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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Färbung angenommen, sollten die Dörflinge also doch noch herüberschauen, dann würden sie nur das Silber des Hubbrettes sehen.
    Als Tally sich der donnernden Maschine näherte, begann ihr Brett zu zittern und der Wirbel unter dem Helikopter schlug mit unsichtbaren Fäusten auf sie ein. Die Luft pulsierte wie bei einer Musikanlage, bei der der Bass viel zu weit aufgedreht ist.
    Plötzlich verlor sie das Brett unter den Füßen und einen Moment befand sie sich im freien Fall. Dann warf sich die Griffoberfläche des Brettes wieder gegen Tallys Füße. Mit einem Blick versuchte sie festzustellen, ob einer ihrer Rotoren versagt hatte, aber beide drehten sich noch immer. Dann fiel das Brett wieder nach unten und Tally wurde klar, dass sie in dem Luftwirbel der Maschine immer wieder Nischen mit Tiefdruck erwischte, in denen das Brett plötzlich nicht mehr genug Luft fand, von der es sich abstoßen konnte.
    Tally krümmte die Knie und stieg noch schneller, sie ignorierte das weiße Glühen der Rotoren und die Schläge des Sturms, in dem sie hier steckte. Sie hatte keine Zeit, um vorsichtig zu sein - der Helikopter gewann weiter an Höhe, wurde immer schneller und würde bald außer Reichweite sein.
    Plötzlich waren Wind und Lärm verschwunden - Tally hatte eine Ruhezone erreicht, wie im Herzen des Sturms. Sie schaute auf. Sie befand sich direkt unter dem Bauch der Maschine, geschützt von den Turbulenzen, die die riesigen Drehflügel erzeugten. Das war ihre Chance, anzudocken.
    Sie stieg höher und streckte die Hände mit den Griffhandschuhen aus. Ihre Auffangarmbänder zogen sie nach oben, nahmen Kontakt zum Metall des Helikopters auf. Noch einen Meter und Tally wäre am Ziel ...
    Doch ganz plötzlich schien die Welt sich um Tally zu drehen. Der Bauch des Helikopters kippte zur Seite und wich dann zurück. Die Maschine wendete hart und flog mit einer plötzlichen Drehung in Richtung Land, so dass Tally den Schutz ihres massiven Rumpfes verlor. Es war, wie um eine Ecke zu biegen und dem Sturm ausgesetzt zu sein.
    Der Wind traf Tally wie eine große Welle, schlug ihr die Beine unter dem Leib weg und riss das Hubbrett mit sich fort. Tallys Ohren waren taub durch den Lärm und Wirbel im Sog des Helikopters, und eine entsetzliche Sekunde lang sah sie die gewaltigen Rotoren vor sich wie eine riesige verschwommene Wand. Ihr ohrenbetäubendes Dröhnen hämmerte durch ihren Körper.
    Aber statt sie in Fetzen zu schneiden, schleuderte die Wut der Rotoren Tally zurück. Sie drehte sich in der Luft und der Horizont drehte sich um sie. Einen Moment lang versagte sogar ihr Special-typischer Gleichgewichtsinn und die Welt schien ins Chaos zu stürzen.
    Nach einigen Sekunden im freien Fall spürte Tally, wie etwas an ihren Handgelenken riss, und sie bewegte die Hände, um ihr Hubbrett zu rufen. Das hatte sich wieder ausgerichtet und schoss in Höchstgeschwindigkeit auf sie zu, seine Hubrotoren waren so heiß, dass sie weißer aussahen als die Sonne.
    Tally griff nach dem Brett und die überhitzte Oberfläche verbrannte ihre Finger trotz der Handschuhe. Der Gestank von Griffplastik kurz vor dem Schmelzen fuhr ihr in die Nase. Es war so heiß, dass Tallys Tarnanzug zur Panzerung überwechselte, um ihr ein wenig Schutz zu bieten.
    Tally wirbelte noch immer herum und hing einen Moment unter dem Brett, bis sie sich mit Hilfe seiner flügelähnlichen Form stabilisieren konnte. Dann rollte sie sich darauf und erho b sich in Flugposition.
    Sie schaltete den Tarnanzug zurück auf Himmelsblau und schaute nach vorn – der Helikopter verschwand bereits in der Ferne.
    Tally zögerte, ihr war klar, dass sie jetzt aufgeben und an den Treffpunkt zurückkehren sollte, um auf die nächste Gruppe von Flüchtlingen zu warten. Bestimmt flogen die Helikopter diese Strecke regelmäßig.
    Aber Zane steckte dort drin und sie konnte ihn jetzt nicht verlassen. Shay und die anderen Specials waren vielleicht doch schon längst unterwegs.
    Tally trieb ihr überhitztes Brett an. Der Helikopter hatte durch die Wende an Höhe und Geschwindigkeit verloren und sie holte schnell auf.
    Die Hitze des Hubbrettes verbrannte jetzt ihre Fußsohlen und Tally spürte, wie die Vibrationen sich unter ihr änderten. Die Metallrotoren weiteten sich in der weißen Hitze und veränderten Klang und Oberfläche des Brettes. Tally trieb es weiter an, bis der Wind, der den Helikopter umwirbelte, wieder auf sie einschlug und die Luft dröhnte, als sie den nächsten Annäherungsversuch

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