Spanischer Wein
nahm sich vor, sich gleich am Montagmorgen um die Formalitäten zu kümmern.
Natürlich waren es drei hektische Wochen. Nachdem sie ihren Großvater um Rat gefragt hatte, ernannte Gina den Verkaufsleiter in der Filiale in Ipswich zu ihrem Nachfolger. Die restliche Zeit verbrachte sie praktisch damit, zwischen Ipswich und London hin-und herzufahren, um ihren Nachfolger einzuarbeiten und in London die Hochzeit vorzubereiten.
Daher kamen Antonio und sie überhaupt nicht dazu, sich Gedanken darüber zu machen, wo sie nach der Hochzeit wohnen würden. Während eines Telefonats einigten sie sich darauf, erst nach dem großen Tag darüber zu entscheiden.
Und so heiratete sie an einem warmen Samstagnachmittag den Mann, den sie von ganzem Herzen liebte, in einem schlichten dreiviertellangen Kleid aus elfenbeinfarbener Seide und mit einem Kranz aus weißen Rosenknospen und dunkelgrünen Blättern im Haar.
Es war eine schlichte Trauzeremonie mit nur wenigen Gästen. Leider hatten Antonios Schwestern beide nicht kommen können - Isabella hatte wegen ihrer Schwangerschaft nicht fliegen können, und Roxana musste an dem Abend zu einer wichtigen Premiere in Barcelona.
Antonios Schwager Jaime war jedoch da und fungierte als Trauzeuge. Und außer ihrem Großvater und einigen Mitarbeitern war auch ihre geliebte Patentante Joyce Frazer gekommen, die darauf bestanden hatte, den anschließenden Empfang im Haus in der Fall Mall zu organisieren.
Als Antonio und sie, Gina, sich tief in die Augen geblickt und sich ewige Treue geschworen hatten, hatten sie ohnehin nur einander wahrgenommen.
Und nun würden sie nach einer wunderschönen Woche zu zweit am nächsten Morgen nach Cadiz fliegen, denn Antonios Großmutter würde ihnen zu Ehren einen großen Empfang geben. Von dort aus würden sie nach Kalifornien fliegen, wo Antonio mehrere Besprechungen mit bekannten Winzern aus dem Napa Valley anberaumt hatte.
Als Gina sich nun über das Balkongeländer lehnte und ihren frisch angetrauten Ehemann anlächelte, der unten saß, Kaffee trank und dabei die Zeitung las, sagte sie sich, dass sie bestimmt die glücklichste Frau der Welt war.
„Die Landschaft sieht immer noch genauso aus wie damals", sagte Gina am nächsten Tag, als sie in Antonios Wagen nach Je-rez de la Fontera fuhren. Noch immer erstreckten sich die weitläufigen Weinberge mit dem weißen, kalkhaltigen Boden zu beiden Seiten der Straße. Und die Bergkette in der Ferne lag im Dunst da und schimmerte genauso violett, wie Gina es in Erinnerung hatte.
Auch Antonios Familie hatte sich nicht verändert. Seine alte Großmutter Dona Ramirez ging vielleicht ein wenig gebeugter, war allerdings immer noch kräftig genug, um Gina in die Arme zu schließen.
„Hermosa! So hübsch!" sagte sie leise und küsste sie auf beide Wangen, bevor sie ihr den Bauch tätschelte und verkündete, sie solle keine Zeit verlieren und bald einen Enkel zur Welt bringen, der den Familiennamen weiterführen würde.
„Du meine Güte, abuela! Lass die Arme sich doch erst einmal an das Leben als Ehefrau gewöhnen", ließ sich daraufhin eine vertraute Stimme aus der Gruppe vernehmen, und im nächsten Moment kam Roxana lachend auf Gina zugelaufen und umarmte sie stürmisch.
„Hola, Gina! Du hast dich kein bisschen verändert." Roxana lächelte sie an. „Abgesehen davon, dass du größer geworden bist, natürlich ..."
„Na, du hast dich auf jeden Fall verändert." Verblüfft betrachtete Gina sie. Sie erkannte sie kaum wieder.
Die pummelige, ziemlich unscheinbare Achtzehnjährige hatte sich in eine gertenschlanke, überaus glamouröse und sehr gewandte Frau verwandelt, die nach der neusten Mode gekleidet war. Nur ihr ansteckendes Lächeln und die funkelnden großen Augen waren noch genau wie damals.
„Meine Güte, bist du schick!" rief Gina. „Wie ein Filmstar."
„Na ja, das bin ich auch. Oder zumindest beinah", erwiderte Roxana lachend. „Hat mein Bruder es dir nicht erzählt? Ich habe gerade meinen ersten Vertrag für eine Filmrolle unterschrieben. Es ist nur ein Low-Budget-Film, aber ..."
„Wie aufregend!" bemerkte Gina strahlend. „Du musst mir alles darüber erzählen, und
..."
„Das kann sie später machen", fiel Antonio ihr lächelnd ins Wort. Dann umfasste er ihren Arm und stellte sie den anderen Familienmitgliedern vor. Einige von ihnen kannte sie bereits, andere noch nicht.
„Vielleicht erinnerst du dich an Carlotta Perez", meinte er leise und führte sie zu einer außergewöhnlich
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