Spätkontrolle aufschlussreich
Stunden zweifelte ich sogar daran, daß der Unbekannte etwas von Hannibal und meinen Fähigkeiten wußte.
Wenn ich ihm aufgefallen war, so ausschließlich wegen der in ZONTA gespeicherten Kodator-Charakteristik. Von der natürlichen Telepathin Kiny Edwards wußte er wahrscheinlich noch weniger. Sie war nie offiziell in Erscheinung getreten.
Man hatte meine Argumente mit dem Hinweis zu übertrumpfen versucht, der Fremde müßte über die GWA-Telepathen orientiert sein, oder er hätte sich und seine aus der Atlantis-Zeit kommenden Mitarbeiter nicht so sorgfältig gegen eine telepathische Gedankenspionage abgeschirmt.
Das war eine plausible und nur schwer zu entkräftende Behauptung; aber ich hatte in dieser Richtung andere Ideen entwickelt.
Die wichtigsten Hilfsvölker des kriegführenden Mars waren seinerzeit fast alle gegen parapsychische und paraphysikalische Einflüsse immunisiert worden. Warum nicht der Fremde?
Nach meiner Auffassung wurde eine Reihe von Selbstverständlichkeiten falsch eingestuft und daher auch unzweckmäßig ausgewertet. Das konnte zur Katastrophe führen!
Selbstverständlich dachte ich nicht daran, diesen Mann zu unterschätzen. Das wäre einem Selbstmord gleichgekommen. Ich war aber nicht bereit, Dinge, die zur Zeit des großen Weltraumkrieges als Abwehrwaffen gegen psychische Beeinflussungen entwickelt worden waren, zu sehr auf die Goldwaage zu legen. Wahrscheinlich ahnte der Fremde gar nicht, welche Verwirrung er durch seine Immunität und andere, für Normalmenschen rätselhafte Handlungen erzeugt hatte. Allison hielt einige Vorkommnisse ebenfalls für zwangsläufig.
Wenn aber die Parablockade im Gehirn des Atlanters – dafür hielten wir ihn neuerdings – ein zweckgebundener Vorgang seiner Epoche war, sahen einige Dinge plötzlich ganz anders aus.
In diesem Falle hatte mein Double sogar eine vorzügliche Chance, den Fremden einige Zeit zu bluffen. Über Normans nichtvorhandene Psi-Fähigkeit wunderte er sich sicherlich nicht.
Wohl aber mußte ihm bei einem Test die viel zu geringe Intelligenzquote auffallen. Ein Mann, der einen marsianischen Kommandokodator bedienen und auch befehlsberechtigt einsetzen konnte, mußte mindestens 50 Neu-Orbton haben. Die konnte Normans infolge der ihm fehlenden Detektoraufstockung nicht nachweisen.
Somit, so sagten wir uns, hatte der Atlanter früher oder später eine Entscheidung zu treffen. Wenn er auf eine gewisse Mitarbeit des Menschen HC-9 Wert legte, aus welchen Gründen auch immer, war Normans für ihn nutzlos.
Was würde er beim Erkennen der Sachlage tun?
Allison und ich hatten noch an Bord des Schweren Marskreuzers stundenlang diskutiert, bis uns der Atlanter die Entscheidung abgenommen hatte. Er hatte schnell und offenbar zielsicher gehandelt, nur ahnten wir noch nicht, in welcher Form und aus welchen Beweggründen er es getan hatte.
Kurz nach Anbruch des 24. Januar 2011, um 3 Uhr 37 Bordzeit, hatten Hannibal und Kiny gleichzeitig die Gehirnwellenmuster meines entführten Doubles geortet. Mir war es nicht gelungen, denn ich hatte mich zu der Zeit nicht nur auf der anderen Seite des Mondes und auf einer weiten Orbitbahn befunden, sondern ich hatte auch noch tief geschlafen.
Nach der Frequenzeinpeilung durch die beiden Telepathen, die zu dieser Zeit schon eine wirkungsvolle Verbundschaltung hergestellt hatten, war ich aber schnell auf Normans Schwingungen eingepegelt worden.
Er lebte, war bei klarem Verstand und befand sich eindeutig außerhalb des nach wie vor bestehenden Energieschirmes.
Seinem Bewußtseinsinhalt
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