Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
Blick
zu, denn außer einem Bikini hatte ich nur ein einfaches, weißes T-Shirt,
abgeschnittene Jeansshorts und ein paar weiße Leinenturnschuhe dabei. Doch Xaví
meinte, da wo wir hingingen, würde dies völlig ausreichen. Er wollte nicht,
dass ich vorher nochmal nach Hause ging und erklärte verschmitzt, er hätte
Angst, dass ich dann gleich wieder für mehrere Tage verschwinden könnte.
>>Wir müssen das hier erst
ausdiskutieren<<, erklärte er ernst und schließlich war ich
einverstanden. Wahrscheinlich war es das größte Glück, dass ich jemals hatte,
dass ich an diesem Nachmittag nicht mehr nach Hause ging!
***
Ich begleitete Xaví zum Kanal und
nachdem er seine Flyer ausgegeben hatte, fuhren wir zu ihm, wo ich ganz alleine
duschte. Danach wartete ich brav in seinem Zimmer, während auch Xaví duschte
und besah mir sein Bücherregal; es bestand ausschließlich aus Biografien oder
Büchern über Kraftsport und Ernährung und alles fast ausschließlich in englischer
Sprache. Xaví sagte, er würde gerne nach Canet de Mar fahren und fragte, ob ich
Fisch oder Meeresfrüchte mochte. Mir wurde klar, dass wir eigentlich überhaupt
nichts voneinander wussten. Ich bejahte, war jedoch erstaunt, weil Canet noch
hinter Calella lag und heute war immerhin Sonntag. Dies bedeutete, dass die
Nationalstraße-II abends in Richtung Barcelona und damit auch in Richtung Canet
vollkommen verstopft sein würde! Viele Spanier aus Barcelona hatten nämlich
eine Zweitwohnung an der Costa Brava, wo sie das Wochenende verbrachten. Sonntagsabends
fuhren sie jedoch wieder zurück in die Stadt. Aber Xaví erklärte, das wäre kein
Problem, weil wir mit dem Motorrad fahren würden — und damit am Stau vorbei.
Das Restaurant in Canet war
eigentlich eine etwas zu groß geratene Strandbar, die man zudem auch noch
gefährlich nah ans Wasser gebaut hatte. Zudem kam ein Flussbett gleich vor dem
Restaurant den Hang herunter und auch wenn der Fluss zurzeit kein Wasser
führte, so wusste ich doch, dass sich dies binnen weniger Stunden ändern
konnte, sobald es anfangen würde, zu regnen. Ein schmaler Steg, eigentlich
nicht mehr als eine breite Holzplanke, führte über das Flussbett zum
Restaurant. Aber die Aussicht war wirklich traumhaft, zumal wir an diesem Abend
fast Vollmond hatten und das Mittelmeer war so ruhig und glatt wie ein Weiher. Es
waren kaum Gäste anwesend, denn das Tagesgeschäft verdiente der Besitzer wohl eher
mit den Mittagessen. Er, sein Koch und zwei weitere Spanier saßen an einem
Tisch bei der Küche und spielten Karten. Außerdem schien Xaví den Besitzer zu
kennen. Dann erzählte er mir, dass er in Canet aufgewachsen wäre. Ich wusste,
Xaví wollte auch etwas über meine Vergangenheit hören, doch ich tat mich wesentlich
schwerer damit. Ich war nicht mehr das Mädchen, das sich von seinem Freund
hatte schlagen und ausnehmen lassen und wollte auch nicht, dass jemand davon
erfuhr. Also übersprang ich diesen Part und erzählte ihm lediglich von der
Reise nach Lloret, die ich im Jahr zuvor in einer Discothek gewonnen hatte.
Doch Xaví war nicht dumm und mutmaßte, dass in Lloret damals etwas geschehen
sein musste, was mich dazu veranlasst hatte, wieder zurückzukommen. Und so
erzählte ich ihm schließlich, dass ich damals in Deutschland einen Freund
gehabt hätte und dann in Lloret an meinem letzten Abend einem Propper begegnet
wäre, und mir durch die Nacht mit ihm klar geworden wäre, dass weder meine
Beziehung zu Hause noch mein Leben dort Zukunft hatten, weil ich einfach nicht
glücklich gewesen war.
>>Und jetzt bist du
es?<<, fragte er mich. Es interessierte ihn offenbar nicht, wer der Propper
gewesen sein könnte und ich atmete auf. Insgeheim hatte ich mich nämlich schon
gefragt, wie ich ihm hätte beibringen sollen, dass dieser Propper kein anderer
als sein Mitbewohner Renée gewesen war!
>>Ja, ich bin
glücklich<<, antwortete ich auf seine Frage. >>Jedenfalls, wenn ich
nicht ständig in die Probleme von anderen mit hineingezogen werde — oder
meine, dass ich meine Nase in die Angelegenheiten von anderen hineinstecken
muss!<<
Ich dachte dabei auch an Ernie und
Peter. Babs und Manuela waren so gesehen ja nur die Spitze des Eisberges
gewesen! Ich war erst vier Monte hier und jeder Monat hatte neue Aufregungen
und Schwierigkeiten mit sich gebracht. Andererseits war es aber auch nie
langweilig gewesen. Dabei dachte ich vor allen Dingen an Adelio und Ekiz, und
die Bekanntschaft mit ihnen hätte ich um
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