Spanischer Wein
hörte Gina, wie die Tür zu ihrer Suite geöffnet wurde. Offenbar war es der Zimmerkellner, der das Essen brachte, das sie bestellt hatte. Obwohl sie überhaupt keinen Appetit mehr hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als das Essen entgegenzunehmen. Sie schlüpfte in den Morgenmantel, der im Bad hing, verknotete den Gürtel und rief: „Ich komme." Dann ging sie ins Wohnzimmer.
Dort blieb sie abrupt stehen und hielt sich am nächstbesten Stuhl fest, um nicht umzufallen, so schockiert war sie.
Entsetzt blickte sie. den großen dunkelhaarigen Mann in dem eleganten schwarzen Kaschmirmantel an, der vor ihr stand. Auch er war offenbar erschrocken, als er ihre Stimme gehört hatte, und hatte sich umgedreht. Entsetzt und ungläubig zugleich betrachtete er sie.
„Gina!" rief er. „Was, zum Teufel, machst du hier?"
Zuerst konnte Gina keinen klaren Gedanken fassen. Schließlich musste sie jedoch an die Probleme denken, die sie erwarteten.
Abgesehen davon hätte der Zeitpunkt für ein Wiedersehen mit ihrem Mann nicht ungünstiger sein können - vor allem nachdem sie gerade erfahren hatte, dass sie ihn zu Unrecht verdächtigt hatte.
Außerdem schien es so, als würden sich ihre Befürchtungen, dass er über ihr Kommen nicht besonders erfreut sein würde, bestätigen. Das wütende Funkeln in seinen dunklen Augen ließ darauf schließen, dass er ihr nicht einmal Guten Tag sagen würde.
„Soll das ein schlechter Witz sein?" Antonio machte ein finsteres Gesicht. „Ich möchte wissen, was du hier zu suchen hast."
„Was ich hier zu suchen habe?" wiederholte sie schrill. „Genau das wollte ich dich fragen!"
„Mach dich nicht lächerlich. Das hier ist meine Suite, und ..."
„Falsch!" unterbrach sie ihn scharf. „Das ist meine Suite. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Irrtum von Seiten des Hotels. Ich hatte keine Ahnung, dass du hier wohnst", fügte sie hinzu und verschränkte schnell die Arme vor der Brust, weil sie zitterte. „Aber sicher wird man dir sagen, dass es sich um ein Missverständnis handelt und ... und man dich in die falsche Suite geführt hat."
„Absolutamente, no", informierte er sie energisch. „Da ich die Suite nicht selbst gebucht habe, habe ich mich an der Rezeption vergewissert, ob es die richtige Nummer ist. Und wie du siehst ..." Er hielt einen Schlüssel mit derselben Zimmernummer wie ihre hoch. „... ist das hier eindeutig meine Suite."
„Nein, ist es nicht!" protestierte Gina. „Ich habe den gleichen Schlüssel."
Sie ging zu dem kleinen, eleganten Tisch neben der Eingangstür, nahm den Schlüssel herunter und ging damit zu Antonio.
„Und außerdem", fuhr sie fort, „hat Roxana sich um alles gekümmert. Da alles andere gut geklappt hat, ist es offensichtlich, dass du..."
„Roxana?" rief er und nahm ihr den Schlüssel aus der Hand. Nachdem er die Nummern miteinander verglichen hatte, wandte er sich ab und ging zum Telefon.
Er unterhielt sich mit jemandem auf Spanisch, knallte dann den Hörer auf und fluchte leise.
„Dann ist es also nicht deine Suite?" erkundigte sich Gina.
„Im Gegenteil, meine liebe Gina, es ist meine Suite - und deine!" Als er ihren bestürzten Gesichtsausdruck bemerkte, lachte er schroff. „Ja, ich fürchte, diese Suite wurde auf unser beider Namen gebucht - Senor und Senora Ramirez. Es sieht so aus, als hätte meine liebe Schwester Roxana sich ganz schön ins Zeug gelegt, nicht?"
Gina blickte ihn entgeistert an. „Ich glaube das einfach nicht. Roxana hätte doch nicht...?
Sie kann doch nicht..."
„O doch, sie kann - und sie hat es getan. Und glaub mir", fügte er grimmig hinzu, „ich werde ihr etwas erzählen! Allerdings ist es kein großes Problem", fuhr er kühl fort. „Man wird mir sicher ein anderes Zimmer geben können."
Noch immer zitternd und hin und her gerissen zwischen widerstreitenden Gefühlen, dachte sie daran, dass die Begegnung mit Antonio, vor der sie sich so gefürchtet hatte, nun zumindest vorüber war. Er wusste jetzt, dass sie in Spanien war und morgen auf der Hochzeit sein würde. Eine Hürde war also aus dem Weg geräumt.
Allerdings hatte Gina keine Ahnung, wie sie sich nun verhalten sollte. Und das hier war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort, um zu sagen, dass es ihr Leid tat. Sie musste sich für so vieles entschuldigen, dass sie gar nicht wusste, wo sie anfangen sollte.
Da sie ihren Gedanken nachhing, hatte sie nur nebenbei wahrgenommen, dass Antonio wieder den Hörer abgenommen hatte, um am
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