Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802
nordamerikanischen und russischen Winter erlebt zu haben:
Das Kloster hat achtzigtausend Scudi Einkünfte und steht in Kredit, daß es damit viel Gutes tut. Das heißt aber wohl weiter nichts als – fünfzig Faulenzer ernähren hundert Bettler; dadurch werden beide dem Staate unnütz und verderblich. So jemand nicht will arbeiten, der soll auch nicht essen, sagt unser alter Sirach; und ich finde den Ausspruch ganz vernünftig, auch wenn er mir selbst das Todesurteil schriebe.
Eine schöne Promenade ist der Garten dieses nämlichen Klosters, der hinter den Gebäuden auf lauter Lava angelegt ist, und wo man links und rechts und geradeaus die schönste Aussicht auf den Berg und das Meer und die bebaute Ebene hat. Die Lavafelder geben dem Garten das Ansehen einer großen, mächtigen Zauberei. Gleich neben diesem Garten, neben dem Klostergebäude nach der Stadt zu, hat ein Kanonikus einen kleinen botanischen Garten, wo er schon die Papierstaude von Syrakus als eine Seltenheit hält. Noch angenehmer ist der Gang in die Gärten des Prinzen Biskaris in der nämlichen Gegend. Als er ihn anlegte, hielt man es für eine Spielerei; aber er hat gezeigt, was Fleiß mit Anhaltsamkeit und etwas Aufwand tun kann. Er hat die Lava gezwungen; die Pflanzung grünt und blüht mit Wein und Feigen und Orangen und den schönsten Blumen aller Art. Der Gärtner brachte mir die gewöhnliche Höflichkeit, und ich legte mehrere Blumen in mein Taschenbuch für meine Freunde im Vaterlande.
Das Jesuitenkloster in der Stadt ist zum Etablissement für Manufakturen gemacht; und ob dieses Etablissement gleich noch nicht weit gediehen ist, so ist doch durch die Vernichtung des Klosters schon viel gewonnen. In der Kathedrale hängt in einer Kapelle ein schrecklich treues Gemälde, ungefähr sechs Fuß im Quadrat, von der letzten großen Eruption des Berges, 1669, die fast die Stadt zugrunde richtete. Ein echter Künstler sollte es nehmen und ihm in einer neuen Bearbeitung zur Wahrheit des Ganzen auch Kunstwert geben. Es würde ein furchtbar schönes Stück werden, und das ganze Gebiet der Kunst hätte dann vielleicht nichts ähnliches aufzuweisen. Hier hätte Raphael arbeiten sollen; da war mehr als sein Brand.
Unten, wo der zerteilte Amenanus wieder aus den Lavaschichten herausfließt, steht noch etwas von der alten Mauer Cataniens, ungefähr in gleicher Entfernung zwischen dem Molo links und dem Lavaberge rechts, der dort weiter in die See hinein sich emporgetürmt hat. An dem Molo hat man schon lange mit vielen Kosten gearbeitet; ich fürchte aber, die See wird gewaltiger sein als die Arbeiter. Wenn links ein Felsenufer etwas weiter hervorgriffe und den Wogensturz von Calabrien her etwas dämmte, so wäre eher Hoffnung zur Haltbarkeit. Die Erfahrung, von der ich nichts wußte, hat schon meine Meinung bestätigt, und einige verständige Leute pflichteten mir bei. Catanien wird sich wohl müssen mit einer leidlichen Rede begnügen, wenn nicht vielleicht einmal der Ätna, der große Bauer und Zerstörer, einen Hafen baut. Er darf nur links einen solchen Berg ins Meer schießen, wie er rechts getan hat, so ist er fertig. Es fragt sich, ob das zu wünschen wäre. Die Straße Ferdinande, von dem prächtigen Tore von Syrakus her, ist die Hauptstraße; eine andere, die ihr etwas aufwärts parallel läuft, ist fast ebenso schön. Wenn Catanien so fortarbeitet, macht es sich nach einem großen Plane zu einer prächtigen Stadt. Fast alle öffentlichen Monumente sind von der Kommune aus eigenen Kräften bestritten, und es sind derselben nicht wenig; des Hofes geschieht nur Ehrenerwähnung. Es ist der lieblichste Ort, den ich in Sizilien gesehen habe, und übrigens sehr wenig mit der Regierung in Kollision, so daß viel Gutes zu erwarten ist. Die Dazwischenkunft der Höfe verderbt wie ein Mehltau meistens das natürliche Gedeihen der freien Industrie.
Messina
Ich muß mich etwas fassen, daß ich Dich den Weg über den Berg und Taormina hierher mit mir nicht gar zu unordentlich machen lasse, ob Du gleich Geduld genug wirst haben müssen, denn ich bin ein gar schlechter Systematiker. Der Wirt im Elefanten in Catanien, in dessen Buche ich viele Bekannte fand, und der sich als einen sehr guten Hodegeten ankündigte, besorgte mir eben nicht wohlfeil einen Mann mit einem Tiere, der mit mir die Fahrt bestehen sollte. Ich packte meinen Sack voll Orangen und ritt nun bergan. Wieviel ich Dörfer und Flecken durchritt, ehe ich am Sandkloster ankam, weiß ich nicht
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