Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
jedoch kein
Flamenco! Aber das hier war ja auch Katalonien und nicht Andalusien.
Ich hatte Vanessa noch nie singen
gehört, außer dem Lalelilolu bei der Gesangstunde und deshalb wollte ich
wenigstens bis nach ihrem Auftritt bleiben. Sie hatte ihren Auftritt gegen
Mitternacht. Begleitet wurde sie dabei auch nur von einem Pianospieler und dass
die beiden sich nur einmal vorher zum Proben getroffen hatten, zeigte mir ihre
Professionalität. Vanessa hatte eine rauchige Stimme und auch wenn sie nur
Soullieder sang, die bekannt waren, so war ich mir sicher, dass sie es auch als
Sängerin schaffen würde! Viele der Anwesenden versammelten sich vor ihrem
Auftritt vor der Bühne, die man eigens im Ballsaal aufgebaut hatte. So auch
Alonso und ich. Und dann sah ich ihn: Adelio und die holländische Tänzerin. Ich
nickte Adelio zu und beachtete ihn danach einfach nicht weiter. Nach Vanessas
Auftritt kam Adelio jedoch gleich zu uns herüber. Seine Begleiterin führte er
dabei an der Hand hinter sich her. An dem verschmitzten Lächeln in seinem
Gesicht konnte ich schon erahnen, was er vorhatte. Er baute sich vor uns auf,
begrüßte mich, so wie sich hier anscheinend alle zu grüßen schienen — etwas zu
affektiert für meinen Geschmack — und stellte mir daraufhin seine Begleiterin
vor. Dann sah er mich erwartungsvoll an. Aber ich wusste auch so, was sich
gehörte und stellte Alonso vor. Weder Alonso, noch Adelios Begleiterin, entging
jedoch dabei, dass Adelio und ich uns die ganze Zeit über provokative Blicke
zuwarfen.
>>Na gut<<, meinte Adelio
daraufhin zu Alonso. >>Und jetzt, wo wir das geklärt haben, nehme ich an,
ist es OK, wenn ich Ihnen Ihre Begleiterin mal kurz entführe — ohne dass wir
uns gleich duellieren müssen! Aber ich muss unbedingt unter vier Augen mit ihr
reden.<<
Ohne Alonsos Antwort abzuwarten, nahm
er meine Hand und ging mit mir fort. Seine Begleiterin ließ er bei Alonso
zurück.
Ich ließ mich von Adelio in eine Art Wintergarten
führen, wo sich kaum Leute aufhielten. Ich folgte ihm, ohne zu protestieren und
warf Alonso nur schnell einen Blick zu, der sagte, alles ist OK. Aber Alonso
war auch einiges gewöhnt und wie ich ihn kannte, hatte er auch sicher kein
Problem damit, sich derweilen um die gutaussehende Holländerin zu kümmern!
>>Ist dieser Kleiderschrank etwa der Grund dafür, warum du über Weihnachten nicht mit mir verreisen
konntest?<<, fragte Adelio mich dann.
>>Nein<<, sagte ich.
>>Als du den Vorschlag gemacht hast, da wusste ich noch nicht einmal,
dass ich heute Abend hier sein würde. Vanessa hat mich erst vor ein paar Tagen
eingeladen.<<
>>Und ich habe dich nicht
hierher eingeladen, weil du mir so rigoros zu verstehen gegeben hast, dass du
an Weihnachten keine Zeit hast! Verstehst du? Ich dachte, dass vielleicht deine
Eltern hierher kommen würden, oder du nach Hause fahren würdest, oder was auch
immer — nur deshalb bin ich heute mit…<<
>>Das tut mir leid<<,
unterbrach ich ihn.
>>Ja — und mir erst! Ich wäre
heute viel lieber mit dir hierhergekommen.<<
Adelio machte eine Pause, winkte
einem Kellner und sah wieder mich an. Ich schüttelte jedoch den Kopf und Adelio
bestellte nur einen Single Malt für sich.
>>Schläfst du mit ihm?<<,
wollte er wissen.
>>Du meinst mit dem
Kleiderschrank?<<
Adelio sah mich nur an.
>>Ja, ziemlich oft
sogar.<<
>>Warum konntest du über
Weihnachten nicht mit mir verreisen? Warum erst danach? Hat das was mit ihm zu
tun?<<
Ich schüttelte den Kopf.
>>Nein, überhaupt nicht — und,
du wiederholst dich Adelio!<<
Adelio kam noch einen Schritt näher
und fasste wieder nach meiner Hand.
>>Du glaubst mir nicht, dass es
mir mit dir ernst ist — oder?<<
Er stand nun so nah, dass ich seinen mittlerweile
schon vertrauten Geruch wahrnehmen konnte und ich spürte auch die Wärme, die
von seinem Körper ausging. Adelio hob meinen Kopf an und küsste mich. Dann
wiederholte er seine Frage.
>>Ehrlich gesagt habe ich
darüber noch nicht nachgedacht<<, antwortete ich und während ich in seine
Augen sah, fing der Raum Feuer. Adelio küsste mich erneut.
>>Brauchst du immer noch
Zeit?<<, fragte er danach — wenn auch leicht spöttisch.
>>Nein<<, sagte ich,
>>aber ich bin mit Alonso hier.<<
>>Dann sieh zu, dass du ihn
loswirst!<<
Ich hatte jedoch nicht vor, Alonso
loszuwerden, auch wenn ich im Moment nichts lieber getan hätte, als Adelio
endlich nachzugeben.
>>Wir sehen uns in drei Tagen
am Flughafen<<, sagte ich deshalb und ließ
Weitere Kostenlose Bücher