Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
und Corinna warf uns einen
irritierten Blick zu. Henry nahm zwei Hocker vom Tresen, ging dann selbst
hinter die Theke und hob eine Flasche guten Whiskey hoch.
>>Viel mehr Auswahl hab‘ ich leider
noch nicht<<, sagte er dabei. Corinna nickte und ich schüttelte den Kopf.
>>Hast du Wasser?<<,
fragte ich und Henry bejahte.
>>Sabrina trinkt nicht, musst
du wissen. Außer es handelt sich um Piccolos und selbst die würgt sie nur mit
Todesverachtung herunter<<, seufzte Corinna und zündete sich eine
Zigarette an. Henry hatte auch Anna angetippt und dann auf die Whiskeyflasche
gezeigt, doch sie hatte nur den Kopf geschüttelt und war dann durch die Tür
nach hinten verschwunden, durch die Henry kurz zuvor herein gekommen war. Anna
war ungefähr in unserem Alter und extrem hübsch, wie ich fand. Corinna hatte
ihr ebenfalls hinterhergeschaut und dabei einen Flunsch gezogen. Während Henry
mir ein Wasser hinstellte und danach zwei Whiskeys eingoss, fragte er Corinna,
ob sie sich denn nicht mehr an Anna erinnern könnte. Corinna runzelte die Stirn
und schüttelte dann den Kopf.
>>Ich hab‘ sie doch letztes Jahr,
kurz vor Ende der Saison, aufgenommen — weißt du nicht mehr?<<
Corinnas Blick erhellte sich.
>>Du meinst, das ist die
Kleine, die hier immer gebettelt hat?<<
Henry nickte und zu mir gewandt sagte
er: >>Die Polizei hat sie gesucht, um sie von hier zu vertreiben. Ich
hab‘ sie dann bei mir aufgenommen und später hat sie mich auch nach Málaga
begleitet.<<
Er griff nach einem Paket Zigaretten,
das irgendwo unter der Theke gelegen haben musste, und bot mir eine davon an.
Ich schüttelte wieder den Kopf. Corinna rauchte noch und Henry zündete sich nun
ebenfalls eine Zigarette an.
>>Tja, die ist ja kaum noch
wiederzuerkennen. Wenn ich daran denke, wie zerlaust die damals ausgesehen hat<<,
sagte Corinna gerade und zog wieder einen Flunsch.
>>Sie ist taubstumm?<<,
fragte ich leise, so als würde ich befürchten, Anna könnte hören, dass wir über
sie sprachen.
Henry nickte.
>>Ja, es hat aber eine Weile
gedauert, bis ich das begriffen habe. Am Anfang dachte ich, dass sie bloß
schüchtern ist und kein Spanisch versteht.<<
>>Und ich dachte immer, dass
sie bloß besonders arrogant ist — aber wie’s scheint kann sie ja zumindest putzen!<<,
fügte Corinna hinzu und wechselte dann das Thema.
Manchmal war Corinna einfach nur
peinlich und oft hatte sie auch ein Problem mit anderen Frauen und verhielt
sich extrem unfreundlich, obwohl man ihr keinen Anlass dazu gegeben hatte. Ich
warf Henry einen schnellen Blick zu. Wenn ihn Corinnas Äußerung störte, war es
ihm jedenfalls nicht anzumerken. Corinna wollte wissen, wann Henry denn nun
richtig öffnen würde und erklärte, dass er die besten Currywürste außerhalb
Deutschlands machen würde! Henry antwortete, dass es im Laufe der Woche so weit
sei. Auf einen genauen Tag wollte er sich jedoch nicht festlegen.
>>Außerdem kommt meine erste Fuhre
Bier auch erst am Samstag<<, sagte er dann. Corinna nahm das wieder zum
Anlass, um zu kichern und erklärte mir dann, dass Henry sein Fass-Bier aus
Deutschland bezog. Ein Busfahrer, den er kannte, brächte es ihm jede Woche
frisch aus der Heimat mit — zusammen mit den Videoaufnahmen der letzten
Fußballspiele aus der Bundesliga. Ich trank kein Bier und mochte weder Fußball
noch Currywurst, aber das behielt ich für mich.
>>Mein Weltempfänger
funktioniert auch nicht richtig<<, sagte Henry gerade. >>Da hat
wohl im Winter ein Sturm die Antenne beschädigt. Jetzt muss ich erst mal
jemanden finden, der das Ding schnell reparieren kann, sonst gibt das auch nix
mit der Radio-Übertragung der Bundesliga am Samstag.<<
Er machte eine Pause und sah uns an. Dann
blieb sein Blick auf mir hängen.
>>Du bist wohl noch nicht
solange hier, obwohl du so braun bist und schon aussiehst, wie eine von den
Einheimischen mit ausländischen Wurzeln<<, stellte er fest.
>>Sabrina ist seit Januar da
und sie spricht sogar schon relativ gut Spanisch<<, rief Corinna.
>>Übrigens arbeiten wir jetzt auch zusammen.<<
Henry zog eine Augenbraue hoch und
griff dann erneut nach der Whiskeyflasche. Corinna nickte.
>>Und du willst wirklich
nichts?<<, fragte er mich.
>>Nein danke. Ich trinke
wirklich keinen Alkohol.<<
>>Und rauchen tust du auch
nicht?<<
Ich lachte.
>>Doch schon, aber
wenig.<<
Henry schenkte sich und Corinna aus
der Whiskeyflasche nach.
>>So, so<<, machte er, >>und
ihr beide arbeitet nun also zusammen als Barmädchen. Immer
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