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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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in denen so etwas wie ein Schatten auf Frost gelegen hatte. Natürlich hatte er nachgefragt, was los sei. Ob es gesundheitliche Probleme gebe oder berufliche Schwierigkeiten. Oder ob mit Johan alles gut liefe. Aber Frost hatte immer nur ausweichend geantwortet, alles auf seine Laune oder das Wetter geschoben. So häufig hatten sie sich auch nicht gesehen damals. Drei-, viermal im Jahr vielleicht. Dann war irgendwann Johan gestorben, und Frost war ganz und gar in der Rolle des trauernden Witwers aufgegangen. Benny Carlsson hatte Frosts plötzliche Veränderung nie ergründen können. Er erinnerte sich genau daran, wie Frost in seinem Geschäft in Alvesta gestanden hatte und triefnasse, völlig ruinierte Perücken auf seinen Tresen geklatscht hatte.
    »Einmal Reparatur bitte!«, hatte er gesagt und gelacht und Witze über den verdammten Wasserschaden gemacht, der ihn die gesamte Garderobe und die halbe Einrichtung gekostet hatte. Da war er noch der alte Frost gewesen, der jeden Schicksalsschlag mit heiterem Gemüt bewältigte.
    Drei Wochen später, als er seine wiederhergestellten Perücken abholte, dann das genaue Gegenteil. Blass, gereizt, wortkarg, ein Schatten seiner selbst. Kein Hallo, kein Danke, kein gar nichts. Schatten-Frost hatte einen verdutzten Gino zurückgelassen. Die Veränderung war eingetreten.
    Und dreißig Jahre später wusste Benny Carlsson endlich, warum, auch wenn er drei Tage und einen ausgewachsenen Kater gebraucht hatte, um es zu begreifen: Balthasar Frost war tatsächlich erpresst worden, damals, nachdem er in seinem Haus den Wasserschaden gehabt hatte.
    2
    Delgado und Hultin frühstückten im Besprechungszimmer. Anette Hultin hatte sich belegte Brote mitgebracht, Hugo Delgado tunkte Knäckebrotstücke in ein Glas mit Heringen in Senfsoße. Interessiert betrachtete er das Etikett des Glases.
    »Glaubst du, ABBA hat sich nach der Fischfirma Abba benannt?«, fragte er.
    »Quatsch, ABBA steht für Agnetha, Benny, Björn und Anni-Frid. Das weiß doch jedes Kind, jedes schwedische jedenfalls. Außerdem hast du gelbe Soße am Mundwinkel«, sagte Hultin.
    Delgado wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Dann grinste er Hultin feixend an.
    »Besser?«
    Sie nickte.
    »Ekelig bist du trotzdem. Das ganze Zimmer stinkt nach deinem Abba-Fisch!«
    »Der ist gut gegen den Kater. Hast du gestern auch getrunken, oder warum bist du so blass?«, fragte Delgado.
    Hultin lachte empört auf.
    »Ich war die halbe Nacht lang am Computer, du Witzbold!«
    »Ein heißer Chat? SexyAnette77?«
    »Blödsinn, du Idiot, ich habe gearbeitet. Im Gegensatz zu dir. Weißt du, wer Graf Carl Wennerberg war?«
    »Ein Politiker während des Zweiten Weltkriegs?«
    »Schwedische Geschichte: vier minus! Diplomat wäre richtig gewesen. Er war einer der ersten Vermittler in der Geschichte der UNO. Jetzt rate mal, wo er eingesetzt worden ist.«
    »Sag schon.«
    »In Israel, 1948. Er war für die Vermittlung zwischen den israelischen und palästinensischen Interessen zuständig. Aushandlung der Grenzverläufe, Verhandlungen über Gebiete, Ausgleichszahlungen, so ein Zeug halt. Ein heikler Auftrag, eine heikle Position. Kann man sich ja vorstellen. Auf jeden Fall hat er sich durch seine Vermittlertätigkeit den Zorn von Radikalen zugezogen. Im September ’48 gab es in Jerusalem einen Terroranschlag auf einen UN – Konvoi, bei dem mindestens drei Menschen erschossen wurden: unser Graf Wennerberg, ein französischer Offizier, der mit ihm im selben Wagen saß, und der Fahrer.«
    »Und warum mindestens drei Menschen?«
    »Weil es noch einen vierten Mann gab.«
    Delgado stellte sein Fischglas zur Seite.
    »Einen vierten Mann?«
    »Einen vierten Mann.«
    »Im September 1948 in Jerusalem?«
    »Jep.«
    »Unser Henrik Larsson?«
    »Jep.«
    »Wow!«
    »Nicht wahr?«
    »Ja. Aber erklär mir das einmal genauer, Fräulein Geschichtslehrerin. Wie kann Larsson tot sein, bei diesem Attentat erschossen, oder was weiß ich, und dann doch nicht tot sein?«
    »Er ist ja tot. Also seit einer Woche.«
    »Das meine ich nicht. Ich meine damals, in Jerusalem.«
    »Genau an der Stelle wird es interessant. Die Quellen widersprechen sich. Was ich mir nach und nach zusammengereimt habe, ist Folgendes: Henrik Larsson, er war 22, begleitete Wennerberg Anfang 1948 in das UN – Quartier nach Jerusalem. Sehr provisorisch war das damals, die UNO saß in irgendeinem Hotel in der Innenstadt, glaube ich. Wennerberg hatte einen Vermittlungsauftrag zwischen den

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