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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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müssen wir uns wohl an deinen Plan halten.“
    Shay zog ihr Messer. „Runter.“
    Tally presste sich auf das Dach und spürte, wie die Schuppen ihres Anzugs sich dessen Beschaffenheit anpassten.
    Shay schleuderte das Messer weg, dann warf auch sie sich auf den Boden. Das Messer flog in hohem Bogen über die Dachkante, wirbelte in die Dunkelheit hinaus und auf das mit Sensoren übersäte Gras zu.
    Sekunden später kreischten aus allen Richtungen trommelfellerschütternde Alarmsirenen los. Die Metallfläche unter ihnen bebte, die Türen sprangen mit rostigem Stöhnen auf. Ein Tornado aus Staub und Schmutz jagte aus dem Loch und aus seiner Mitte stieg eine monströse Maschine auf.
    Sie war kaum größer als zwei aneinander befestigte Hubbretter, aber sie sah schwer aus - vier Rotoren ächzten unter der Anstrengung, sie durch die Luft zu wuchten. Während sie auftauchte, schien die Maschine zu wachsen, mit ruckenden, fremdartigen Bewegungen öffnete sie Flügel und Krallen, wie ein riesiges Metallinsekt, das seine Larve verlässt. Ihr gewölbter Rumpf war mit Waffen und Sensoren übersät.
    Tally war an Roboter gewöhnt, in New Pretty Town gab es überall Putz- und Gartendrohnen. Aber die sahen aus wie liebenswertes Spielzeug. An dem Mechanismus über ihr jedoch wirkte alles - die ruckhaften Bewegungen, der schwarze Panzer, die kreischenden Rotoren - unmenschlich und gefährlich und grausam.
    Für einen panischen Moment schwebte die Maschine über ihr und Tally glaubte sich schon entdeckt, aber dann vollführten die Rotoren eine scharfe Wende und das Gerät jagte in die Richtung davon, in die Shay ihr Messer geworfen hatte.
    Tally drehte sich gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Shay durch die noch immer offene Luke rollte. Sie folgte ihr und glitt in die Dunkelheit, kurz bevor die Tür sich schloss ...
    Und dann fiel sie, stürzte durch einen lichtlosen Schacht. Ihre Infrarotsicht verwandelte die Dunkelheit nur in ein unbegreifliches Chaos aus Formen und Farben, die an ihr vorüberjagten.
    Sie streckte Hände und Füße nach der glatten Metallwand aus, um ihren Sturz zu verlangsamen, rutschte aber weiter nach unten, bis ein Griffzeh sich in einen Spalt bohrte. Für einen kurzen Moment kam sie zum Stillstand.
    Tally suchte nach Halt für ihre Hand, fand aber nur glattes Metall. Sie kippte nach hinten, ihr Zeh rutschte aus dem Spalt...
    Aber der Schacht war nicht viel weiter, als sie groß war - Tally warf die Arme hoch und spreizte die Finger, als ihre Hände auf der gegenüberliegenden Wand auftrafen. Der Griff ihrer Kletterhandschuhe stoppte sie, das Gesicht nach oben gerichtet, die Muskeln angespannt. Ihr Rücken war gekrümmt und ihr Körper quer im Schacht verkeilt, wie eine Spielkarte, die zwischen zwei Fingern gebogen wird. Dumpfer Schmerz pochte in ihrer verletzten Hand.
    Sie verdrehte den Kopf, um zu sehen, wo Shay gelandet war.
    Unter ihr gab es nur Finsternis. Der Schacht roch nach muffiger Luft und Korrosion.
    Tally versuchte mühsam, mehr zu erkennen. Shay musste in der Nähe sein - der Schacht konnte ja nicht endlos weitergehen und Tally hatte keinen Aufprall gehört. Aber es war unmöglich, hier ein Gefühl für die richtige Perspektive zu bekommen, um sie herum gab es nichts als sinnlose infrarote Umrisse.
    Ihr Rückgrat fühlte sich an wie ein Hühnerknochen, kurz vor dem Zerbrechen.
    Plötzlich berührten Fingerspitzen ihren Rücken.
    „Ganz ruhig.“ Shays Flüstern kam über den Kontakt der Anzüge zu ihr. „Du machst Krach!“
    Tally seufzte. Shay war genau unter ihr, aber durch ihren Tarnanzug in der Dunkelheit nicht zu erkennen. „Tut mir leid“, flüsterte sie.
    Die Hand entfernte sich für eine Sekunde, dann war sie wieder da. „Okay. Ich habe Halt. Lass dich fallen.“
    Sie zögerte.
    „Na los, Angsthase. Ich fang dich auf.“
    Tally holte Luft, kniff die Augen zusammen und ließ los. Nach einer Sekunde freien Falls fand sie sich in Shays Armen wieder.
    Shay kicherte. „Du bist ein ziemliches Schwergewicht, Tally-wa.“
    „Worauf stehst du hier eigentlich? Ich kann überhaupt nichts sehen.“
    „Probier das mal.“ Shay ließ die Anzüge einen Durchblick übermitteln und um Tally herum veränderte sich alles. Infrarote Frequenzen begannen sich vor ihren Augen auszurichten und allmählich ergaben die glühenden Silhouetten in ihrer Umgebung einen Sinn.
    An den Seiten des Schachtes waren in Parkbuchten Hubfahrzeuge untergebracht, deren Umrisse eine ähnliche Ausstattung verrieten wie

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