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Spaziergang im Regen

Spaziergang im Regen

Titel: Spaziergang im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Barnard
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Arbeitszimmer benutzte. »Sag mal, warum diese vier Stapel?« Sie deutete auf die Post.
    »Lisas Sekretärin liest meine Post, sortiert die offenkundig verrückten aus und die, denen eine Einheitsantwort geschickt werden kann. Lisa schaut sich dann alles noch einmal an und kümmert sich um die geschäftlichen Dinge, die ich nicht persönlich erledigen muss. Den Rest teilt sie in vier Gruppen auf. In der ersten geht es um alle offiziellen Angelegenheiten: Angebote zur Zusammenarbeit, Einladungen irgendwo aufzutreten, so was eben. Die nächste Gruppe ist voll mit Wohltätigkeitszwecken: Anfragen, meinen Namen benutzen zu dürfen, Dinge persönlich zu unterstützen oder einfach nur Bitten um Spenden. Wenn sie auf meinem Tisch landen, hat Lisa bereits nachgeforscht und sichergestellt, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Außerdem kennt sie meine Sichtweise so gut, dass sie weiß, was überhaupt in Frage kommt.«
    Shara grinste, weil Cassie, ihre Assistentin, genau dasselbe für sie erledigte.
    »Der dritte Stapel ist für die Briefe von meinen Fans, von denen Lisa denkt, dass ich sie lesen sollte. Manche sind wichtig, und auf viele muss ich gar nicht antworten. In vielerlei Hinsicht ist das der wichtigste Stapel.« Nun wurde sie etwas verlegen. »Der letzte Stapel ist immer der kleinste, und Lisa kümmert sich darum, bevor sie die Briefe an mich weiterleitet. Sie schickt sie mir nur, weil ich ihr nicht erlaube, mir die Briefe mit sexuellem Inhalt zu schicken, also macht sie sich einen Spaß daraus, sich vorzustellen, wie ich auf diese hier reagiere. Sie meint, dass ich sie ja nicht lesen muss, wenn ich nicht will, aber manchmal mache ich es doch.«
    »Worum geht es denn?«
    »Das sind Schreiben von Leuten, die an meinem Erbgut interessiert sind.«
    »Erbgut, wie zum Beispiel deine Hütte auf dem Land?«
    »Nein, Erbgut wie meine DNS, meine Gene.«
    »Wie bitte?«
    »Bis vor ein paar Jahren waren es nur Anfragen von Kliniken für künstliche Befruchtungen, für gewöhnlich solche, die Sperma von Nobelpreisträgern anbieten. Dann kamen Briefe von Paaren, die sich ein Baby mit musikalischem Talent basteln wollten und sich dachten, dass meine Gene da bestimmt hilfreich wären. Dann kamen lesbische Paare hinzu und auch ein paar alleinstehende Damen, die allerdings dann gern noch etwas mehr von mir hätten . . .«
    »Und du antwortest denen nicht?«
    »Lisa macht das. Sie schickt einen Brief, in dem sie ihnen schreibt, dass ich dankend ablehne, aber dass ich nie auch nur in Erwägung ziehen würde, ein Kind allein wegen seines oder ihres musikalischen Talents in die Welt zu setzen und dass ein Kind mit meinen Genen auch persönlich von mir selbst großgezogen werden wird.«
    »Bist du sicher, dass es dabei überhaupt um deine musikalische Begabung geht und du nicht nur all diese Anfragen erhältst, weil du absolut umwerfend bist, und weil diese Leute davon ausgehen, dass dein Baby das auch wäre?« zog Shara sie auf und fuhr mit den Fingern durch Jessas kurze Locken. Sie war im Laufe ihres Gesprächs nähergekommen und stand nun direkt neben ihr.
    Jessa wirbelte den Stuhl herum, um Shara ins Gesicht zu sehen. »Liebes, wenn du das wirklich findest, dann brauchst du mich nur zu fragen, denn du wärst mir eindeutig lieber als irgendeine gesichtslose Lesbe aus Santa Cruz in Kalifornien.«
    Zu Jessas Verwunderung schien Shara plötzlich zu erstarren und sich zurückzuziehen; sie wandte sich ab und ging zum Fenster hinüber.
    »Shara?« fragte Jessa irritiert. Sie schob den Stuhl vom Tisch und stand auf, dann ging sie zu Shara hinüber und legte eine Hand auf ihre Schulter. »Es tut mir leid, Schatz. Das war vielleicht zuviel, zu früh. Wir sind erst seit zwei Monaten zusammen, da sollte ich noch gar nicht an Ba-«
    Shara drehte sich zu ihr um und legte einen Finger auf ihre Lippen. »Nein, das ist es nicht. Es geht nicht darum, wie lange wir zusammen sind oder wie gebunden ich mich fühle.« Sie wartete, bis Jessa ihr in die Augen schaute und sagte dann bestimmt: »Du bedeutest alles für mich, Jessa. Ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen.«
    Jessa stockte der Atem und ein süßer Stich fuhr durch ihr Herz. Sie wollte etwas Ähnliches erwidern, aber sie brachte keinen Laut hervor. Shara lächelte, sie wusste, dass ihre Erklärung Jessa völlig aus der Bahn geworfen hatte. Sie fühlte sich etwas beklommen, weil ihr klar war, dass Jessas Reaktion auch daher rührte, dass sie ihr so selten sagte, was sie für sie

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