Special Der Zauberbann
sogleich über den Flur davon.
»Hoffentlich begegnen mir hier nicht noch mehr dieser ekeligen Nagetiere!«, murmelte er leise und stieg nun vorsichtiger die steinerne Treppe zum Erdgeschoss hoch.Von dort führte eine alte Holztreppe immer höher in den Turm hinauf. Als Tim im dritten Stockwerk ankam, sah er durch den Spalt einer nur leicht angelehnten Tür, im dahinter liegenden Raum ein schwaches Kaminfeuer glimmen.
Ganz langsam drückte er die Tür mit den Fingerspitzen auf, um sich zu vergewissern, dass hier keine unangenehme Überraschung auf ihn wartete.
Als er in den großen, im Dämmerlicht vor ihm liegenden Raum schlich, knarrte der alte Bretterboden leise. In der Mitte des Raumes stand ein langer, schwerer Holztisch auf dem ein eiserner Vogelkäfig stand. Darin lag die vor Erschöpfung schlafende Elfenprinzessin.
»Na endlich, da ist sie ja!«, seufzte Tim. Er nahm den am Tischende liegenden Schlüssel, sperrte das Schloss zum Käfig auf und öffnete ihn.
Die kleine Elfe Sarah war von den Geräuschen erwacht und strahlte Tim vor Freude an. »Wie kommst du denn plötzlich hier her?«, fragte sie. »Und du kannst ja deine Beine wieder bewegen!«
»Ja, da bist du wohl überrascht, was? Ich werde dir später alles erzählen. Jetzt bin ich hier, um dich schleunigst aus diesem scheußlichen Turm zu bringen.« Behutsam hob Tim die Elfenprinzessin aus ihrem Gefängnis, die sich nun geborgen in seine Hand schmiegte.
Gerade als er sich umdrehen und leise mit ihr zur Tür gehen wollte, sprang eine dicke Kröte auf den Tisch und quakte ihn in menschlicher Sprache an.
»Quak! Geh´ nicht zur Tür hinaus. Die Kobolde haben deine Flucht bereits bemerkt. Zwei dieser Schurken bewachen die Treppe, der eine unten und der andere oben. Quak! Du kommst also nicht mehr hinunter zum Ausgang und auch nicht hinauf auf die Turmplattform, ohne von einem der beiden eingefangen zu werden.«
Verwundert war Tim auf der Stelle stehen geblieben und schaute ein wenig verdutzt auf das schlammfarbene Tier. »Was bist du denn für ein komischer Frosch? Und sprechen kannst du auch noch!«
»Oh, ich bin lediglich Torkans verwandelte Hündin«, kam verlegen als Antwort zurück. »Nur weil ich gestern so viel bellte, weil mir der Magen knurrte, hat er mich vor Wut gleich in eine Kröte verzaubert. Ich kann von Glück reden, dass er mir wenigstens meine angehexte menschliche Sprache gelassen hat, an die ich mich als Hündin schon so gewöhnt hatte. Aber er brauchte doch nicht gleich ein solches unschönes Wesen aus mir zu machen! Dafür werde ich mich an ihm rächen, das schwöre ich.«
»Tut mir sehr leid, was mit dir geschehen ist!«, meinte Tim. »Aber was sollen wir denn jetzt tun?«
»Hör mir gut zu!«, sagte die Kröte. »Ich werde dir und deiner Freundin helfen, hier wieder heil herauszukommen. Sieh doch mal zur linken, fast kahlen Backsteinwand hinüber! Dort befindet sich eine Geheimtür. Torkan sprach immer, wenn sie sich öffnen sollte, einen Zauberspruch: Exmiralda aus rotem Stein lasse deinen Meister ein! Gleich darauf schob sich ein Stück der Mauer wie eine Drehtür auf, welche sich anschließend von selbst wieder verschloss. Dahinter führt eine Wendeltreppe nach unten in den Hinterhof des Turms. Dort müsst ihr lediglich noch einen hohen Heckenzaun durchqueren und werdet wieder in Freiheit sein. Aber Vorsicht! Die Hecke erhielt von Torkan einen Hexenzauber und kann äußerst gefährlich werden! Wenn sie bemerkt, dass du ein Fremder bist, wird sie lange spitze Dornen sprießen lassen, die sich in dein Fleisch bohren und dich festhalten werden. In deren Fängen wärest du verloren!«, warnte das breitmäulige Geschöpf.
»Und wie soll ich dann durch die Hecke kommen?«
»Du musst dieses verhexte Gewächs austricksen. Nimm eines von Torkans Kleidungsstücken, das seinen Körpergeruch trägt. Wenn du so riechst wie er, wird sie meinen, du wärest der Hexenmeister und dich hindurchlassen.«
Tim blickte sich suchend im Raum um. »Hier ist aber nichts Brauchbares zu finden!«
»Sieh mal da!« Sarah wies auf eine Truhe in der Ecke. »Vielleicht findest du ja darin etwas Nützliches!«
Tim ging, die Elfe noch immer sicher in einer Hand haltend, zur Truhe hinüber. Als er den Deckel mit der anderen Hand öffnete, atmete er erleichtert auf, denn darin lagen ein alter grauer Mantel und ein Paar von Torkans Stiefeln.
»Jetzt überleg nicht lange, sondern zieh die Sachen gleich mal an!«, forderte Sarah ihn auf und flatterte
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