Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
wobei ich bemüht war, seine Fragen, was
denn geschehen sei und wo ich gewesen wäre, so gut wie möglich zu beantworten,
ohne jedoch wirklich viel erzählen zu müssen. Dabei sah ich, wie Xaví immer
wieder von der anderen Seite der Tanzfläche aus zu mir herüber sah. Doch er kam
nicht mehr in meine Nähe. Nur seine Freundin lief noch ein paar Mal an mir
vorbei und schoss giftige Pfeile in meine Richtung ab.
Schließlich ging ich auf die
Tanzfläche, denn auch das Tanzen hatte ich den letzten Monaten sehr vermisst. Gegen
drei Uhr, kurz bevor Julios Show im Damencatchen anfing, verabschiedete ich
mich von Margaritha. Sie erzählte mir noch schnell, dass sie endlich einen Verehrer
aus der Schweiz habe. Mir war der Mann nicht entgangen und sie wollte wissen,
wie ich ihn fand.
>>Mein Typ ist er
nicht<<, sagte ich ausweichend. >>Aber du weißt ja, worauf ich
stehe — mir sind die Südländer lieber!<<
Margaritha hingegen erklärte, sie
habe von den Südländern die Nase gestrichen voll, weil man sich nicht auf sie
verlassen könnte. Ich wusste, dass Margaritha Sicherheit suchte; einen Mann zum
heiraten. Auch, um aus der Nachtarbeit herauszukommen. Immerhin arbeitete sie
im Hochsommer sieben Tage die Woche und nur im Winter gönnte sie sich von Zeit
zu Zeit mal einen freien Tag.
Als ich ging, wusste ich, dass Xaví
mich beobachtete. Oben an der Tür verabschiedete ich mich dann auch von Alonso.
Währenddessen wurde unten für einen kurzen Moment der Vorhang zur Discothek einen
Spalt breit geöffnet. Ich erkannte Xaví. Auch Alonso hatte ihn gesehen und zog
mich sofort noch ein Stück näher zu sich heran. Dabei küsste er mich auf den
Hals.
>>Anscheinend ist da noch jemand
geil auf dich<<, bemerkte er trocken. Ich sagte nichts dazu.
>>Warum wartest du nicht, bis
ich Feierabend habe und kommst dann wieder mit zu mir?<<, flüsterte Alonso.
Mir fiel ein, dass er ja noch gar nicht wusste, dass ich mittlerweile wieder
eine eigene Wohnung hatte. Ich schüttelte den Kopf und erklärte, dass ich
morgen früh raus müsste, weil ich doch nun bei „Modas Taurus“ arbeitete. Alonso
machte ein total überraschtes Gesicht und mir fiel ein, dass er ja selbst das
noch nicht einmal wusste.
>>Du arbeitest nicht mehr in
einer Bar?<<
>>Nein, die Zeiten sind
vorbei!<<
>>Und was bedeutet das für mich?<<
>>Dass du warten musst, bis ich
mich wieder ein wenig eingelebt habe. Außerdem will ich nicht gleich am zweiten
Arbeitstag meinen Job aufs Spiel setzen, weil ich total übernächtigt dort
auftauche<<, erklärte ich und wusste, dass dies nicht der wahre Grund
war. Alonso hielt mich immer noch fest an sich gedrückt. Unten war mittlerweile
die Show im Gange und hier oben an der Tür war es ruhig.
>>Dann muss ich eben wieder mit
einer Touristin vorlieb nehmen<<, flüsterte Alonso. Doch damit konnte er
mich nicht reizen.
>>Ja<<, sagte ich deshalb.
>>Wenn ich du wäre, würde ich das einfach tun!<<
Ich hatte meine Arme um seine Hüften
gelegt und spürte Alonsos Hitze. Ich war nahe dran, ihm zu sagen, wo ich nun
wohnte. Wenn schon, dann könnte er besser zu mir kommen! Mein piso war
um Klassen besser, als die schwüle Dachwohnung, in der er nun hauste. Dann ging
unten erneut der Vorhang auf. Wir achteten zuerst aber nicht darauf. Erst, als
die beiden an uns vorbei liefen, sah ich, dass es Xaví und seine Freundin
waren. Beide sagten nichts und taten eher so, als hätten sie uns nicht gesehen!
Aber genau wie ich, hatte auch Alonso gespürt, dass zwischen den beiden dicke
Luft herrschte.
>>Ich glaube, der kommt heute
nicht mehr zum Zug<<, flüsterte Alonso, als sie weg waren. Ich hörte, wie
der Kassierer leise etwas von Madam Nevera murmelte.
>>Und du auch nicht —
jedenfalls nicht bei mir<<, sagte ich und machte mich von Alonso los. Der
Kassierer, der sich noch gut daran erinnern konnte, wie es früher immer
zwischen Alonso und mir zur Sache gegangen war, lachte und meinte, gut dass wir
beide wieder da wären — wir würden jedenfalls für Abwechslung sorgen! Ich
wünschte ihm und Alonso eine gute Nacht und ging. Doch Alonso kam mir nach.
>>Hat dein verändertes Aussehen
etwas mit diesem alten Sack zu tun, der immer mal wieder auftaucht und nach dir
fragt?<<, wollte er wissen. Hier konnte uns niemand hören und ich nickte.
Alonso nickte ebenfalls und ging wieder hinein.
Zu Hause tat es mir dann doch leid,
dass ich Alonso hatte abblitzen lassen. Aber wenn ich ehrlich war, so hatte ich
in der Zeit im chalet
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