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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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Palästinensern und den Israelis, wobei Israel gerade erst im Entstehen begriffen war. Wennerberg war ein internationaler Beobachter und Vermittler mit weitgehenden Kompetenzen. Einer radikalen Gruppierung gingen seine Vorstellungen aber gegen den Strich. Sie haben diesen Überfall geplant und ihn mitsamt seinen Begleitern in seinem Wagen erschossen. Larsson hat das Attentat überlebt. Irgendwie ist es ihm gelungen, aus dem Auto zu kommen und zu Fuß zu fliehen, auch wenn das in dem Chaos, das durch den Tod des Diplomaten ausgelöst worden war, erst Stunden später auffiel.«
    »Wie konnte das passieren?«
    »Nun ja, es war eine andere Zeit als heute, und Jerusalem war damals ein chaotischer Ort. Und Larsson war schließlich in der ganzen UN – Entourage nur ein kleines Licht. Als man die Suche nach ihm einleitete, war es bereits dunkel. Man fand Blutspuren in der Nähe, aber Larsson selbst war verschwunden.«
    »Und wie kam man darauf, dass er tot sei?«
    »Eine ausgeplünderte Leiche wurde gefunden, allerdings erst drei Tage danach. In einem Park in der Nähe. Der Leichnam war böse zugerichtet und im Grunde kaum identifizierbar. Nach allem, was ich gelesen habe, war es wohl der Druck der Behörden, der zu einer Identifizierung geführt hat. Man brauchte einen schnellen Erfolg. Außerdem haben das Drama vom politischen Mord an Graf Wennerberg und die Suche nach den Attentätern alles andere überschattet. Unser Larsson war nur ein kleines Licht.«
    »Ein Kollateralschaden der Weltgeschichte«, murmelte Delgado und tunkte sein letztes Stück Brot in die Abba-Soße.
    »Diese radikalen Palästinenser, hat man die geschnappt?«, fragte er.
    »Welche Palästinenser?«
    »Na, diese Attentäter. Die Mörder von Wennerberg.«
    »Das waren keine Palästinenser, im Gegenteil, das waren zionistische Ultras. Und, nein, geschnappt worden sind die Attentäter nie.«
    3
    Als Nyström in die Stadt fuhr, hatte sie vor Müdigkeit Kopfschmerzen, trotzdem stellte sie das Radio an, ein Sender aus Jönköping spielte Händel, das war immer eine Offenbarung, auch mit pochenden Schläfen. Links neben der Fahrbahn auf der Eisfläche des Helgasees standen erste dunkle Lachen, dennoch würde das Wasser vor Ostern nicht eisfrei sein. Balthasar Frost hieß in Wirklichkeit Henrik Larsson. Ein zurückgezogen lebender Aktienhändler, der mit seiner Homosexualität erpresst worden war. Oder war das Druckmittel ein ganz anderes? Gab es jemanden, der über seine wahre Identität Bescheid wusste? Jemanden, der ihn als Henrik Larsson aus Uppsala erkannt hatte und drohte, seinen falschen Namen, sein geborgtes Leben auffliegen zu lassen? Wenn sie diesen Perückenmacher Gino am Telefon richtig verstanden hatte, glaubte er, dass alles mit einem Wasserschaden begonnen hatte. 1983. Da war sie noch nicht einmal richtige Polizistin gewesen, sondern hatte gerade Sophie zur Welt gebracht. Sie merkte, dass sie unkonzentriert fuhr. Am Mörners Väg hatte sie beinahe einem heranrauschenden Wagen die Vorfahrt genommen. Dann kam sie an der Domkirche vorbei und bog in dem Kreisverkehr vor der Eisenbahnbrücke rechts ab, Richtung Polizeistation. Neben dem Kreisel vor dem Auswanderermuseum stand die Büste von Vilhelm Moberg, an der sie schon Tausende Male vorbeigefahren war. Sein ausdrucksstarker Metallschädel ruhte auf einer Säule aus hellem Granit und trug eine Mütze aus Schnee.
    Ihr Handy, das auf dem Armaturenbrett lag, klingelte. Sie warf einen Blick aufs Display. Es war Anna, ihre Tochter. Sie drückte den Anruf weg. Jetzt ging es nicht, sie fuhr ja. Sie würde zurückrufen, wenn sie vor dem Präsidium geparkt hätte.
    Vor dem Zebrastreifen beim Bahnhof stieg sie hart auf die Bremse. Ein Vater mit Kinderwagen überquerte die Straße. Der Mann in dem hellen Mantel sah sie empört an. An dem Reißverschluss des Mantels baumelte ein Reflektor, der die Form eines Teddybären hatte. Aus dem Kinderwagen ragten zwei Händchen und schüttelten eine Trinkflasche. Wasser spritzte, auf dem Mantel des Mannes entstand ein dunkler Fleck. Noch ein Wasserschaden, dachte sie. Plötzlich fiel ihr etwas ein. Etwas, das Lasse Knutsson vor einigen Tagen gesagt hatte.
    4
    Am sechsten Tag schuf Gott das Elchgulasch, dachte Knutsson, als er die dicke, braune Soße zum letzten Mal abschmeckte. Dann musste er an das denken, was die dumme, alte Hexe ihm neulich bei der Zeugenbefragung zugezischt hatte. Das mit dem Dicksein und dem Himmelreich. Vielleicht sollte er doch ein bisschen

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