Spaziergang im Regen
ihre schweißnassen Beine noch immer ineinander verschlungen. Jessa hatte sich befreit, ohne dass Shara auch nur mit der Wimper gezuckt hatte. Sie hatte sich umgeschaut und die Bettdecke entdeckt, auf einem Haufen Kissen auf dem Boden, und alles wieder ins Bett geholt, bevor sie dann die Decke über sich beide gezogen hatte und auch eingeschlafen war. Als sie in der Nacht aufgewacht war, hatte sich Shara an sie geschmiegt, eine Hand auf ihrer Brust. Sie hatte sich grinsend gewundert, wovon Shara wohl träumte, und war dann wieder eingeschlafen.
Am Morgen hatte Shara mit einem Arm und einem Bein über Jessa gelegen, als ob sie befürchtete, dass Jessa verschwinden würde, während sie schlief. Als Jessa versucht hatte, sich zu bewegen, hatte sie ihren Griff verstärkt. Jessa hatte nachgegeben und war einfach im Bett geblieben, um das Gefühl von Sharas schwerem, warmem Körper auszukosten, der sich unter der Decke gegen sie drückte. Als die Sonne aufging, war für Jessa die Welt vollkommen. Weihnachten . Sie brauchte keinen geschmückten und beleuchteten Baum; die Wärme, die sie erfüllte, hätte eine ganze Stadt erleuchten können.
Sie musste wieder für ein paar Stunden eingeschlafen sein, denn als sie erneut aufwachte, war es hell im Raum. Shara hatte ihr Bein weggezogen, und so konnte Jessa aufstehen, ohne sie zu wecken. Nach einem Zwischenstopp im Badezimmer hatte sie ein paar Sachen angezogen und war dem Ruf eines ungemütlich leeren Magens gefolgt und hatte angefangen, Frühstück zu machen. Sie schaltete die Stereoanlage an und ließ die Zufallsauswahl spielen, während sie sich an die Arbeit machte.
Sie hatte sich über die späte Uhrzeit erschrocken, und es überraschte sie deshalb nicht, Shara zu sehen, als sie den Kopf hob, gerade als sie den Teig für die Pfannkuchen anrührte. Sie sah, dass Shara ihr weißes Hemd anhatte und nichts anderes, und meinte plötzlich fühlen zu können, wie ihre Körpertemperatur schlagartig in die Höhe schnellte. Wie kann jemand nur so wunderschön sein? fragte sie sich. Das Hemd fiel nur bis auf Sharas Oberschenkel, und sie hatte es unordentlich zugeknöpft. Ihr Haar war strubblig, und ihre Augen waren graugrün und verschlafen. Jessa war nach nichts anderem, als die Schüssel abzustellen und Shara wieder ins Bett zu ziehen.
Als sich ihre Blicke trafen, wurde das Lächeln auf Sharas Gesicht immer breiter. Obwohl noch schwer vom Schlaf erhellten sich ihre Augen, und sie begann auf Jessa zuzugehen, wie von einer unsichtbaren Macht gezogen. Es lag so viel Liebe in ihren Zügen, dass Jessas Bauch einen kleinen Salto schlug. Sie stellte die Schüssel ab und hielt die Arme für Shara auf. Sie erinnerte sich daran, wie sie das in New York getan hatte, aber seither hatte sich so viel geändert. Diesmal wusste sie, dass diese Frau, die die Arme um ihre Taille schlang, sich an sie kuschelte und leicht an ihrem Hals schnupperte, sie liebte.
»Frohe Weihnachten, Liebling«, murmelte Shara gegen Jessas Hals.
»Ja. Ja das ist es wirklich«, erwiderte Jessa leise. »Danke. Und dir auch Frohe Weihnachten.« Sie gab Shara einen Kuss auf die Stirn und auf die Nasenspitze. Shara schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Jessa lächelte ob der wortlosen Einladung und nahm sie dann an.
Als sich ihre Lippen trafen, entfuhr Shara ein kleiner Laut, den Jessa zu lieben begann, und als Jessa sich losmachen wollte, stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen und lehnte sich vor, damit der Kuss nicht aufhörte.
Jessas Welt drehte sich. Shara fühlte sich so gut an in ihren Armen, und der Kuss war wie ein bedächtiges, sinnliches Erforschen, das fast einschläfernd wirkte. Er war kein Vorspiel – es ging um nichts anderes –, aber all ihre Sinne schärften sich, und ihr Körper wurde immer erregter; sie wollte nur weiter so dort stehen und Shara bis in alle Ewigkeit küssen. Sie ließ ihre Hände über Sharas Rücken wandern, fühlte glatte Haut und starke Muskeln unter dem Hemd, und legte sie dann um ihren Po.
Shara entfuhr wieder der kleine Laut, und sie drückte ihre Hüfte gegen Jessas, während sie ihren Hinterkopf streichelte und die Finger sich in den wilden Nackenlocken verfingen.
Das immer stärker werdende Summen der Erregung zwischen ihnen wurde jäh von Sharas lautem Magenknurren unterbrochen; die Suppe und das Brot vom vorherigen Abend waren nur noch eine dumpfe Erinnerung.
Jessa machte sich los und lachte leise. »Hört sich ganz danach an, als ob ich jetzt lieber
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