Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
wenig.
Nach der Wohnungsbesichtigung fuhren
Rosa und ich zurück ins chalet . Markus und Benno waren begeistert und
meinten, der Kurzhaarschnitt gäbe mir etwas Verwegenes, auch wenn die schwarze
Farbe mich älter mache. Umso besser, dachte ich, und wollte gleich die
Probe auf Exempel machen und bat Markus nach dem Abendessen, mir nochmal den
VW-Bus zu leihen. Ich wollte zu Henry.
***
Henry war natürlich wenig begeistert,
aber auch er begriff, dass mir in Lloret Blau mittlerweile die Decke auf den
Kopf fiel. Ich war überrascht, denn ich hatte eher damit gerechnet, dass Henry
sauer sein würde und vermutete deshalb, dass Markus schon vorab mit ihm
gesprochen hatte. Wie sich dann jedoch herausstellte, war es nicht Markus,
sondern Anna, die im Hintergrund die Fäden zog! Anna war an diesem Abend auch
da und gab mir zu verstehen, dass die Idee mit dem neuen Look einfach genial
wäre. Leider dachte niemand von uns daran, dass Manuela eine ganz ähnliche Idee
gehabt hatte. Genutzt hatte es ihr letztendlich wenig, aber von ihr hatte es
natürlich auch ein Foto gegeben und das war bei mir nicht der Fall!
Bei dieser Gelegenheit gab Anna mir dann
auch einen Brief von Manuela, den ich erst einmal ungeöffnet in meine Tasche
steckte. Henry hatte mich auch dieses Mal wieder nach dem Üblichen gefragt, doch dieses Mal hatte ich den Kopf geschüttelt und mir stattdessen ein
Sprudelwasser bestellt und Henry darauf hingewiesen, dass Sprudelwasser in Zukunft wieder meine übliche Bestellung sein würde!
>>Nur damit du vorgewarnt
bist<<, sagte Henry dann. >>Weißt du, wer seit einigen Wochen wieder
regelmäßig herkommt?<<
Ich schüttelte den Kopf und runzelte
dabei die Stirn.
>>Nein<<, sagte ich ein
wenig empört, >> woher sollte ich das denn auch wissen?! Immerhin
habe ich die letzten Monate eingesperrt in einem chalet verbracht!<<
>>Corinna!<<, erwiderte
Henry.
>>Corinna?<<, wiederholte
ich.
>>Ja, sie arbeitet jetzt im El
Barco. Allerdings nur von donnerstags bis sonntags und den Rest der Woche hat
sie frei. Also wundere dich nicht, wenn sie später hier auftaucht!<<
Ich wusste nicht, ob ich nun
überrascht sein sollte oder denken sollte, dass dies ja vorhersehbar gewesen
wäre. Aber dass sie wieder hier war, konnte nur bedeuteten, dass es mit Titus
nicht geklappt hatte! Zwar hatte ich Henry damals erzählt, Corinna sei im
Streit mit mir Hals über Kopf ausgezogen, weil Babs einen Typ abgeschleppt
hatte, auf den auch sie total abfuhr. Ich hatte ihm aber nie erzählt, dass Corinna
sowieso vorgehabt hatte auszuziehen, weil ein reicher, alter Knacker ihr ein
Angebot gemacht hatte, sie dafür zu bezahlen, dass sie seine Freundin spielt.
Weil ich nicht wusste, ob Corinna ihm mittlerweile selbst etwas darüber erzählt
hatte, fragte ich Henry lediglich, wie es Corinna denn so ginge. Henry winkte
ab.
>>Du musst dich nicht
erschrecken, wenn du sie siehst! Aber was du zu wenig trinkst, trinkst sie
eindeutig zu viel! Sie wohnt in der Pension von diesem Ramon und teilt sich
dort ein Zimmer mit einer gewissen Conchi, die wohl ebenfalls im El Barco
arbeitet. Anscheinend hat sie kein eigenes Zimmer mehr finden können. Aber sie
sieht echt schlimm aus. An den Abenden, an denen sie nicht arbeitet, geht sie aus
und bevor sie sich auf den Weg in die Disco macht, kommt sie für gewöhnlich her
und zwitschert sich schon mal kräftig einen!<<
Ich warf Henry einen bösen Blick zu.
>>Und anstatt ihr mal ins
Gewissen zu reden, schenkst du ihr auch noch kräftig ein und unterstützt damit
ihre Alkoholsucht!<<
>>Du sagst es<<,
erwiderte Henry. >>Sie ist süchtig und wenn sie hier nichts bekommt, geht
sie halt woanders hin. Also kann sie auch genauso gut hier trinken!<<
Ich fand das nicht in Ordnung von
Henry. Doch Henry ließ das kalt und er sagte nur, dass Corinna bestimmt später
noch kommen würde und dann könnte ich ihr ja ins Gewissen reden, wenn
ich meinte, dies tun zu müssen! Wohin mich meine Einmischerei in die Dinge, die
mich nichts angingen, bringen würde, wüssten wir ja jetzt!
Corinna kam tatsächlich kurz vor
Mitternacht. Sie war blass, so wie sie es im Winter gewesen war und deshalb versuchte
sie die Blässe nun durch dunkleres Make-up zu überdecken. Außerdem hatte sie
zugenommen und ihr Gesicht war noch aufgedunsener als früher, was ich auf ihren
Alkoholkonsum zurückführte. Sie kam rein, sah, dass am oberen Ende der Theke
jemand saß, nämlich ich, zog einen Flunsch und setzte sich dann ans
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