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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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in den Rücken zu fallen, sobald es ein wenig Gegenwind gibt!«
    Edmans Miene war regungslos. Er sah zu dem Regal mit den Golfbällen auf.
    »Zweitens: Hildegard Hedingks hat uns belogen. Sie hatte Kontakt zu ihrem Bruder Johan, und sie wusste von seiner Beziehung zu Henrik Larsson. Larssons aufgespießte Schmetterlinge hängen in ihrem Wohnzimmer. Sie verschweigt etwas, und ich will wissen, was es ist. Deshalb werde ich sie gleich morgen zum Verhör hierherbestellen, und wenn ich sie dazu verhaften lassen muss, und dagegen werden weder du noch dieser Iverus noch irgendein Stockholmer Anwalt etwas tun.«
    Jetzt bewegte sich etwas in Edmans Gesicht. Sein Mund ging auf. Dann sprach er. Schnell.
    »Du machst einen Fehler, Ingrid! Einen Riesenfehler. Du hast ja keine Ahnung, welche Möglichkeiten Iverus hat. Und wer hinter ihm steht. Wenn du Hedingks verhaftest, ist deine Karriere gelaufen, glaub mir, und meine gleich mit. Die drehen das so hin, dass du nie wieder ein Bein auf den Grund bekommst, weder hier in Växjö noch sonst wo.«
    Sein Blick flackerte. Darin stand Angst.
    »Was willst du damit sagen, Erik? Dass ich, dass wir beide gravierende Dienstvergehen begehen sollen, um unsere Karrieren zu retten?«
    »Wenn du es so sehen willst, ja. Ja, das will ich damit sagen. Denk doch mal nach! Wem ist denn damit genützt, wenn du diese Hedingks vorlädst? Niemandem! Larsson ist tot, daran können wir auch nichts mehr ändern. Ob wir seinen Mörder nun finden oder nicht.«
    »Und das aus dem Mund eines Polizeichefs«, sagte sie angewidert. Sie stand auf, nahm ihren Mantel von der Stuhllehne und ging zur Tür. Im Türrahmen drehte sie sich um.
    »Ach, da ist noch eine Sache. Es hat sich herausgestellt, dass dein Golfkumpel Bingström Henrik Larsson jahrelang erpresst hat. Das Geständnis hat er bereits unterschrieben. Und wenn du weiterhin diese Ermittlung blockierst, zerre ich dich vor Gericht und du kannst mit Bingström gemeinsam in einer Zelle das Putten üben.« Dann drehte sie sich um und ging aus dem Zimmer in den langen Flur.
    »Du kannst mir nichts«, rief ihr Edman hinterher. »Gar nichts!«
    Bei der Garderobe, wo Nyströms Schuhe standen, spielte das kleine Mädchen mit Autos und einem Spielzeugparkhaus.
    »Na, du«, sagte Nyström und strich dem Kind über den Schopf.
    »Ich habe Hunger«, sagte das Mädchen.
    »Was gibt es denn heute bei euch zu essen?«, fragte Nyström.
    »Verbrannten Fisch«, sagte das Mädchen und verdrehte die Augen.
    Erst als sie wieder im Auto saß, nahm sie Anders’ Mobiltelefon aus der Manteltasche. Er hatte ihr genau erklärt, wie man die Sprachaufnahmefunktion bediente. Sie hörte sich die Aufnahme an. Es war jedes Wort zu verstehen, klar und deutlich. Manchmal hatte es auch Vorteile, einen technikbegeisterten Mann zu haben.
    2
    Er hatte den ganzen Vormittag geputzt. Normalerweise war das eine Tätigkeit, die ihm eine tiefe Befriedigung verschaffte, doch das vertraute Wohlgefühl stellte sich nicht ein. Er war voll von anderen Gefühlen, von Wut und Verzweiflung. Er brauchte Frosts Schatz so dringend. Was sollte nur werden ohne ihn? Er hatte lange darüber nachgedacht in der Nacht. Sollte er es wagen und zurückfahren zum Haus des Alten? Das Risiko war erheblich. Es hatte einen Toten gegeben, die Polizei würde alles abgesperrt haben. Vielleicht warteten sie nur darauf, dass er sich dort blicken ließ, sein Auto hatten sie immerhin auch schon gefunden. Er musste vorsichtig sein. Außerdem hatten sie wahrscheinlich alles Wichtige aus dem Haus entfernt, Beweismaterial sichergestellt, so hieß es immer in den Krimis im Fernsehen. Nein, zum Haus zurückzufahren wäre dumm. Es musste einen anderen Weg geben. Die Frau, er musste sie finden, sie war der Schlüssel zu allem.
    Er stand unbekleidet in der Duschkabine und schrubbte die Fugen der Kacheln mit einem scharfen Reiniger. Das Brennen der Dämpfe in seiner Nase gefiel ihm. Es war, als ob sie ihn innerlich reinigten. Und eine Erinnerung hervorriefen. Das dunkle Gesicht, er wusste wieder, woher er es kannte: Er hatte die Frau im Schmetterlingshaus in Stockholm gesehen. Dort, wo der Alte seinen Vortrag in der schwülwarmen Luft gehalten hatte. Er war hingefahren und hatte sich ins Publikum gesetzt. Der Alte hatte ihn sehen sollen, hatte begreifen sollen, dass er es ernst meinte. Und da war auch die Frau gewesen. An einem der Tische im Hintergrund. Sie war nicht allein gewesen, sondern in Begleitung einer anderen, etwas jüngeren Frau.

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