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Spatz mit Familienanschluß

Spatz mit Familienanschluß

Titel: Spatz mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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Das Wasser hob und senkte sich in lang ausschwingenden Wellen. Es war, als atmete es. Trug sie eine sanfte Woge hinauf, konnten sie den Strand sehen, die bunten Sonnenschirme, das Gewimmel von Leuten, dahinter die Bars und Cafeterias, hinter denen wiederum die Pinien und am Horizont die grauen und weißen Türme der Hotels. Sanken sie mit der Welle nach unten, war alles verschwunden.
    »Gut!« rief sie. »Kehren wir um!« Sie versuchte nun, neben ihm zu schwimmen, im Auf und Ab der ruhigen Wogen. Angst stieg in ihr hoch, denn sie hatte nicht den Eindruck, daß sie dem Ufer näher kamen.
    Markus wurde die Brust zu eng. Die Kraft wich aus seinen Armen, und dann dieser brennende Schmerz am rechten Schienbein. »Kommen wir überhaupt weiter?« japste er.
    »Ich weiß nicht«, sagte Anne kleinlaut. Ihr fiel ein, gehört zu haben, daß Schwimmer von Wellen ins offene Meer hinausgetrieben worden waren.
    Markus ließ sich sinken, um zu erkunden, wie tief unter ihnen der Grund war, aber er erreichte den Meeresboden nicht, schluckte beim Auftauchen Wasser, verschluckte sich, mußte husten und rang nach Luft. »Du mußt Wasser treten«, meinte Anne besorgt, »bis du ausgehustet hast.«
    Sie kam ganz nahe an ihn heran und musterte ihn ernst. »Kannst du noch?«
    »Selbstverständlich! Ich hab mich nur verschluckt.« Mühsam strampelten sie sich durchs Wasser, die Arme und Beine wurden ihnen immer schwerer, als hingen Steine daran.
    »Kannst du noch?« fragte jetzt er.
    Anne antwortete nicht, sondern begann zu weinen. Sie hatte das Gefühl, vom Land weggetrieben zu werden und rief nach ihrer Mutter.
    »Das nützt nichts«, sagte er nicht im geringsten überlegen, sondern besorgt. »Es ist nicht mehr weit.« Er ließ die Beine wieder nach unten sinken. Noch immer fand er keinen Grund. Etwas später ging er mit dem Kopf unter Wasser, und da erreichte er ihn. Er spürte mit seinen Füßen, daß der sandige Boden anstieg. Sie waren an der äußeren Sandbank! Wie ein Delphin schoß er hoch, holte tief Luft: »Nur noch ein paar Meter!« rief er. »Komm, mach nicht schlapp!« Markus hatte wieder Wasser in die falsche Kehle bekommen, hustend schwamm er weiter, wobei ihm klar war, daß man dies nicht mehr schwimmen nennen konnte. Jetzt schmerzte nicht nur die Stelle an seinem Schienbein, auch seine Augen brannten, in die das Salzwasser aus seinen Haaren hineinlief.
    Neben ihm stöhnte und keuchte Anne, dann hörte es sich an, als würde sie mit Meerwasser gurgeln. Er erkannte die Gefahr, fuhr hoch, und da berührten seine Zehenspitzen den Boden, er konnte stehen, ohne daß die Wellen über ihm zusammenschlugen, stehen, ohne daß ihm das Wasser durch Nasenlöcher und Mund hineinlief, er konnte nicht nur stehen und frei durchatmen, er vermochte es, Anne aufzufangen und über Wasser zu halten.
    Wie leicht sie im Wasser war, fast wie ein Kissen. Er trug sie so lange, bis sie selbst stehen konnte, sie hatte die Arme um seinen Hals geschlungen, und er fühlte sie weich an seinem Körper. Jetzt, da die Gefahr vorüber war, begann sie zu zittern, dann lachte sie unter Tränen. Als sie endlich auch stand, patschte sie vor Freude mit den Händen ins Wasser.
    »Ich stehe!« rief sie, immer wieder hustend. »Ich stehe!« Ihr Haar lag klatschnaß auf ihren schmalen Schultern, ihre Augen waren gerötet, und die Nase lief. Er mußte sie nicht darauf aufmerksam machen, sie fand es selbst heraus.
    »Wie ein kleines Kind«, versuchte Anne zu scherzen. »Und weit und breit kein Taschentuch.«
    »Ab ins Meer damit, du kriegst sonst keine Luft«, schlug er vor.
    Anne wandte sich ab. »Es war schlimm«, sagte sie hernach. »Mensch, es war wirklich schlimm.«
    »Sagen wirs den anderen?«
    »Von mir aus nicht«, meinte sie.
    »Ich sag’s auch nicht«, versprach er. »Niemandem.«
    »Dann haben wir ein Geheimnis miteinander.«
    »Wir sagen es auch nicht Ernst und deiner Schwester.«
    »Klar.« Sie überlegte eine Weile. »Willst du, daß ich mir morgen die Haare auch hochstecke?«
    »Wenn du magst, aber wie erkenn ich dich dann?«
    Sie streckte den Kopf vor, daß ihr Gesicht dem seinen sehr nahe kam. »Siehst du meine linke Wange?« fragte sie und wies mit ihrem Zeigefinger darauf.
    »Klar seh ich die.«
    »Und wenn ich lach, krieg ich ein Grübchen. Das Grübchen kriegt aber auch Marie.«
    »Ja, wie unterscheide ich dich dann?«
    »Ich hab dicht neben dem Grübchen ein kleinwinziges Muttermal, siehst du’s?«
    »Ja«, sagte er. »Tatsächlich. Hab ich noch

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