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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Pretties hatten zwar jede Menge Übung darin, bis mittags zu schlafen, jedoch nicht auf hartem Boden. Das leiseste Geräusch könnte sie allesamt aufwecken.
    Ihre gefleckten Tarnschlafsäcke würden von der Luft aus immerhin unsichtbar sein. Aber die geöffneten Bretter leuchteten immer stärker, je höher die Sonne stieg, acht Stück lagen am Ufer. Der Wind zupfte an den mit Steinen und Lehmklumpen beschwerten Ecken und ließ sie funkeln wie Glitzerbomben.
    Um ein Hubbrett neu zu laden, faltete man es auseinander wie eine Papierpuppe und bot der Sonne das Maximum an Oberfläche dar. Vollständig ausgeklappt waren sie dünn und leicht wie Flugdrachen und ein Windstoß könnte sie in die Bäume tragen - zumindest würden die Krims, wenn sie aufwachten und ihre Bretter im Wald wiederfanden, vielleicht glauben, dass der Wind schuld war.
    Tally kroch zum nächstgelegenen Brett und nahm die Steine von den Ecken. Sie richtete sich langsam auf und zog das Brett in den Schatten. Nach einigen Minuten hatte sie es auf eine Weise zwischen zwei Bäume geklemmt, die hoffentlich zufällig aussah, bei der das Brett aber sicher war und vom Wind nicht doch noch weggetragen wurde.
    Blieben noch sieben.
    Die Arbeit ging quälend langsam voran. Tally musste sich jeden Schritt, den sie zwischen die Schlafenden setzte, genau überlegen, und bei jedem zufälligen Geräusch machte ihr Herz einen Sprung. Und die ganze Zeit horchte sie mit halbem Ohr auf das näher kommende Streifenfahrzeug aus der Stadt.
    Endlich hatte sie auch das letzte der acht Hubbretter sorgfältig in den Schatten gezogen. Sie waren ineinander verschränkt wie verdrehte Schirme nach einem Sturm und die hellen Solarzellen zeigten nach unten auf dem Boden.
    Ehe sie wieder im Fluss verschwand, blieb Tally einen Moment neben Zane stehen. Im Schlaf sah er beinahe aus wie früher, in diesem Zustand wurde er nicht nicht von seinem unkontrollierten Zittern geplagt. Wenn ihm die Gedanken nicht über das Gesicht huschten, sah er cleverer aus, fast wie ein Special. Tally stellte sich seine Augen vor, die zum grausam-schönen Blick geschärft waren, und ließ in Gedanken Puls-Tätowierungen über sein Gesicht wirbeln. Sie lächelte und wandte sich ab, machte einen Schritt in Richtung Fluss ...
    Dann hörte sie ein Geräusch und erstarrte.
    Es war ein leises, plötzliches Atemholen, ein überraschter Laut. Sie wartete bewegungslos und hoffte, dass es ein Albtraum war und dass der Atem bald wieder den Rhythmus des Schlafs annehmen würde. Aber ihre Sinne sagten ihr, dass hier jemand wach war. .
    Endlich bewegte sie mit quälender Langsamkeit ihren Kopf und schaute über ihre Schulter zurück.
    Es war Zane.
    Seine Augen waren offen, schlaftrunken blinzelten sie im Sonnenlicht. Er starrte ihr ins Gesicht, benommen und noch immer halb im Schlaf, er schien nicht sicher zu sein, ob er sie wirklich sah.
    Tally stand ganz still, aber der Tarnanzug hatte nicht viel, womit er arbeiten konnte. Vielleicht zeigte er eine verschwommene Version des Wassers hinter Tally, aber bei Tageslicht müsste Zane trotzdem eine durchsichtige menschliche Gestalt erkennen können, wie eine Statue aus solidem Glas, die halb im Fluss stand. Um alles noch schlimmer zu machen, war der Anzug noch immer mit Lehm verschmiert, also zeichneten sich braune Klumpen vor dem Hintergrund ab.
    Zane rieb sich die Augen und schaute sich am leeren Flussufer um, dann ging ihm auf, dass die Hubbretter verschwunden waren. Mit verdutztem Gesicht sah er nun wieder Tally an.
    Tally blieb bewegungslos stehen und hoffte, dass Zane das alles als seltsamen Traum abtun würde.
    „He“, sagte er leise. Seine Stimme wurde zu einem Krächzen und er räusperte sich, um lauter sprechen zu können.
    Das musste Tally verhindern. Sie machte drei rasche Schritte auf ihn zu, riss sich einen Handschuh von den Fingern und fuhr den Stachel aus ihrem Ring aus.
    Als die winzige Nadel sich in seine Kehle bohrte, konnte Zane noch einen leisen, unterdrückten Schrei ausstoßen, dann verdrehte er die Augen, fiel zu Boden und versank in tiefem Schlaf. Er schnarchte leise.
    „Nur ein Traum“, flüsterte Tally ihm ins Ohr. Dann ließ sie sich auf den Bauch fallen und robbte zurück in den Fluss.
    Eine halbe Stunde darauf erschien der Wagen des Wächters, er bewegte sich von einem Flussufer auf das andere wie eine faule Schlange. Aber er entdeckte die Krims nicht und flog ohne das kleinste Zögern weiter.
    ***
    Tally blieb in der Nähe des Lagers, sie

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