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Spatz mit Familienanschluß

Spatz mit Familienanschluß

Titel: Spatz mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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Früchte nicht auf den Boden werfen, da hab ich mich an der Glasscheibe abstützen wollen, weil die Fahrradbremse nicht funktionierte, und da ging eben die Glasscheibe vor den kandierten Früchten zu Bruch.«
    »Wir dürfen nicht vergessen, daß diesmal deine Nase genäht werden mußte, weil du sie dir fast abgeschnitten hattest.«
    »Kathrin, die ja immer ein bißchen boshaft ist, sagt, meine Nase kann durch eine Narbe nur schöner werden. Und daraufhin hat Vater gesagt: >Und du wirst mit deinem überflotten Mundwerk kaum je Freunde finden.<
    »Mir wird sehr langweilig werden ohne euch«, seufzte Lucas. »Ihr habt Abwechslung in mein Leben gebracht, und die wird mir fehlen. Nicht, daß du denkst, das gute Essen von deinem Tellerrand wird mir abgehen. Das natürlich auch, aber sonst...«
    »Kann ich dir etwas sagen?« fragte Markus.
    »Immer. Mir kann man alles sagen.«
    »Ich habe Angst, wenn du weißt, was das ist.«
    »Angst? Wovor hast du Angst?«
    »Vor dem Heimkommen. Und was das alles bedeutet. Die Schule beginnt, davor hab ich Angst, vor Dachdecker, unserem Deutschlehrer. Vor jedem Montag.«
    »Warum hast du vor jedem Montag Angst?«
    »Weil da wieder eine Schulwoche beginnt. Und neben Dachdecker sind ja noch die aus der Klasse da. Ich finde die Sonntagnachmittage sehr traurig.«
    »Ich denke, du fürchtest nur die Montage.«
    »Fürchten tu ich nur die Montage, aber die Sonntagnachmittage sind traurig.«
    »Das begreife ich nicht.«
    »Vom Sonntagnachmittag ist es nicht mehr lang bis zum Montag.«
    »Jetzt begreife ich. Und da läßt sich nichts ändern?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Und wenn du dich änderst?«
    »Aber wie?«
    »Du könntest dem Dachdecker einmal zeigen, daß du dich nicht vor ihm fürchtest.«
    »Das würd’ ich furchtbar gern tun, aber ich krieg es nicht fertig.«
    »Dann werde ich mir etwas einfallen lassen müssen«, sagte Lucas, »noch haben wir fünf Tage Zeit. Übrigens, heute sind wieder diese Typen auf dem Parkplatz aufgetaucht, ich erwähnte sie schon einmal, ich hab das Gefühl, sie suchen ein ganz bestimmtes Auto.«
    »Soll ich am Empfang unten etwas sagen?«
    »Vielleicht später. Aber wie wäre es, würden wir uns die beiden Burschen einmal näher betrachten?«
    »Gut, ich komme runter.«
    »Und ich warte unten am Parkplatz auf der jungen Platane auf dich.«
    Als sich die beiden unten trafen, standen die finsteren Burschen bei einem Sportwagen. Sie konnten sich an diesem Auto einfach nicht sattsehen. Sie redeten leise miteinander und bewegten dabei heftig die Arme. Sie schienen ziemlich aufgeregt zu sein.
    »Ich glaub, ich fliege einmal hin und hör’ mir an, was sie sagen.«
    »Fein! Paß gut auf, und erzähl mir dann alles.«
    »Drück mir die Daumen, ich fliege.« Lucas Altamura stieß sich vom Platanenzweig ab, flatterte auf das Dach eines abgestellten Busses, hockte dann eine Weile auf dem Gepäckträger eines Kombis. Von da aus konnte er hören, was die beiden redeten.
    »Wieviel hat er drauf?« fragte der Mann mit dem rotgestreiften T-Shirt.
    Der andere, der eine Schirmmütze aufhatte, klebte mit dem Gesicht an der Scheibe des linken Seitenfensters, legte beide Hände seitlich an die Augen und sagte: »Ich sehe so etwas wie dreiundzwanzigtausend Ka-Emm.« Dann richtete er sich auf, klappte den Schirm der Mütze herunter und sagte: »Dreiundzwanzigtausend Ka-Emm sind relativ neu.«
    »Ich hab’ sie wegfahren sehen, die Karre ist in Schuß. Nur ein bißchen verstaubt jetzt, weil sie hier im Freien steht. Aber sonst sicherlich garagengepflegt.«
    Lucas Altamura hüpfte ein wenig auf dem heißen Blechdach des Kombis herum, um den beiden undurchsichtigen Typen nicht aufzufallen, und setzte sich dann ganz vorne, fast über der Windschutzscheibe, auf den Gepäckträger, um noch besser zu hören, was die beiden sprachen.
    Aber die beiden murmelten jetzt nur, sie sagten etwas von zweihundertzwanzig Spitze, dann verstand er wieder, daß sie in fünfzig Minuten dort sein wollten, nur dort und nicht wo.
    »An der Farbe«, sagte die Schirmmütze. »Umlackieren«, meinte der Rotgestreifte.
    »Noch in der Nacht«, einigten sich beide.
    Dann wurden sie lauter, sagten aber nur noch Unverfängliches. »Ein schönes Auto, sehr schnell.« — »Hast du die komfortablen Sitze gesehen.« — »Und ob.« Dann verließen die beiden den Parkplatz und gingen Richtung Strand.
    Altamura flog nun aufgeregt zur Platane zurück, wo der geschiente, geflickte und bandagierte Markus geduldig

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