Special Der Zauberbann
dass man hätte glauben können, es ziehe ein Orkan vorbei.
Der Drache schob seinen Kopf durch das Fenster, denn mehr hätte ohnehin nicht hindurchgepasst und zur Begrüßung streichelte die Fee ihm über die Wangen. »Schakkran, es ist schön, dich wiederzusehen!«
Der Drache mit den feuerroten Augen nickte, und Tim meinte, in seinen herben Gesichtszügen dennoch ein winziges Lächeln zu erkennen.
»Ich nehme an, du brauchst meine Hilfe! Was kann ich für dich tun, weise Meisterin?« Schakkrans Stimme war so tief und laut, dass sie in Tims Brustkorb vibrierte.
»Bringe mir doch bitte einige der heilenden Magnetsteine!«, bat Yakora.
»Immer wenn du Magnetsteine brauchst, dann ist etwas Größeres los! Was ist denn geschehen?«, fragte der Drache und bemühte sich sichtlich, seine Stimme zu drosseln.
»Diesmal brauchen die Menschen meine Hilfe, denn sie werden von einer schlimmen Seuche bedroht«, erklärte ihm die Fee.
»Ah! Dann bringe ich wohl am besten so viele Steine wie möglich!«
»Das wäre sehr freundlich von dir!«
»Ich komme gleich wieder!«, antwortete der Drache. Er breitete seine riesigen, von feuerroten Furchen durchzogenen Flügel aus und machte kehrt zum Vulkanberg.
»Wenn Schakkran mit dem Wunder wirkenden Vulkangestein zurück ist, kann ich mit einer zusätzlichen Dosis meines magischen Sirups die Pestilenz in der Stadt vernichten. Die erkrankten Menschen und Tiere dort werden sich schnell erholen, und alles wird wieder so wie vorher sein«, versprach die Fee.
Oh wie gut es tat, diese Worte zu hören! Tim hätte ihr stundenlang zuhören können. Sie vermittelte ihm einGefühl der Sicherheit, das ihm all seine Ängste und Sorgen um die Lieben daheim von der Seele nahm. So stand er in Gedanken versunken neben dem Fenster, bis der Drache schließlich zurückkehrte. In jeder seiner Klauen und in seinem Maul trug er einen fast schwarzen, straußeneigroßen Stein.
Die beiden Elben betraten den Raum, und als Schakkran wieder an das offene Fenster flog, hielten sie ihm einen großen Metallkessel entgegen, in den er die Magnetsteine fallen ließ.
Yakora streichelte ihm dankend den Kopf.
»Ich hoffe, es sind genug!«, fragte der Drache. »Oder soll ich noch mehr bringen?«
»Die werden sicher ausreichen. Was würde ich bloß ohne deine Hilfe tun! Ich danke dir vielmals, und besuche uns bald wieder!«, sagte sie noch zum Abschied.
Schakkran nickte für die liebenswerten Worte, zog seinen Kopf durch das Fenster und flog zurück zum Vulkanberg.
»Ich hätte nie im Traum daran gedacht, einmal in meinem Leben einem Drachen zu begegnen!« Begeistert betrachtete Tim dessen mächtige Erscheinung, bis er nicht mehr zu sehen war.
Yakora lächelte. »Ja, hier in der verborgenen Welt gibt es so manches, was ihr Menschen noch nie gesehen habt! Und nun folge mir bitte!«
Sie gingen mit den beiden Elben, die den mit Magnet-steinen gefüllten Kessel trugen, in die nebenan liegende, großflächige Küche. Dort stellten sie das Metallgefäß auf den breiten, robusten Herd und schürten kräftig das darin glimmende Feuer an.
Die Fee klatschte dreimal in die Hände, und zwei weitere Elben erschienen. Sie trugen einen menschengroßen Spiegel mit milchig verschwommener Glasfläche herbei, den sie an die Wand in der Nähe des Herdes lehnten.
Ein anderes der zierlichen Geschöpfe überreichte seiner Meisterin einen gläsernen Flakon mit mintgrün schimmerndem, flüssigem Inhalt. Mit dieser Tinktur übergoss Yakora die bereits glühenden Steine.
Tim stand daneben und verfolgte, was geschah.
»Zultonum Porantum Salamonum, weiche du Pest der Finsternis, weiche von allen Lebewesen!«, rief die Fee, während sie ihre Hände über die erhitzten, kräftig rauchenden Magnetsteine ausbreitete, die immer mehr den Farbton der Tinktur annahmen.
Der aufsteigende Rauch formte sich zu einer hellgrünen Spirale und verschwand, von den Kräften der Magie geführt, nach und nach im daneben stehenden Zauberspiegel. Allmählich nahm dessen Milchglas ebenfalls die bemerkenswert schöne, mintgrüne Farbe an.
Nach dem Ritual setzte sich Yakora an den Küchentisch, auf dem eine der fleißigen Helferinnen ihr eine Kristallkugel bereitgestellt hatte. Einige Zeit starrte sie mit durchdringendem Blick reglos in die Kugel.
»Ich sehe, dass mein Zauber nun seine Kraft entfaltet. Der entgiftende und heilende Nebel, den ich mithilfe meines Spiegels in deine Heimatstadt geschickt habe, verteilt sich dort überall. Er wird die Luft
Weitere Kostenlose Bücher