Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
sah mich um. Die grauen
Gardinen, die auf halber Höhe nach unten hin die Fenster verhängten, hätten
auch einmal eine Wäsche vertragen. Sie verhinderten, dass man von außen in den
Waschsalon blicken konnte, was mir nun ein wenig Sicherheit gab. Ich dachte
darüber nach, was ich tun könnte damit dieser Spanier, der immer noch nach mir
suchte, mich möglichst nicht finden würde! Und ich fragte mich auch, ob er
ebenfalls im „Hollywood“ nach mir Ausschau hielt — wahrscheinlich schon. Dies
würde jedoch bedeuten, dass ich nie wieder dorthin gehen könnte! Deshalb schob
ich diesen Gedanken auch erst einmal beiseite. Ich war zuversichtlich, dass mir
auch dafür noch eine Lösung einfallen würde.
Ich war gerade dabei, meine Wäsche in
einen Trockner zu verfrachten, als ich hörte, wie jemand hinter mir ebenfalls
den Waschsalon betrat. Wer immer das war, würde sich auf jeden Fall beeilen
müssen, denn der Salon würde in Kürze schließen. Dann drehte ich mich um und
erblickte Alonso. Er hatte mich ebenfalls entdeckt und schaute mich genauso
überrascht an, wie ich ihn.
>>Sabrina?<<
Ich nickte.
>>Was machst du denn
hier?<<, sagte ich, während Alonso zu mir herüberkam, so als müsste er
sich erst aus der Nähe davon überzeugen, dass er sich nicht doch verguckt
hatte!
>> Ich?! <<, machte
er verdutzt. >> Ich wohne hier.<<
Dabei zeigte er mit einem Finger raus
auf die Straße.
>>Aber was machst du hier. Ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen! Die wildesten
Gerüchte…<<
Er hatte mich dabei am Arm gefasst
und gleich war die Anziehung wieder da. Die Luft war wie statisch aufgeladen
und Alonso ließ seinen Satz unvollendet.
>>Geht es dir gut — seit wann
bist du wieder hier?<<, fragte er dann.
>>Ich war nie weg<<,
antwortete ich und zog Alonso an der Gürtelschnalle seiner alten Jeans näher.
Mein Herz klopfte bis zum Hals, als
Alonso mich auf eine der Waschmaschinen hob und mein weißes Frotteekleidchen
hochschob.
>>Ich muss verrückt
sein<<, flüsterte er. >>Immerhin ist das, was wir hier tun wollen, in
diesem Land immer noch strafbar! Weißt du, es ist noch nicht so lange her, dass
General Franco uns verlassen hat. Man könnte uns sogar dafür ins Gefängnis
sperren.<<
>>Das ist mir egal<<, flüsterte
ich zurück. >>Solange sie uns nur zusammen in eine Zelle sperren. In den
letzten Monaten ist der Sex bei mir nämlich definitiv zu kurz gekommen!<<
>>Mein Gott, das ist wirklich
furchtbar!<<, antwortete Alonso und lachte verschmitzt. Alonso war wie
eine Maschine. Man drückte einfach einen Knopf und er legte los. Ihn
interessierte nicht das Drumherum oder ein langes Vorgeplänkel, und so gesehen
war Alonso recht einfach gestrickt. Alonso stand eigentlich ständig unter Strom
und ließ sich keine Gelegenheit entgehen, mit mir nicht und mit anderen Frauen
auch nicht. Aber er war auch nicht nachtragend und so hatte er unsern Streit
von damals schon lange vergessen.
>>Komm‘ mit zu mir<<, sagte
Alonso danach und griff dabei nach meiner Hand, so als befürchtete er, ich
könnte gleich wieder verschwinden. Doch ich wollte nur auf die kleine Toilette.
Als ich zurückkam, fragte ich ihn, warum er eigentlich nicht arbeiten würde und
Alonso erzählte mir, wie er vor einigen Tagen im „Tropics“ in eine Schlägerei
verwickelt worden war. Eine Hand und auch seine Rippen waren bandagiert, aber
er bagatellisierte den Vorfall. Erst später erfuhr ich, dass bei dieser
Schlägerei, die eine Gruppe Engländer angezettelt hatte, die beiden Kollegen von
ihm so schwer verletzt worden waren, dass sie danach ins Krankenhaus mussten.
Alonso sagte, er würde noch bis zum Ende der Woche zu Hause bleiben und danach
auch nicht ins „Tropics“ zurückkehren, sondern wieder seinen alten Job im
„Hollywood“ übernehmen. Er grinste und fügte hinzu, das „Tropics“ sei einfach
nicht sein Ding!
>>Lass uns zu mir
gehen<<, schlug er vor. >>Ich wohne jetzt hier ganz in der Nähe —
alleine.<<
Ich verstaute meine Wäsche im VW-Bus
und ging mit Alonso. Er wohnte in einem kleinen Appartement, im obersten
Geschoss eines schon ziemlich heruntergekommenen Hauses, ganz in der Nähe des
Waschsalons. In der Wohnung gleich unter dem Dach war es heiß und die
Einrichtung war alt und schäbig. Alonso sagte, es wäre leider das einzige piso gewesen, welches er mitten in der Hochsaison überhaupt noch hätte finden
können. Durch das geöffnete Fenster, das aber kaum für Abkühlung sorgte,
drangen zudem
Weitere Kostenlose Bücher