wie meinst du das?«, fragte Hultin.
    »Wir hier in Schweden. Er war ja Engländer. Eigentlich. Also früher einmal, meine

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