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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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vorsichtiger sein. Mit dem Gulasch und mit der Blasphemie. Aber nicht heute! Zumindest nicht mit dem Essen, denn heute kochte Le Chef persönlich! Noch eine Prise Cayennepfeffer, einen winzigen Spritzer Zitrone und einen guten Schuss von der Sahne und es war perfekt. Er rupfte einige Nadeln Rosmarin aus dem Blumenkasten, der im Küchenfenster stand, und warf sie auf den dickblasigen, wohlriechenden Sud, der im Topf vor sich hin blubberte. Die ganze verrückte Arbeitswoche mit dem Toten, der ein anderer war, als sie gedacht hatten, mit dem seltsamen Papierwürfel, mit seinem raffinierten Plan der Quadrantenüberwachung, mit dem merkwürdigen Finger, der hinter dem Glashaus wieder aufgetaucht war; all das war in diesem Moment sehr weit weg. Sehr nah und sehr konkret waren dagegen der gedeckte Tisch, sein Enkelsohn Oskar, der vergnügt im Wohnzimmer vor sich hin gurrte, und eben sein frisch gekochtes Elchgulasch. Nach dem Essen würden sie Oskar in seinen Wagen legen und am See spazieren gehen. Danach würde es Kaffee geben und Apfelkuchen und später eine Skilanglaufübertragung im Fernsehen. So stellte man sich doch einen gelungenen Samstag vor.
    »Essen ist fertig!«, dröhnte sein Bass durch das Haus. Zufrieden mit sich selbst und voller Vorfreude auf das gute Fleisch griff er nach den Topflappen und hob den schweren, gusseisernen Topf an. Der Geruch, der ihm in die Nase strömte, war so gut, dass ihm fast schwindelig wurde. Das ist ein Samstagsessen, das sogar einem Sonntagshunger würdig ist, dachte er. Dann klingelte das Telefon.
    5
    Vierzig Minuten später saß Ingrid Nyström einem sehr kleinlauten und sehr hungrigen Knutsson gegenüber.
    »Ich dachte, es reicht, wenn ich heute später komme, wo doch Samstag ist«, murmelte der schwere Mann in seinen Bart. Nyström entschied, ihren Ärger herunterzuschlucken und darüber hinwegzugehen. Eine zweite Standpauke innerhalb weniger Tage wollte sie Knutsson nicht zumuten.
    »Häng deine Stunden einfach hinten dran, sonst fühlen sich die anderen ungerecht behandelt«, sagte sie. Dann kam sie auf das zu sprechen, was sie seit einer Stunde bewegte. Sie berichtete Knutsson von dem Gespräch, das sie mit Benny Carlsson geführt hatte.
    »Mit einem Wasserschaden hat seiner Meinung nach alles begonnen. Und dazu ist mir etwas eingefallen, das du gesagt hast, Lasse.«
    »Ich?«
    »Ja. Vor einer Woche, als wir über das Notizbuch gesprochen haben. Frosts Adressbuch, also Larssons Notizbuch.«
    Sie klopfte zur Bekräftigung auf das abgegriffene Adressbuch, das vor ihr auf dem Schreibtisch lag.
    »Du hast einen Namen erwähnt, einen Spitznamen, glaube ich, aber ich komme nicht mehr darauf, welchen, obwohl ich das Ding jetzt zweimal durchgelesen habe.«
    »Einen Spitznamen?«
    »Ja, genau. Ich habe nur eine vage Erinnerung. Die hat irgendetwas in mir zum Klingen gebracht. Stichwort Wasserschaden.«
    »Ein Wasserschaden?«
    Knutsson dachte nach. Nyström sah es daran, dass er einen Daumen zum Mund schob und an der Haut neben dem Nagel herumknabberte. Als ob er immer Hunger hätte, dachte sie.
    »Jan-Åke Bingström«, sagte Knutsson schließlich. »Über den haben wir gesprochen. Abfluss-Åke.«
    »Bingström«, sagte Nyström und nickte langsam. »Bingo.«
    6
    Växjö wächst. Das war der Slogan von Bingström Immobilien AB, und Jan-Åke Bingström verstand sich als Motor, Keilriemen und Lenkrad dieses Wachstums. Zweifellos war er ein nicht zu ignorierender Teil des finanziellen, politischen und sozialen Lebens in Växjö. Der Immobilienmakler führte ein Büro mit vierundzwanzig Angestellten, hatte private Anteile an verschiedenen Büro- und Geschäftsgebäuden in der Innenstadt, besaß eine Ferienhausanlage in bester Lage und vermittelte Objekte von Teleborg bis zur Costa del Sol, dem Florida für småländische Rentner mit dem entsprechenden Kleingeld. Bingström saß als Parteiloser im Stadtrat, war aber für seine kompromisslos neoliberale Haltung gewählt worden. Sein Vorstoß, alle kommunalen Kindergärten zu privatisieren, war zwar etwas über das Ziel hinausgeschossen und hatte eine Flut von empörten Leserbriefen in Smålands Posten ausgelöst, aber dennoch hatte er beim letztjährigen Treffen der EU – Agrarminister in Växjö in der ersten Reihe der Honoratioren gestanden und eine Menge prominenter Hände schütteln dürfen. Obwohl selbst sportlich wenig ambitioniert, hatte es Bingström zum Vorstand des Golf- und des Bootsclubs gebracht, und das jährliche

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