Special - Zeig dein wahres Gesicht
Shay die Wahrheit sagen.
Tally ballte die Faust und trieb ihr Brett wieder an.
***
Zehn Kilometer weiter flussaufwärts pingte ihre Hautantenne, als sie Kontakt zu der von Shay fand.
„Ich hatte schon angefangen, mir Sorgen um dich zu machen, Tally-wa.“
„Tut mir leid, Boss. Mir ist ein alter Freund über den Weg gelaufen.“
„Wirklich? Einer, den ich kenne?“
„Du bist ihm nie begegnet. Erinnerst du dich an meine Lagerfeuergeschichten über das Experimentierreservat? Die Smokies haben angefangen, die Dörflinge zu befreien, und setzen sie ein, um den Flüchtlingen zu helfen.“
„Das ist doch Wahnsinn!“ Shay überlegte. „Aber Moment mal. Du hast ihn gekannt? Er kam aus dem Dorf, in dem du damals gelandet bist?“
„Ja, und ich fürchte, dass das kein Zufall war, Shay-la. Es ist der heilige Mann, der mir geholfen hat, weißt du noch? Ich hatte ihm erzählt, wo die Ruinenstadt liegt. Er schaffte es als Erster zu fliehen und ist jetzt eine Art Ehren-Smokey.“
Shay stieß vor Überraschung einen Pfiff aus. „Total daneben, Tally. Aber wie sollte er denn den Krims helfen? Soll er ihnen beibringen, wie man Kaninchen abhäutet?“
„Er ist eine Art Führer. Die Flüchtlinge nennen ihm ein Codewort und dafür gibt er ihnen Positionsfinder, die sie nach Smoke bringen.“ Sie holte tief Luft. „Und aus alter Freundschaft hat er mir auch einen gegeben.“
***
Als Tally Shay einholte, hatten die Krims schon ihr Lager aufgeschlagen.
Tally beobachtete aus der Dunkelheit, wie sie nacheinander zum Fluss gingen und die Reiniger in das trübe Wasser hielten. Sie und Shay hatten sich in Gegenwindrichtung versteckt und der Geruch der sich erwärmenden Instant-Mahlzeiten wurde vom Lager
der Flüchtlinge zu ihnen getragen. Tally konnte sich aus ihren eigenen Tagen in der Wildnis lebhaft an Geschmack und Konsistenz erinnern, als ihr das Aroma von CurryNuds, PadThai und den verhassten SpagBol in die Nase stieg. Ihre Ohren fingen Gesprächsfetzen noch immer fröhlich aufgeregter Krims ein, die sich darauf vorbereiten, den Tag zu verschlafen.
„Bei diesem Ding haben sie ziemlich gute Arbeit geleistet - das endgültige Ziel will es mir nicht verraten.“ Shay spielte an dem Positionsfinder herum. „Es nennt immer nur ein Etappenziel und wartet mit dem nächsten, bis man dort angekommen ist. Wir müssen dem kompletten Pfad folgen, um festzustellen, wo er endet.“ Sie schnaubte. „Vermutlich werden wir über die landschaftlich schönere Strecke geführt.“
Tally räusperte sich. „Nicht wir, Shay-la.“
Shay schaute auf. „Was sagst du da, Tally?“
„Ich bleibe bei den Krims. Bei Zane.“
„Tally ... das ist Zeitverschwendung. Wir können zweimal so schnell weiterkommen wie sie.“
„Das weiß ich.“ Sie drehte sich zu Shay um. „Aber ich werde Zane hier nicht mit einer Horde von Stadtleuten allein lassen. Nicht in seinem Zustand.“
Shay stöhnte. „Ach, Tally-wa, du bist zum Heulen. Hast du denn gar kein Vertrauen in seine Fähigkeiten? Erzählst du mir nicht immer wieder, dass er etwas ganz Besonderes ist?“
„Darum geht es hier nicht. Wir sind in der Wildnis, Shay-la. Hier kann alles passieren, Unfälle, gefährliche Tiere, sein Zustand kann sich verschlechtern. Geh du allein voraus. Oder ruf die anderen Schlitzer - du brauchst ja schließlich keine Angst zu haben, dass ihr gesehen werden könntet. Aber ich bleibe in der Nähe von Zane.“
Shay kniff die Augen zusammen. „Tally ... das hast nicht du zu entscheiden. Ich erteile dir einen Befehl.“
„Nach allem, was wir vorige Nacht getan haben?“ Tally ließ ein unterdrücktes Lachen hören. „Es ist ein bisschen zu spät, um mir Vorträge über die Dienstränge zu halten, Shay-la.“
„Hier geht es nicht um die Dienstränge, Tally!“, rief Shay. „Hier geht es um die Schlitzer. Um Fausto. Du entscheidest dich also für diese Blubberköpfe und gegen uns?“
Tally schüttelte den Kopf. „Ich entscheide mich für Zane.“
„Aber du musst mit mir kommen. Da hast versprochen, keinen Ärger mehr zu machen!“
„Shay, ich habe versprochen, dass ich nicht mehr versuchen werde, alles zu ändern, wenn sie aus Zane einen Special machen. Und dieses Versprechen werde ich halten, sowie er bei den Schlitzern ist. Aber bis dahin ...“ Tally versuchte zu lächeln. „Was willst du machen? Mich bei Dr. Cable melden?“
Shay stieß ein langes Zischen aus. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, ihre gebleckten Zähne zeigten ihre
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