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Spaziergang im Regen

Spaziergang im Regen

Titel: Spaziergang im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Barnard
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sprang das Publikum auf die Beine und brach in donnernden Beifall aus. Jessa verbeugte sich dankend, und Shara kamen die Tränen, weil sie sah, wie dünn Jessa geworden war. Das ist meine Schuld, dachte sie. Sie hat mir erzählt, dass sie noch nie Glück in der Liebe hatte, und sie wollte einen Beweis von mir, dass es mit mir anders sein würde – bei ihr zu bleiben, wäre dieser Beweis gewesen. Aber ich habe sie enttäuscht. Kein Wunder, dass sie mich nicht sehen oder mit mir sprechen will. Das macht mich zwar fertig, aber ich verstehe sie. Wie kann sie mir noch vertrauen? Jessa leidet auch, und das hat sie nicht verdient.
    Shara eilte aus dem Konzertsaal; sie konnte mit einem Mal nicht mehr atmen. Als sie hinaus in den warmen Abend trat, fuhr gerade ein Taxi vorbei, und kurzentschlossen winkte sie es heran. Sie wollte nur noch zurück in ihr Hotelzimmer, um ganz allein in den glücklichen, schmerzlichen Erinnerungen zu schwelgen, die Jessas Anblick wachgerufen hatte.
    Als sie ins Zimmer kam, war sie überrascht, dass das Licht an ihrem Telefon aufleuchtete. Sie rief die Nachricht ab und war erschrocken, die schroffe Stimme ihres Vaters zu hören. »Ich kann mir vorstellen, dass du überrascht bist, Shara, aber ich wollte dir viel Glück wünschen. Du hast es verdient zu gewinnen. Du hast alles Glück der Welt verdient, und wenn diese Jessa Hanson nicht sehen kann, wie glücklich sie sich schätzen sollte, dann ist sie ein Trottel.«
    Sharas Hand zitterte, als sie den Hörer wieder auflegte. Zwei Monate.
    Vor zwei Monaten war sie aus seinem Haus gestürmt, in kalter, fast teilnahmsloser Wut. Sie war zu Dreharbeiten in Budapest, als es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel, dass fast jede Entscheidung, die sie in ihrem erwachsenen Leben getroffen hatte, von dem Mann beeinflusst worden war, der sie aufgezogen hatte, nachdem ihre Mutter gestorben war. Sie mochte von ihm noch nicht einmal als Vater denken, obwohl er sie gefüttert, angezogen und ihr Unterkunft gewährt hatte, bis sie volljährig gewesen war.
    Sie hatte eine vage Erinnerung aus ihrer Kindheit – von der sie manchmal annahm, dass es ein Traum gewesen sein musste –, wie er sie so fest an sich drückte, dass sie kaum noch atmen konnte. Sie vermutete, dass es noch andere Gelegenheiten gegeben haben musste, zu denen ihr Vater seiner Zuneigung offen Ausdruck verschafft hatte, aber all die Küsse und Umarmungen an die sie sich aus der Zeit erinnerte, stammten von Verwandten oder Freunden der Familie.
    Sie hatte einen Flieger nach Irland bestiegen und war unangemeldet auf seiner Türschwelle aufgetaucht.
    Er war überrascht, trat aber beiseite, um sie ins Haus zu lassen. »Was verdanke ich die Ehre?« fragte er und schloss die Tür hinter ihr.
    »Warum hast du mir nie gezeigt, dass du mich gern hast? Warum hast du mir das nicht ein einziges Mal gesagt? Ich war ein kleines Mädchen. Was kann ich denn getan haben, dass mir deine Abscheu eingehandelt hat?«
    Er erstarrte und blieb mehrere Sekunden lang mit dem Gesicht zur Tür gewandt stehen, ehe er sich zu ihr umdrehte. »Schönen guten Tag auch dir, Tochter.«
    »Ich bin nicht hier, um höfliche Floskeln auszutauschen. Ich bin hier, weil ich es satt habe, mir mein Leben zu vermiesen, nur weil ich alles vermeide, dass ich in irgendeiner Weise mit dir in Verbindung bringe.«
    »Shara, ich habe dich nie verabscheut. Weit gefehlt. Du warst all das, was ich mir mit deiner Mutter erträumt hatte. Es ist nur so, dass eben in meinen Träumen sie auch immer da war. Ich habe mein Bestes gegeben.«
    »Dein Bestes ? Ist es das, was du dir versuchst einzureden?« Jahre ohnmächtigen Kummers offenbarten sich in der Wut, die in den Worten mitschwang.
    »Ja. Aber ich glaube mir oft selbst nicht.«
    »Das solltest du auch nicht. Ein nettes Wort oder ein Zeichen deiner Zuneigung hätte genügt. Irgendein Hinweis darauf, dass ich irgendwas zustande bringen konnte, dass du gutheißen konntest, von Stolz will ich ja gar nicht sprechen.«
    Er wandte seinen Blick ab, blieb aber stumm.
    »Ist das alles, was du mir nach all diesen Jahren zu bieten hast? Noch mehr Schweigen?«
    »Ich weiß nicht, was du von mir erwartest.«
    »Für den Anfang wäre ein Eingeständnis nicht schlecht.«
    »Zugegeben, ich war nicht der beste Vater. Da, bist du jetzt zufrieden?« fragte er in ärgerlichem Tonfall.
    »Nein«, antwortete sie leise. »Das bin ich nicht. Aber ich habe es gründlich satt, meine eigene Glückseligkeit immer von

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