Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
Bauch und gab
keinen Mucks mehr von sich. Mir kam es so vor, als wenn die Energie der schwarzen
Wolke es mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen würde. Es fing an, nach Urin zu
riechen. Mit zittrigen Händen verstaute ich den Elektroschocker wieder in
meiner Handtasche. Dann zog ich meine Sachen wieder richtig an und ging hinüber
in Eduardos Wohnung. Mir war schwindelig und ich schüttelte mich. Die Wohnung
bestand aus zwei Zimmern; Küche und Wohn-Schlafzimmer. In der Küche öffnete ich
den Kühlschrank und nahm eine große, noch verschlossene Flasche Wasser heraus.
Ich musste unbedingt etwas trinken, um nicht doch noch ohnmächtig zu werden. Einen
Teil des Wassers schüttete ich auch auf mein T-Shirt, zog es hoch und wusch mir
damit, so gut es ging, Eduardos Blut aus dem Gesicht. Der Fernseher lief noch
immer, ich ging zu ihm und kippte den Rest aus der Wasserflasche hinten über
das TV-Gehäuse. Es gab einen lauten Knall. Gleich darauf gingen alle Lichter
aus. Ich kramte Ernies Schweizer Armeemesser aus der Handtasche und leuchtete
mir den Weg zurück zur Treppe, durch den Personalraum bis in die Bar. Eduardo
Senior kam gerade mit einer Kerze an und rief scheinheilig, was denn los sei.
Ich hielt meine Tasche vor mein T-Shirt damit niemand das Blut darauf bemerkte.
>>Keine Ahnung<<,
schnauzte ich ihn an. Dabei ging ich einfach weiter bis ich die Bar verlassen
hatte und wieder draußen auf der Straße stand. Mein Adrenalin pumpte noch immer
und das war auch gut so, denn es verhinderte, dass ich einfach umkippte! Zehn Minuten
später war ich wieder zu Hause. Babs schlief tief und fest. Ich duschte, wusch
meine Haare und ging ebenfalls ins Bett.
Am nächsten Morgen sagte ich mir,
dass ja nichts passiert sei. Ich hatte großes Glück gehabt — im Gegensatz zu
Eduardo Junior und ich wurde sogar leicht euphorisch, als ich daran dachte, wie
ich ihm mit dem Elektroschocker zugesetzt hatte! Was mir jedoch immer noch
nachhing, waren die Umstände, unter denen die beiden Polinnen leben mussten.
Wer würde in Zukunft ihre Post verschicken oder in Empfang nehmen, wenn ich
nicht mehr da war? Babs ging es auch schon wieder viel besser und sie war nun
nicht mehr zu halten! Sie hatte sich gleich früh morgens in den Kopf gesetzt, nach
Fenals zu gehen und Hermann aufzusuchen. Ich hatte keine Lust, mit ihr darüber
zu diskutieren und mir war auch klar, dass sie wahrscheinlich noch am selben
Tag erneut bei ihm einziehen würde. Mir sollte es jedoch recht sein! Ich freute
mich schon darauf, die Wohnung endlich mal wieder für mich ganz alleine zu
haben. Untermieter brachten lediglich Probleme mit sich! Manuelas Zuhälter waren
mittlerweile bestimmt schon wieder in Deutschland und was Babs anging, so war
ihr einfach nicht zu helfen!
Wie gewohnt schloss ich mein Zimmer
ab und ging zum Strand. Zuvor ging ich jedoch noch auf einen Sprung bei Henry
vorbei, der sich freute, dass so relativ früh am Morgen schon jemand vorbeikam.
Manuela und Anna waren jedenfalls gut in Málaga angekommen. Ich hatte aus einer
Bäckerei frische Croissants mitgebracht und Henry und ich tranken zusammen
Kaffee. Danach ging ich zum Strand. Diesmal jedoch wieder zu meiner alten
Stelle. Ich war gespannt, ob Xaví auftauchen würde. Die letzten Tage waren der
wahre Albtraum gewesen, doch nun, wo ich in der Sonne lag und wusste, dass ich
nie wieder zurück ins „Japόn“ gehen musste, fühlte ich, wie auch meine
Lebensgeister zurückkamen. Die negative Stimmung war wie weggeblasen und die
dunkle Wolke hatte keine Macht mehr über mich! Ich hatte einiges an Geld
angespart und könnte mir mit der Suche nach einem anderen Job entsprechend Zeit
lassen. Während ich in der Sonne lag, wippte ich mit dem Fuß zur Musik, die aus
einem Kassettenrecorder zu mir herüber klang und fing an zu planen. Ich
überlegte gerade, wen ich eventuell kannte und der auch eine Schreibmaschine
besaß, auf der ich meine neuen Bewerbungen als Hotelfachfrau oder Reiseleiterin
tippen konnte, als Xaví kam.
>>Warum bist du wieder hier?<<,
fragte er gerade heraus und ohne Begrüßung — so wie es nun mal seine Art war.
>>Weil das mein Lieblingsplatz
ist und ich hoffte, dich ebenfalls hier zu treffen.<<
>>Hör zu, ich kann das nicht!
Erst gehst du mir aus dem Weg und dann…<<
Ich unterbrach ihn.
>>Ich bin mir selbst aus dem
Weg gegangen! Kannst du dich noch an das erinnern, was ich dir gesagt habe, als
wir uns das letzte Mal am Strand getroffen haben?<<
>>Oh ja! Du hast mich
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