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Spatz mit Familienanschluß

Spatz mit Familienanschluß

Titel: Spatz mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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ich wirklich nicht...«
    Keiner hörte auf ihn. Die anfangs entsetzten und schreckensstarren Tischnachbarn begannen in das Müllersche Gelächter einzustimmen.
    Und als plötzlich ein Mann auftauchte, der sagte, daß er Bergmann heiße und der unglückliche Vater von diesem unmöglichen Tolpatsch sei und daß er natürlich den Schaden gutmachen werde, fanden dies alle so lustig, auch die Nichtbeteiligten, daß sie noch lauter lachten.
    Von diesem Gelächter angezogen, erschien der Direktor des Hotels, Giorgio sah die Bescherung und fragte zornbebend, wie Renato das fertiggebracht habe. Ja, er kochte innerlich und wünschte Renato dorthin, wo der Pfeffer wächst. Als aber Herr Bergmann erklärte, daß sein Sohn Markus der Verursacher des Trubels sei, zog ein Lächeln über sein Gesicht.
    »Markus?« fragte Signore Giorgio.
    »Ja, selbstverständlich, ich werde auch den Schaden voll und ganz ersetzen. Zunächst das Essen, die Reinigung des Tischtuches und der Servietten, selbstverständlich auch der Kleider, die zu Bruch gegangenen Teller und Gläser.«
    »No, no, Signore«, rief da Giorgio, der Direktor. »Nix da. Markus ist noch ein Kind, er kann nichts dafür, daß er so groß ist, um ein Tablett zu erreichen. Keine Lira zahlen Sie.«
    Und er wies auf die Leute, die herumstanden und lachten oder hilfreich hinzusprangen, um Herrn Müller von seinen Salatblättern zu befreien oder die Spaghetti aus der schicken Frisur von Frau Müller zu fieseln. »Sie sehen, alle lachen, alle sind vergnügt. Selbstverständlich übernimmt Residence die Reinigung, und die Familie Müller bekommt ein extra feines Menü als Ersatz. Ein Menü«, Signore Giorgio spitzte die Lippen, legte die Fingerspitzen der Rechten daran und schmatzte »... solch ein Menü!«
    Herr Bergmann wollte sich auch noch bei dem Ehepaar Müller entschuldigen, aber die fanden das nicht nötig, es war doch so lustig. »Ja«, sagte Frau Müller, »wenn das meinem Mann oder mir passiert wäre, dann wäre das natürlich peinlich gewesen, aber bei einem Kind kann so etwas schon Vorkommen.«
    »Ihr schönes Kleid«, wandte Herr Bergmann ein.
    »Ja, aber das hätte unser Sohn sicherlich auch fertiggebracht, ganz sicher sogar.« Sie seien sich überhaupt sehr ähnlich die beiden, und man könne froh sein, daß sie sich gefunden hatten.
    »Vielleicht treffen wir uns später an der Bar.«
    »Ja, gern«, sagte Herr Müller, »wenn wir uns vorher umgezogen und wieder in Ordnung gebracht haben.« Markus ging mit seinem Vater zum Familientisch zurück, wo der erste Gang des Menüs langsam erkaltete. »Du hast dich und uns ja wieder unsterblich blamiert«, zischte Kathrin, »hier vor allen Leuten. Am liebsten würde man wie eine Rakete in die Erde hineinfahren.«
    »Du solltest dir die Ansicht von Signore Giorgio zu eigen machen. Er sagte, so etwas kann passieren, vor allem bei einem Kind.« Vater schien vergnügt zu sein und wandte sich an seine Frau. »Außerdem habe ich Herrn und Frau Müller nachher in die Bar eingeladen. Scheinen nette Leute zu sein.«
    »Da hast du aber heute Glück gehabt«, sagte Lucas zu Markus. »Richtet eine mittlere Katastrophe an, und es gibt keinen Krach.«
    »Renato hat das Tablett genau über meinen Kopf gehalten.«
    »Ja, und er hat darauf gewartet, daß du endlich aufstehst und es ihm mit deinem Kopf aus der Hand schlägst. Immer sind die anderen schuld. Ich sage dir, wenn du nicht lernst, deine Schuld zu erkennen, wirst du immer wieder solche Sachen anrichten, und nicht jedesmal wird es für dich so glimpflich ausgehen wie heute. So, und jetzt gib mir eines von diesen schönen Tortellini in Rahm, meine Frau schätzt Tortellini sehr, besonders die in Rahm.«

Die Mutter:
    »Ich will das nicht so scharf sagen wie mein Mann, das mit den Schriftstellern und so. Ich finde es schon manchmal schade, daß eine Figur in einem Buch nicht direkten Kontakt mit dem Leser aufnehmen kann. Denn immer steht der Schriftsteller dazwischen. Ich will nicht sagen, daß er die Unwahrheit schreibt. Aber er schreibt nicht alles, was er von uns weiß. Er verbirgt einiges dem Leser, von dem er meint, es sei nicht interessant. Das mit dem Tablett und Martins Kopf war natürlich wieder ein Fressen für ihn. Er sagt, wir seien eine Familie, gut, das sind wir auch. Aber er sagt nicht, wie es zu dieser Familie gekommen ist. Er läßt hier eine schöne Geschichte aus.
    Wir waren doch nicht von Geburt an verheiratet, und außerdem gehört es doch immer wieder zum

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