Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spatz mit Familienanschluß

Spatz mit Familienanschluß

Titel: Spatz mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
Vom Netzwerk:
ihm hinüber?«
    »Nein, bleib da«, sagte da Lucas.
    »Meinetwegen, aber du bist sofort wieder da«, sagte Vater.
    »Bleib da«, flehte Lucas.
    »Und warum?«
    »Ich sehe eine mittlere Katastrophe heraufziehen.«
    »Ach, du!« Markus stand auf und schlug den Weg in Richtung Ernst ein. Er mußte hin, schließlich fand man nicht jeden Tag einen Freund.
    Lucas flog voraus und ließ sich auf einem Tamariskenzweig in der Nähe von Ernst nieder. Zunächst stellte er nichts Außergewöhnliches fest. Die Eltern von Ernst begrüßten Markus sehr freundlich. Kein Wunder, dachte Lucas, denn Markus entlastet sie sehr. War ein Spielkamerad da, mußten die Eltern nicht mit ihrem Sohn spielen und konnten sich wirklich erholen.
    »Ach, du bist der junge Mann, mit dem sich Ernst so gut versteht«, sagte die Mutter.
    Markus errötete.
    »Setz dich doch einen Augenblick«, schlug der Vater vor.
    »Nein, setz dich nicht!« rief Lucas zutiefst erschrocken. »Warum nicht?« fragte Markus.
    »Dein Vater sagte, du solltest sofort zurückkommen, außerdem sehe ich noch immer eine Katastrophe heraufziehen.«
    Markus fand keine Zeit, Lucas zu antworten, die Mutter von Ernst hatte ihn gefragt, ob er ein Einzelkind sei.
    »Ob ich ein Einzelkind bin?« fragte er zurück, wie er dies öfter tat. »Nein, ich bin leider kein Einzelkind, ich habe zwei Schwestern.«
    »Habe ich dir doch schon gesagt«, rief Ernst.
    »Ich will es von ihm wissen«, entgegnete die Mutter. »Meine Schwestern sind älter, aber nicht viel älter«, erzählte Markus und setzte sich.
    Der Vater schaltete sich ein. »Ernst hat uns erzählt, daß du viel Phantasie hast.«
    »So?« fragte Markus.
    Die Eltern bemerkten seine Verlegenheit und fragten nun nur noch Landläufiges, wie lange er schon da sei und wie lange er mit seinen Eltern und Geschwistern bleiben würde, und Markus gab immer hübsch Antwort. Und bei den Antworten und auch zwischendurch sah er immer wieder die Mutter seines neuen Freundes an, weil sie ihm gut gefiel, weil sie Grübchen bekam, wenn sie lächelte, und weil sie überhaupt schön anzuschauen war. Auch ihre Stimme wirkte sehr angenehm auf ihn. Wenn sie sprach, wurde ihm richtig warm, das ging vom Herzen aus in die Brust und in den Bauch. Markus kannte dieses Gefühl noch nicht.
    »Du-u«, rief Lucas, aber Markus hörte gar nicht hin. »Markus!« rief jetzt der Altamura. »Hör mir endlich zu!« schrie er schließlich. »Wenn du nicht sofort zurückkehrst, wird dein Vater ärgerlich.
    »Gleich«, sagte Markus.
    »Verabschiede dich.«
    »Sofort.«
    »Wie?« fragte jetzt Ernsts Vater. »Hast du nicht gerade >sofort< gesagt?«
    »Ich?«
    »Du redest doch nicht etwa mit dir selbst?«
    »Ich...? Nein.«
    »Verabschiede dich auf der Stelle!« zischte Lucas.
    Dies einemal hörte Markus auf ihn, und das Unheil nahm seinen Lauf. Markus erhob sich in dem Augenblick, ja, er sprang geradezu auf, da Renato mit dem Hauptgang auf dem Tablett daherkam. Leider war Markus schon zu groß, um unter dem Tablett stehen zu können, nein, er stieß es mit seinem Kopf Renato buchstäblich aus der Hand.
    »Mamma mia!« rief Renato und versuchte, wenigstens die Sauciere einzufangen, was ihm aber nicht gelang. Und so fielen der Reihe nach die geschmorten und mit Speck umwickelten grünen Bohnen, die Tournedos, die Scaloppini milanese, die Spaghetti mit Knoblauch hübsch verteilt auf die Familie Müller herunter. Das weiße Leinenkleid mit dem roten Lackgürtel von Frau Müller sah übel zugerichtet aus, Herr Müller blinzelte zwischen Salatblättern hervor und fand, daß die Spaghetti wie eine Perücke auf dem Kopf seiner Frau saßen, während Ernst die gute Rahmsauce von den Haaren herunter übers Gesicht troff.
    Markus suchte ein Loch, in das er sich hätte verkriechen können, fand aber auf dem spiegelglatten Marmorboden nicht ein einziges.
    »Entschuldige dich wenigstens!« rief Lucas ärgerlich. Aber als Markus zu einer großen Entschuldigung ansetzte, war es zu spät. Die Leute an den Nebentischen waren erschrocken aufgesprungen und starrten ihn böse an. Da lachte plötzlich Frau Müller lauthals los. Sie wies mit dem rechten Zeigefinger auf den salatblattverzierten Kopf ihres Mannes und rief: »Schick siehst du aus, wie du da aus den Salatblättern herauslinst.«
    »Und du mit deiner Spaghettiperücke und erst die feine Soße auf dem Kopf von Ernst. Warum knipst uns denn niemand?«
    Da fing es an, rundum »klick« zu machen. »Entschuldigung«, stammelte Markus, »das hab

Weitere Kostenlose Bücher