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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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er, ohne Tally zu sehen, auf ein Regal zuging. Er streckte die Hand aus, um etwas herauszunehmen, und die Kameras drehten sich und schwebten dichter an ihn heran, wie ein Publikum, das gefesselt jede Bewegung eines Zauberers beobachtet, den Blick immer auf seine Hände konzentriert. Er ignorierte die Kameras, als sei er an ihre Aufmerksamkeit gewöhnt.
    Natürlich, dachte Tally. Die Schwebekameras gehörten zum Sicherheitssystem des Gebäudes, aber sie suchten nicht nach Eindringlingen. Sie sollten die Angestellten überprüfen und dafür sorgen , dass sich niemand mit einer dieser entsetzlichen alten Waffen, die hier aufbewahrt wurden, aus dem Staub machte. Sie kreisten unbeirrt über dem Kopf des Historikers - oder Museumskonservators oder was immer er sein mochte - und registrierten, was er hier im Magazin machte.
    Tally entspannte sich ein wenig. Irgendein vertrottelter Runzling, der selbst überwacht wurde, war viel weniger bedrohlich als das Special-Kommando, das sie erwartet hatte.
    Er ging sehr vorsichtig mit den Gegenständen um und angesichts dieser Behutsamkeit wurde Tally ein wenig schlecht, denn er schien sie als wertvolle Kunstwerke zu betrachten und nicht als Mordmaschinen.
    Dann erstarrte der Runzling plötzlich und runzelte die Stirn. Er blickte auf ein beleuchtetes Notizbuch in seiner Hand, dann begann er die Gegenstände einen nach dem anderen durchzusehen ...
    Ihm war aufgefallen, dass etwas fehlte.
    Tally fragte sich, ob es das Gewehr sein könnte, das sich in ihren Rücken bohrte. Aber das war unmöglich. Shay hatte die Waffe auf der anderen Seite des Museums weggenommen.
    Doch dann griff er zur Biokrieg-Filtermaske. Tally schluckte - sie hatte sie an die falsche Stelle zurückgelegt.
    Seine Augen wanderten langsam durch den Raum.
    Aus irgendeinem Grund sah er Tally in ihrer Ecke nicht. Der Tarnanzug musste ihre Umrisse mit den Schatten an den Wänden verbunden haben, wie ein Insekt auf einem Baumstamm.
    Er ging mit der Maske hinüber auf die Seite, wo Shay sich versteckt hielt, seine Knie waren nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Tally war sich sicher, dass er jetzt bemerken würde, was sie alles eingesteckt hatten, aber nachdem der Runzling
    die Maske an ihren angestammten Platz zurückgelegt hatte, nickte er und drehte sich mit zufriedener Miene um.
    Tally atmete erleichtert auf.
    Dann sah sie, dass die eine Schwebekamera auf sie herunterstarrte.
    Die Kamera hing noch immer über dem Kopf des Runzlings, aber ihre kleine Linse war nicht mehr auf ihn gerichtet. Entweder ging Tallys Fantasie mit ihr durch oder die Linse hatte sich jetzt ihr zugewandt und versuchte sich auf sie einzustellen.
    Der Runzling ging zurück zu der Stelle, an der er angefangen hatte, die Kamera aber blieb, wo sie war, nicht länger an ihm interessiert. Sie schwebte dichter auf Tally zu und flatterte hin und her, wie ein Kolibri, der sich nicht für eine Blüte entscheiden kann. Der alte Mann bemerkte diesen nervösen kleinen Tanz nicht, Tallys Herz aber hämmerte und ihre Sicht verschwamm, als sie verzweifelt versuchte nicht zu atmen.
    Die Kamera kam noch dichter heran. Jenseits ihres zuckenden Auges sah Tally, wie Shays Umrisse sich veränderten. Auch Shay hatte die kleine Schwebekamera entdeckt - die Lage fing an, äußerst unangenehm zu werden.
    Die Kamera starrte Tally noch immer unschlüssig an. War sie intelligent genug, um einen Tarnanzug zu erkennen? Oder würde sie Tally als Schmutzfleck auf der Linse abtun?
    Offenbar wollte Shay die Entscheidung nicht abwarten. Die Tarnfarbe ihres Anzugs hatte sich in das glatte Schwarz der Panzerung verwandelt. Sie schob sich langsam aus dem Regal, zeigte auf die Kamera und fuhr sich dann mit dem Finger über die Kehle.
    Tally wusste, was sie zu tun hatte.
    Mit einer fließenden Bewegung zog sie das Gewehr hinter ihrem Rücken hervor. Es traf die Kamera mit einem lauten Knacken und ließ sie durch das Museum fliegen, vorbei am verdutzten Gesicht des Runzlings, und gegen eine Wand. Dann fiel die Kamera mausetot zu Boden.
    Sofort füllte ein schriller Alarm den Raum.
    Shay sprang auf und rannte zur Leiter. Tally quetschte sich aus ihrer Ecke und folgte ihr, das Geschrei des verdutzten Runzlings beachtete sie nicht weiter. Aber als Shay auf die Leiter springen wollte, schloss sich ein Metallgitter darum. Shay prallte mit einem hohlen Klong zurück und ihr Anzug wechselte durch den Zusammenstoß wie wild die Farben.
    Tally ließ ihre Blicke durch das Museum jagen -

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