Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
verschwand.
Knapp eine Stunde später kam Corinna
zusammen mit Titus zurück. Ich hörte die beiden reden und wie Corinna sagte,
sie würde es hier keine Sekunde länger aushalten. Dann hörte ich sie und Titus ein
paarmal durch den Flur hin und herlaufen und danach wurde es wieder still. Als
ich mein Zimmer daraufhin verließ, sah ich, dass Corinnas Zimmertür offen stand
und das Zimmer selbst leer geräumt war. Nur ihre Schlüssel lagen noch auf dem
Nachttisch. Babs streckte erneut den Kopf auf ihrer Tür.
>>Was ist denn in die
gefahren?<<, fragte sie vorsichtig.
>>Du hast Ricardo abgeschleppt,
und Corinna steht nun mal total auf ihn!<<
>>Aber das konnte ich doch
nicht wissen!<<
>>Na, jedenfalls ist Corinna
jetzt weg.<<
>>Heißt das, sie kommt nicht
wieder?<<
Babs sah mich hoffnungsvoll an. Ich
warf einen Blick in Corinnas leeres Zimmer und antwortete: >>Ja, das
heißt es wohl!<<
>>Au toll! Kann ich dann jetzt
ihr Zimmer haben?<<, rief Babs freudig erregt.
***
Natürlich wollte Eduardo Senior an
diesem Abend gleich wissen, wo denn Corinna bliebe und ich sagte ihm, dass sie
nicht mehr kommen würde.
>>Wie, sie kommt nicht mehr?!<<,
schnauzte er mich an und ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Er sollte
wissen, dass ich keine Angst vor ihm hatte.
>>Wenn ich sage, sie kommt
nicht mehr, kommt sie nicht mehr. Sie ist heute Hals über Kopf ausgezogen und
ich habe auch keine Ahnung, wo sie ist oder wie ich sie erreichen
kann!<<, schnauzte ich zurück.
Dennoch befürchtete ich, dass
Corinnas Weggang Konsequenzen für mich oder Babs nach sich ziehen würde, doch
diese blieben zumindest vorerst einmal aus. Ich arbeitete nun alleine, so wie
es die anderen Mädchen, außer vielleicht die Polinnen, ebenfalls taten — aber
auch das war mir egal. Manuela hatte meinen neuerlichen Disput mit Eduardo
Senior aufmerksam verfolgt und auch wenn sie kein Spanisch verstand, so
erinnerte sie sich natürlich, dass ich gesagt hatte, sowohl Corinna, als auch
ich hätten vor, am Wochenende zu kündigen! Doch nur Corinna war nun tatsächlich
nicht mehr zur Arbeit erschienen.
>>Du bist nur wegen Babs noch
hier — stimmt’s?<<, fragte Manuela.
>>Ja<<, sagte ich.
>>Aber es fällt mir ganz schön schwer!<<
Plötzlich kämpfte ich mit den Tränen.
>>Das liegt daran, dass du für
die Bararbeit einfach nicht geschaffen bist<<, erklärte Manuela und wies
mit dem Kopf in Richtung Babs, die gerade einem Spanier die Arme um den Hals
legte und ihn anhimmelte, so als sei sie total verliebt in den alten Knacker.
>>Die hingegen ist ein echtes
Naturtalent!<<, fügte sie dann hinzu. Manuela machte eine Pause und
schließlich sagte sie: >>Babs hat mir eben erzählt, dass du und Corinna
Krach hattet und Corinna deshalb ausgezogen ist. Stimmt das?<<
Ich lachte kurz auf und wischte dabei
eine einzelne Träne aus den Augenwinkeln.
>>Die Wahrheit ist wohl ein
bisschen anders!<<, erklärte ich. >>Allerdings stimmt es, dass
Corinna heute ausgezogen ist. Aber Corinna hatte eh vorgehabt auszuziehen, wenn
auch erst in ein paar Wochen.<<
Manuela nickte.
>>Das heißt, du hast jetzt ein
freies Zimmer übrig?<<, fragte sie. >>Ich würde es nämlich gerne
mieten und auch ein Drittel der Miete bezahlen. Jetzt wohne ich in einer
Pension und da mache ich nachts kein Auge zu, weil gleich unter meinem Fenster
eine Bodega ist, die scheinbar rund um die Uhr geöffnet hat!<<
>>Dann wohnst du sicher bei
Ramon<<, erwiderte ich und Manuela bejahte.
>>Wenn du die Pension kennst,
weißt du ja wovon ich spreche. Es ist die letzte Absteige!<<
>>Du kannst Babs‘ altes Zimmer
haben, wenn du willst. Es ist zwar nicht sehr groß und es steht auch nur ein
Ein-Personen-Bett darin, aber die Wohnung ist dafür ruhig gelegen und trotzdem
sehr zentral.<<
>>Klasse<<, antwortete
Manuela, >>und das mit dem Bett ist kein Thema. Ich habe eh nicht vor,
jemanden abzuschleppen!<<
Sie sagte, sie würde gerne gleich
morgen Nachmittag einziehen und ich beschrieb ihr den Weg zum piso .
>>Ich hätte da noch so eine
Idee, wie wir den Schuldschein von Boobs ein bisschen schneller tilgen
können<<, erklärte Eduardo Junior an diesem Abend. >>Du bräuchtest
nur mal ein wenig netter zu mir zu sein.<<
Seit ich mit seinem Vater die
Vereinbarung getroffen hatte, hatte sich sein Benehmen mir gegenüber
grundlegend verändert und Eduardo Junior hatte angefangen, mir nachzustellen. Wenn
ich zur Toilette ging, folgte er mir und wartete vor der Tür, bis ich
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