Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
von der positiven
Seite aus betrachtete und dadurch leider auch zu gefährlicher Naivität neigte! Mit
dieser Einschätzung hatte Corinna durchaus Recht; Mädchen wie Babs kamen in
Lloret ganz schnell unter die Räder — jedenfalls, wenn niemand auf sie aufpasste.
Wieder einmal seufzte ich. Denn so wie es aussah, würde mir wohl die Rolle des
Aufpassers zuteilwerden!
Babs erklärte, sie wolle nur nochmal
schnell duschen und dann könnten wir gemeinsam zu Hermann gehen.
>>Und dann? Willst du etwa bis
sechs Uhr in der Früh im Tropics hocken und darauf warten, dass Hermann
Feierabend hat?<<, fragte ich genervt. Babs nickte.
>>Aber nicht mit mir! Außerdem
gibt es wesentlich bessere Discotheken in Lloret als das Tropics.<<
Babs zog einen Flunsch.
>>Ach bitte komm‘ doch mit, es
ist doch mein erster Abend und ich bin so wahnsinnig nervös!<<
Ich sagte ihr, dass ich auf einen
Sprung mitgehen würde, aber sicher nicht bis sechs Uhr morgens bleiben würde — und
auch auf keinen Fall vor Mitternacht losginge! Als ich sagte, dass ich mitgehen
würde, stieß Babs einen Freudenschrei aus und wollte mir wieder um den Hals
fallen. Ich sprang schnell vom Sofa auf, um ihr auszuweichen. Corinna erschien
im Flur und fragte ärgerlich, ob Babs nicht etwas leiser sein könnte, immerhin
sei sie krank und wolle schlafen. Babs entschuldigte sich sofort bei ihr und
versprach, leiser zu sein. Corinna kehrte zurück in ihr Zimmer und Babs
verschwand erneut im Bad. Auch ich zog mich um und wählte schwarze Hot Pants
aus Leder, ein enges schwarzes Oberteil und schwarze Lederstiefel. Ich hatte
mir überlegt, mit Babs vorher noch einen Happen essen zu gehen, denn bestimmt hatte
sie Hunger, und so könnten wir die Zeit bis Mitternacht auch gut überbrücken.
Doch es dauerte nochmal über eine
Stunde bis Babs endlich wieder in meinem Zimmer erschien und ausgehfertig war!
Überrascht stellte ich fest, dass sie sich auch schon etwas zum Anziehen aus
meinem Schrank genommen hatte, wahrscheinlich in der Zeit, als ich zum
„Mau-Mau“ gegangen war, denn Babs trug mein rotes Wildlederkleidchen, Modell
Wilma Flintstone! Es saß jedoch ziemlich eng an den Hüften und um die Brust
herum. So wie es aussah, hatte Babs in den letzten Monaten auch ein paar Kilo
zugenommen. Aber Babs fand, dass sie toll aussah. Zu dem Kleid trug sie weiße
Lackpumps, die allerdings nicht von mir waren. Pumps, noch dazu in Weiß, waren
absolut verpönt! Genauso, wie wildtoupierte Haarfrisuren, auffälliges Make-up,
zum Beispiel blauer Lidschatten oder knallroter Lippenstift — und Schulterpolster !
Zugegeben, in Deutschland und wahrscheinlich auch im Rest der Welt war dieser
Look gerade modern — nicht jedoch in Lloret, und an diesem Look konnte man
bestenfalls die giris erkennen! Babs sah mit ihren toupierten Haaren,
dem Lipgloss über dem roten Lippenstift und dem starken Wangenrouge jedenfalls
wie die typische Touristin aus. Und dazu dann auch noch diese Pumps! Die
legt es echt drauf an, gleich flach gelegt zu werden, flüsterte das
Stimmchen.
>>Na, wie seh‘ ich aus<<,
rief Babs und strahlte. Ich legte einen Finger auf die Lippen und wies dann mit
demselben in die Richtung von Corinnas Zimmer. Babs nickte erschrocken.
>>Zum Glück hat mein Vater mein
Schminkzeug nicht gefunden und weggeschmissen. Nur Haarspray hab‘ ich keins. Im
Bad war auch keins!<<, flüsterte sie und sah mich fragend an.
>>Tut mir leid Babs, aber
Haarspray benutzt hier niemand und wenn ich ehrlich sein soll, siehst du aus
wie die typische giri !<<
>>Wie eine was? <<
>>Eine giri , eine
Touristin.<<
Ich warf einen Blick auf ihre Schuhe.
>>Wo hast du die denn
her?<<
>>Och, die lagen drüben in
meinem Kleiderschrank — und die passen sogar! Sind die nicht toll?<<
Mir fiel wieder ein, dass Corinna
sich für ihr Treffen mit Titus diesmal ein, wie sie es genannt hatte, dezentes
Outfit zugelegt hatte. Wahrscheinlich waren diese Pumps Teil ihrer Kostümierung gewesen.
>>Die gehören Corinna<<,
sagte ich leise. >>Lass dich bloß nicht damit erwischen. Corinna ist, was
ihre Klamotten angeht, ziemlich penibel!<<
Ich wusste auch, dass Corinna beispielsweise
immer eine Flasche Haarspray in ihrer Handtasche mit sich herum schleppte, aber
nie im Leben wäre mir eingefallen, Corinna um ein wenig Haarspray für Babs zu
bitten.
Weil es schon so spät war, machten
wir uns nun doch direkt auf den Weg zum „Tropics“. Ich hatte Babs gefragt, ob
sie denn keinen Hunger hätte, doch sie
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