Spaziergang im Regen
empfand. Es war Jessa gegenüber nicht fair, und sie hoffte, sie würde mit der Zeit besser darin werden, aber ihr fehlte einfach die Übung darin. Als Jessa sie einfach nur weiterhin liebevoll anstarrte, schob Shara sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen gegen Jessas.
Der sanfte Druck schien Jessa wieder zum Leben zu erwecken, und sie öffnete ihre Lippen zum Willkommensgruß. Shara stöhnte, als Jessas Zunge zärtlich in ihren Mund stieß. Sie war immer noch erstaunt, welche Wirkung es auf sie hatte, wenn Jessa sie küsste.
Jessa nahm sie fester in die Arme und ließ ihre Hände ruhelos über Sharas Rücken wandern, bis sie dann ihre Pobacken umschloss.
Shara spürte, wie ihr Körper hoffnungslos der Anziehungskraft zum Opfer fiel, die Jessa auf sie ausübte, und sie unterbrach den Kuss, um zu flüstern: »Wir werden uns verspäten . . .«
Jessa löste den Gürtel an Sharas Bademantel und legte eine Hand um ihre Brust. Sie fuhr mit dem Daumen über die Brustwarze und lächelte, als sie den wohligen Schauer wahrnahm, der Sharas Körper erzittern ließ. »Ja, das werden wir«, antwortete sie mit rauer Stimme und senkte dann wieder den Kopf, um Shara zu küssen.
Das Motto der Party war ›1967 bis 1973‹, weshalb die Musik aus diesen Jahren war und die Gäste sich nach der damaligen Mode kleiden sollten. Jessa hatte ein lindgrünes, rückenfreies Oberteil mit Nackenverschluss an, das doppelt um ihre Taille gewickelt war, eine enge, weiße Hose mit Schlag und Zehensandalen. Außerdem setzte sie eine Perücke auf, damit es so aussah, als ob sie schwarze, glatte Haare hätte, die ihr bis zum Po reichten. Um das Bild zu vervollständigen, band sie ein dünn-gewickeltes Halstuch mit einem Indianer-Muster um ihre Stirn. Als sie fertig kostümiert war, starrte Shara sie nur an und fragte, ob sie nicht einfach zu Hause bleiben könnten.
Während Jessa im Gegenzug Shara anschaute, fiel es ihr außerordentlich schwer, sie darauf hinzuweisen, dass Steve fest mit ihnen rechnete. Shara hatte einen unanständig kurzen Vinylminirock an, zusammen mit einer fast durchsichtigen, langärmeligen, weißen Bluse, die direkt unter ihren Brüsten zusammengeknotet war. Strümpfe mit einem Zickzackmuster schmiegten sich an die Kurven ihrer Oberschenkel und verschwanden dann in kniehohen Stiefeln mit zehn Zentimeter hohen Absätzen und Plateausohlen. Sie grinste, als sie Jessas offenstehenden Mund bemerkte, und drehte sich einmal um die eigene Achse.
Jessa sah, dass sich trotz der Enge ihres Rockes keinerlei Unterbekleidung abzeichnete, und sie musste schwer schlucken. »Wir machen uns jetzt lieber sofort auf den Weg«, sagte sie, der Verzweiflung nah, und drehte sich von Shara ab, um nach ihrer Tasche zu suchen, weil sie ihrer Selbstbeherrschung nicht allzusehr vertraute.
Shara lächelte höflich und hörte Steve zu, der ihr etwas erzählte, aber ihre Augen hingen an Jessa. Sie wusste, dass es etwas unhöflich war, ihren Gastgeber nicht anzuschauen, während er mit ihr sprach, aber sie konnte nichts dagegen machen.
Jessa tanzte zu dem Lied Keep on Truckin’ von Eddie Kendricks mit einem Schlagzeuger eines Londoner Orchesters, dessen Namen Shara vergessen hatte. Er war ein guter Tänzer, und es sah so aus, als hätte Jessa Spaß mit ihm. Shara beobachtete das Spiel ihrer Arm- und Schultermuskeln und den Schwung ihrer Hüfte. Jessa hatte die Perücke kurz nach ihrer Ankunft abgelegt, und das gewickelte Halstuch wand sich nun um ihre eigenen gewellten Haare und gab ihr einen ungezähmten Ausdruck.
Shara fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und stellte sich vor, wie sie sie zähmen könnte. Als Jessa sich drehte, bot sie Shara einen unverstellten Blick auf ihren Hintern, und sie musste stöhnen, völlig vergessend, dass sie Steve zuhören sollte.
»Dich hat’s wirklich schlimm erwischt, hm?«
Seine Frage lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn, und sie war von ihrem eigenen Verhalten entsetzt. »Oh Gott, bitte entschuldige.« Sie hob beide Hände an ihre nun erröteten Wangen und ließ sie sofort wieder sinken, als ihr auffiel, dass sie aussehen musste wie eine schlechte Imitation von Macaulay Culkin auf dem Filmplakat von Kevin – Allein zu Haus .
Steve lachte. »Mach dir deshalb keine Sorgen. Ich habe mindestens zwei Jahre mit einem ähnlichen Ausdruck im Gesicht verbracht. Leider war Jessa aber damals mit Stephanie zusammen. In deinem Fall beruht es ja zum Glück auf Gegenseitigkeit. Meine einzige Ausrede
Weitere Kostenlose Bücher