Special - Zeig dein wahres Gesicht
hatte wirklich geglaubt, du hättest dich geändert. Aber du bist noch immer dieselbe selbstsüchtige kleine Ugly von damals. Das ist das Besondere an dir, Tally - nicht einmal Dr. Cable und ihre Ärzte haben eine Chance gegen dein Ego.“
Tally spürte, dass ihre Hände zu zittern anfingen. Sie hatte eine Auseinandersetzung erwartet, das hier jedoch nicht. „Shay ...“
„Du bist sogar als Special eine Versagerin, immer machst du dir Sorgen über alles. Warum kannst du nicht einfach eisig sein?“
„Ich habe immer versucht zu tun, was du ...“
„Nun, mit dem Versuchen kannst du jetzt aufhören.“ Shay griff in das Gepäckfach ihres Brettes, zog Medspray heraus und besprühte damit ausgiebig ihren blutenden Arm. Dann zog sie noch ein paar versiegelte Päckchen heraus und warf sie vor Tallys Füßen in den Lehm. „Hier hast du intelligentes Plastik, falls du in Deckung gehen musst. Ein paar Hautantennensignale und einen Satellitenverstärker.“ Sie stieß ein bitteres Lachen aus und ihre Stimme zitterte noch immer vor Verachtung, „Ich gebe dir sogar eine von meinen letzten Granaten. Für den Fall dass sich irgendwas Großes zwischen dich und deinen Zitterbubi schiebt.“
Die Granate fiel mit dumpfem Aufprall zu Boden und Tally zuckte zusammen.
„Shay, warum musst du ...“
„Sprich nicht mit mir!“ Der Befehl brachte Tally zum Verstummen und sie konnte nur noch zusehen, wie Shay ihren Ärmel wieder nach unten streifte und sich die Kapuze über das Gesicht zog, so dass ihre wütende Miene zu einer Maske aus mitternächtlicher Dunkelheit wurde. „Ich werde hier nicht mehr länger herumhängen. Ich bin für Fausto verantwortlich und nicht für diese Bande von Blubberköpfen.“
Tally schluckte. „Ich hoffe, ihm ist nichts passiert.“
„Ja, das hoffst du bestimmt.“ Tally sprang auf ihr Brett. „Aber mir ist es total schnurz, was du hoffst oder meinst, Tally-wa. Für immer.“
Tally versuchte zu sprechen, aber Shays letzte Worte hatten sich so kalt angehört, dass sie es nicht schaffte.
Shay stieg aufwärts und ihre Silhouette war vor den dunklen Bäumen auf dem anderen Flussufer kaum zu sehen. Sie glitt hinaus auf den Fluss, dann schoss sie in die Dunkelheit und war sofort verschwunden, als hätte sie sich einfach aufgelöst. Aber Tally konnte sie über die Verbindung der Hautantennen noch immer atmen hören. Es klang rau und wütend, während es langsam verklang, als blecke Shay noch immer vor Hass und Ekel die Zähne. Tally suchte verzweifelt nach etwas, das sie sagen könnte, etwas, das erklärte, warum sie das hier tun sie musste. Bei Zane zu bleiben war wichtiger, als ein Schlitzer zu sein, wichtiger als jedes Versprechen, das sie jemals gegeben hatte.
Es ging darum, wer Tally Youngblood wirklich war, ob als Ugly oder Pretty oder Special ...
Aber dann war Shay außer Reichweite und Tally hatte noch immer nichts gesagt. Sie war ganz allein in ihrem Versteck und wartete darauf, dass die Krims einschliefen.
Inkompetenz
Die Krims versuchten ein Feuer zu machen, aber es gelang ihnen nicht.
Sie hatten es gerade mal geschafft, einige feuchte Zweige zum Schwelen zu bringen, mit einem so lauten, wütenden Zischen, dass Tally es bis in ihr Versteck hören konnte. Eine richtige Flamme hatten sie nicht zu Stande gebracht, und die Zweige knisterten noch immer hoffnungslos vor sich hin, als die Dämmerung heraufzog. Zu diesem Zeitpunkt entdeckten die Krims die dunkle Rauchsäule, die zum heller werdenden Himmel aufstieg, und versuchten das Ganze zu löschen. Am Ende schaufelten sie mit den Händen Schlamm auf das halb erstickte Feuer. Als sie es endlich unter Kontrolle hatten, sahen ihre Stadtkleider aus, als hätten sie eine Woche unter freiem Himmel geschlafen.
Tally seufzte und stellte sich Shays Grinsen vor beim Anblick der Krims, die sich mit den einfachsten Dingen abmühten. Immerhin hatten sie erkannt, dass es gescheiter war, tagsüber zu schlafen und nachts weiterzuziehen.
Als die Flüchtlinge sich in ihre Schlafsäcke zwängten, erlaubte Tally sich einen leichten Wachschlaf. Specials brauchten nicht viel Schlaf, aber Tally steckten noch immer der Einbruch ins Magazin und der lange Marsch danach in den Knochen. Die Krims mussten nach ihrer ersten Nacht in der Wildnis hundemüde sein, darum war dies wohl ein guter Zeitpunkt für Tally, sich ein wenig Ruhe zu gönnen. Da sie sich nicht mehr mit Shay beim Wache halten abwechseln konnte, musste Tally vielleicht tagelang ununterbrochen auf
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