Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
Schultern
und sagte, das sei auch noch so eine Sache, über die Rosa nicht sprechen würde.
Markus war sich jedoch sicher, dass irgendetwas Schlimmes zu Hause vorgefallen
sein musste, über das Rosa nicht sprechen wollte. Er fand, dass es aber besser
wäre, darüber zu reden, denn nur so könnte man schreckliche Erlebnisse
verarbeiten. Und so kam es schließlich doch noch dazu, dass ich ihm erzählte,
was mir beinahe mit Eduardo Junior widerfahren wäre und ich vielleicht nur
Glück gehabt hätte, dass er nicht dabei draufgegangen war. Doch Markus meinte,
das hätte mit Glück nichts zu tun gehabt. Ich sei eine Kämpfernatur und offenbar
meine das Schicksal es gut mit mir. Also würde es auch nicht zulassen, dass ich
durch so eine Tat, auch wenn es in dem Fall nur Notwehr gewesen wäre, mein Leben
selbst zerstören würde.
***
Am 28. Juli 1984 begannen in Los
Angeles die Olympischen Sommerspiele und ich wohnte immer noch bei Markus in
Lloret Blau! Drei Wochen war es nun schon her, dass wir die beiden Polinnen
nach Deutschland gebracht hatten, aber leider war Henrys Plan nur teilweise aufgegangen!
Der Sauna-Club Besitzer hatte sich tatsächlich sofort bei Henry gemeldet, über
die Telefonnummer in der Bodega neben der „Bakus Bar“, und mitgeteilt, die
beiden gesuchten Mädchen würden abends bei ihm anfangen und man könnte sie
bei ihm abholen. — Und er hatte auch am nächsten Tag erneut angerufen,
um auszurichten, dass wir doch nicht wie vereinbart erschienen wären! Der
Clubbesitzer mutmaßte daraufhin, dass wir bestimmt gleich weiter nach
Jugoslawien wären, wo es in Opatija oder Rijeka auch Nachtclubs geben würde,
wenn auch illegal, was aber wiederum die Suche nach uns erschweren würde. Doch
genau darauf hatte Henry gehofft! Und auch Blacky, der schon unterwegs nach
Österreich gewesen war, schluckte den Köder und konzentrierte seine Suche
daraufhin auf Jugoslawien — und zog tatsächlich seine Leute in Lloret ab, bis auf
einen jedenfalls! Dabei handelte es sich um den Spanier, der zu Beginn auch
mein piso überwacht hatte. Dieser Mann lebte in Lloret und allem
Anschein nach hatte er nichts Besseres zu tun, als von Zeit zu Zeit
herumzufragen, ob jemand ein Mädchen gesehen hätte, auf das meine Beschreibung
passte. Henry fand es deshalb immer noch zu gefährlich für mich, nach Lloret
zurückzukommen und riet mir dringend, noch ein paar Wochen zu warten. Er müsste
sich erst noch etwas einfallen lassen, wie wir auch diesen lästigen Spanier
wieder loswürden.
>>Und was willst du
tun?<<, hatte ich ihn aufgebracht gefragt. >>Willst du ihn etwa
erschießen?<<
Doch Henry meinte, ich solle ihn mal
machen lassen. Auch Markus fand, ich sollte jetzt nicht alles leichtfertig aufs
Spiel setzen und lieber noch ein paar Wochen warten. Immerhin waren Henrys
Pläne bislang immer erfolgreich gewesen und auch Rosa, die wir mittlerweile in
alles eingeweiht hatten, fand, ich sollte ruhig ein wenig mehr Vertrauen in
Henry haben.
Es war mir auch nicht gelungen, etwas
über Babs in Erfahrung zu bringen — wie auch, wenn ich tagein, tagaus in diesen
vier Wänden hockte! Das einzig Positive war, dass Henry mir erzählte, man habe
das „Japόn“ tatsächlich wegen Personalmangels schließen müssen. Ich
vertrieb mir mittlerweile die Zeit sogar schon damit, dass ich für Markus
farbige Bestandslisten und Personalpläne mit Koordinationen entwarf; wer wann
wo, wie spät, bei welcher Verkaufsschau sein musste. Denn immer wieder kam es
unter den Angestellten zu Miss-verständnissen und oft hatten sie auch nicht
genug Ware dabei und jemand musste während einer laufenden Verkaufsschau
nochmal zum Lager fahren. Dennoch fiel mir so langsam die Decke auf den Kopf! Und
dann Anfang August wurde ich krank. Morgens noch fühlte ich mich kerngesund und
nachmittags tat mir plötzlich mein ganzer Körper weh. Als Rosa daraufhin mit
einem Fieberthermometer erschien, hatte ich schon über 39 Grad Fieber und bis
zum Abend war meine Temperatur auf 42 Grad angestiegen. Zu dem Zeitpunkt war
ich aber schon im Delirium und bekam auch nicht mehr mit, wie Markus und Rosa
mich in Eis packten, das Benno von der Tankstelle geholt hatte.
Als ich am nächsten Morgen jedoch
wach wurde, war der ganze Spuk wieder vorüber und abgesehen davon, dass mein
Bettzeug und mein T-Shirt pitschnass waren, fühlte ich mich schon wieder
wesentlich besser. Es war noch ganz früh und die Sonne ging gerade erst auf.
Ich wollte aufstehen und mein Bett
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