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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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schnaubte. „Na, wenn du es so eilig mit der Landung hast, dann nimm beim nächsten Mal eine Bungeejacke!“
    Plötzlich stieg eine Welle des Ärgers in Tally auf. Dieser alternde Durchschnitts-Pretty wollte einfach nicht die Klappe halten. Sie beschloss, dass dieses Gespräch sie langweilte, also streifte sie die Kapuze des Tarnanzuges ab und bleckte die Zähne. „Nächstes Mal ziel ich vielleicht auf dich!“
    Der Mann schaute ihr gelassen in die schwarzen Wolfsaugen sah ihre Puls-Tätowierungen und ihr Rasierklingenlächeln und schnaubte ungerührt. „Oder vielleicht brichst du dir dann dein hübsches Hälschen!“
    Er machte ein kleines zufriedenes Geräusch und stieg auf die schnellere Spur des Gleitwegs, die ihn wegtrug, ohne dass er sich noch einmal zu Tally umgeschaut hätte.
    Sie blinzelte. Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet. In den Fenstern des vorüberziehenden Hauses sah sie ihr verzerrtes Spiegelbild. Sie war noch immer eine Special, ihr Gesicht wies noch immer all jene Anzeichen grausamer Schönheit auf, die an die uralten Ängste der Menschheit appellierten. Aber der Mann hatte es kaum wahrgenommen.
    Tally schüttelte den Kopf. Vielleicht hielten sich die Specials in dieser Stadt nicht versteckt, so dass er schon häufiger grausamen Pretties begegnet war. Aber was hatte es für einen Sinn, beängstigend auszusehen, wenn alle Welt sich daran gewöhnen konnte?
    Sie ließ das Gespräch in Gedanken noch einmal durchlaufen und stellte fest, dass der Mann ungefähr so sprach, wie sie es von den Förstern in Erinnerung hatte – schnell, deutlich und präzise. Das hier musste also ihre Heimatstadt sein.
    Aber wenn wirklich diese ganze Stadt das neue Smoke war, wo steckte dann Shay? Tally erweiterte die Reichweite ihrer Hautantenne, fand jedoch kein antwortendes Ping. Natürlich waren Städte groß, Shany konnte einfach zu weit weg sein. Oder vielleicht hatte sie ihre Antenne ausgeschaltet und schmollte noch immer, weil Tally sie schon wieder verraten hatte.
    Tally schaute zurück zur Landefläche. Die Motoren des Helikopters liefen noch. Vielleicht war diese Stadt doch nicht New Smoke, sondern nur ein Zwischenstopp zum Tanken. Tally wechselte auf den gegenüberliegenden Gleitweg und steuerte wieder die Landefläche an.
    Einige neue Pretties glitten an ihr vorbei und Tally registrierte, dass sie sich Kostümopis verpasst hatten. Eine hatte viel hellere Haut, als irgendein Pretty-Komitee es jemals gestatten würde, sie trug rote Haare und jede Menge Sommersprossen im Gesicht, wie jene Winzlinge, die sich immer vor Sonnenbrand hüten mussten. Die Haut des anderen war so dunkel, dass sie fast schwarz wirkte, und seine Muskeln zeichneten sich viel zu deutlich ab.
    Vielleicht erklärte das die Reaktion des Mittel-Prettys, oder vielmehr seine fehlende Reaktion. Sicher fand hier irgendwo eine Kostümfete statt, für die alle neuen Pretties sich durch Opis aufgebrezelt hatten. Diese Kostümopis gingen weiter als alles, was in Tallys Stadt erlaubt worden wäre, aber immerhin sorgten sie dafür, dass sie hier nicht allzu sehr auffallen würde, während sie versuchte sich ein Bild von der Lage zu machen. Natürlich war die schwarze Panzerung ihres Tarnanzuges nicht gerade der letzte Modeschrei. Mit etwas Mühe veränderte sie ihn so, dass er der Kleidung der beiden neuen Pretties ähnelte: gestreifte knallbunte Muster, wie man sie bei Tally zu Hause den Winzlingen angezogen hätte. Durch die schrillen Farben fühlte sie sich noch auffälliger, aber als weitere junge Pretties vorüberglitten - mit durchscheinend blassen Gesichtern, übergroßen Nasen und Kleidern in wilden Farben - hatte Tally fast das Gefühl, endlich ins Muster zu passen.
    Die Gebäude hier sahen nicht viel anders aus als die, zwischen denen sie aufgewachsen war. Die zwei bei der Landefläche wirkten wie typische Verwaltungsmonolithen. Tatsächlich trug das näher stehende dann auch die eingemeißelte Aufschrift >Stadthaus< und die meisten Ausgänge des Gleitweges wiesen auf Verwaltungsbehörden hin. Vor Tally ragten Partytürme und Wohnblocks auf, das musste also das hiesige New Pretty Town sein. In der Ferne konnte sie Ugly-Heime und Fußballplätze ahnen.
    Es kam ihr jedoch seltsam vor, dass man New Pretty Town und Uglyville nicht durch einen Fluss getrennt hatte. Es wäre ganz einfach, sich hinüberzuschleichen, überhaupt keine Herausforderung. Wie wollte man denn so Partyknacker abhal ten?
    Bisher waren ihr noch keine Wächter

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